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Kniescheibe rausgesprungen: Spieler erklärt Helfer unter Schmerzen, wie er sie wieder einrenkt
Fußball
In der Partie gegen Kirchderne bleibt ein Spieler des SuS Olfen verletzt liegen. Die Kniescheibe ist raus. Co-Trainer Christian Brüse renkt diese wieder ein, obwohl der kein Physiotherapeut ist.
Was der SuS Olfen in der bisherigen Saison in der Fußball-Bezirksliga an Verletzungspech zu verkraften hat, ist schon außergewöhnlich. Seit dem ersten Spieltag gibt es immer wieder Ausfälle. Auch im Spiel bei Viktoria Kirchderne verlängerte sich die Liste der Verletzten: Marvin Böttcher musste nach einem Zweikampf ausgewechselt werden. Beinahe wäre ein weiterer Ausfall hinzugekommen. Doch der ließ sich unter kuriosen Umständen verhindern.
Es läuft bereits die zweite Hälfte, etwa 70 Minuten sind gespielt, als Jens Wennemann in den Zweikampf mit einem Gegenspieler geht. „Ich wollte den Ball abschirmen. Der Gegner hat versucht, noch dran zu kommen. Er hat dann nicht den Ball, sondern meine Kniescheibe getroffen“, erzählt der 22-Jährige. „Keine Absicht“, betont Wennemann, „aber das war unglücklich.“
Jens Wennemann bleibt mit Schmerzen liegen
Und folgenschwer: Bei der Aktion springt Wennemanns Kniescheibe aus dem Gelenk. Der Verteidiger bleibt liegen. Als „nicht ohne“ bezeichnet er die Schmerzen. Wennemann ruft Betreuer und Co-Trainer Christian Brüse, der herbeieilt.

Jens Wennemann gab Anweisungen, wie sein Knie eingerenkt werden soll. © Matthias Henkel
Der ist aber kein Physiotherapeut – im Gegensatz zu Wennemann. Kurzerhand gibt der Spieler Brüse Anweisung, wie er die Kniescheibe wieder einrenken kann. Wenige Minuten später geht es für den 22-Jährigen weiter. „Ich wollte unbedingt weiterspielen, weil wir gut drin waren“, beschreibt Wennemann seine Motivation zu diesen sehr ungewöhnlichen Schritt.
„Mir hat er gesagt: ‚Wir versuchen das‘“, beschreibt Brüse. „Er hat dann sein Bein entspannt und ich musste es dann mit einem Ruck wieder einrenken. Das habe ich dann einfach gemacht.“
Offenbar hatte die Aktion Erfolg. Wennemann bleibt bis zum Ende des Spiels auf dem Feld und hat danach auch kaum Probleme. „Abends war das Knie etwas gereizt“, berichtet Wennemann. Und er habe einen blauen Fleck davon getragen an der Stelle, an der der Gegner ihn getroffen habe. Unterm Strich verliefen die Verletzung und das Einrenken also glimpflich.
Sicherlich wäre es aber besser gewesen, das Knie von einer geschulten Person einrenken zu lassen. „In dem Moment habe ich da nicht drüber nachgedacht“, gibt Brüse zu, „und im Nachhinein kann man sicher anderer Meinung sein.“ Der Co-Trainer sieht es aber pragmatisch: „Hat ja geklappt“, so Brüse lakonisch.
Christian Brüse ist mit genug Aufgaben beim SuS Olfen ausgestattet
Neben dem Job als Co-Trainer, Betreuer und auch Sportlicher Leiter möchte Brüse nicht noch Olfens Aushilfs-Physiotherapeut werden. „So weit wollen wir nicht gehen“, wehrt er ab. „Mit Anna-Lena Würtz haben wir jemanden, der sich da besser für eignet.“ Doch sie war bei dem Auswärtsspiel nicht vor Ort. Wennemann aber würde Brüse wieder vertrauen, wie er sagt: „Er hat das sehr gut gemacht, ich würde ihn wieder fragen“, sagt er.
Eine Nachwirkung hatte die Aktion am Ende übrigens aber doch noch: „Ich habe zu Hause noch Ärger von meiner Freundin bekommen“, erzählt Jens Wennemann mit einem Lachen. Da alles gut gegangen ist, dürften es alle Beteiligten mit Humor nehmen.
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
