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Herta-Teammanager tritt gemeinsam mit der Mannschaft nach Massenschlägerei zurück
Fußball-Gewalt
Die Mannschaft des SV Herta Recklinghausen ist Geschichte. Der Verein bezog erstmals Stellung und entschuldigte sich. Doch Trainer Chamdin sprach nur von Zuschauern, die involviert waren.
Zakaria Chamdin, Teammanager und Trainer des SV Herta Recklinghausen, ist zurückgetreten. Mit ihm auch die ganze Mannschaft. Am Sonntag gegen Hochlar wird die Mannschaft nicht mehr antreten. Was Chamdin am Donnerstag sagte, widerspricht aber der Beschreibung vieler Vinnumer.
Chamdin nannte der „Recklinghäuser Zeitung“ als Grund für den Rücktritt Morddrohungen. „Die Rote Linie ist überschritten“, sagte Chamdin der „Recklinghäuser Zeitung“ und kündigte an, Anzeige bei der Polizei erstatten zu wollen.
Deswegen habe er nicht nur sein Amt als Trainer niedergelegt, sondern auch das des Geschäftsführers im Verein. Am Mittwoch habe er in einer Mannschaftssitzung seinen Spielern den Entschluss mitgeteilt. „Sie erklärten sich solidarisch und wollen ebenfalls aufhören“, so Chamdin.
Chamdin stellt sich vor die Mannschaft
Nach der Massenschlägerei mit acht Verletzten in Vinnum stehe die Mannschaft selbst unter Schock, sagte Chamdin. „Wir bedauern zutiefst, was unter den Zuschauern abgelaufen ist. Wir sind selbst gegen Gewalt und für einen fairen Sport.“
Doch waren es nur Recklinghäuser Zuschauer, die für die Bilanz von acht Verletzten sorgten? Die Vinnumer Verantwortlichen hatten die Massenschlägerei ganz anders beschrieben. Nach Darstellung von Vereinschef Kunibert Gerij, der das Spiel als Augenzeuge sah, seien auch Spieler in die Gewalttaten verwickelt gewesen.
Diese hätten sogar die Trikots während der Prügeleien ausgezogen, um anhand der Rückennummer nicht identifizierbar zu sein. Das Zeugenvideo, das im Netz kursiert, zeigt außerdem einen Mann in Torhüter-Kluft. „Die waren voll dabei“, sagte Gerij noch am Donnerstagabend auf Nachfrage. Das passt zu den Eintragungen des Schiedsrichters, der in seinen Spielbericht eintrug, dass auch Spieler beteiligt gewesen seien.
Chamdin will sich längst entschuldigt haben
Auch widersprach Zakaria Chamdin Kunibert Gerij, dass der SV Herta keinen Kontakt aufgenommen habe, um sich zu entschuldigen. Chamdin selbst habe Anfang der Woche Kontakt zum Verein gesucht und sich nach den Verletzten erkundigt. „Ich wollte sie im Krankenhaus besuchen, ihnen Blumen vorbeibringen und ihnen gute Besserung wünschen. Ich habe leider noch keine Information, in welchem Krankenhaus sie liegen“, wird Chamdin zitiert.
Was die Schlägerei auslöste und welche Folgen sie hat, dazu äußerte er sich nicht. Man wolle „die polizeilichen Ermittlungen abwarten“, sagt Zakaria Chamdin. Er selbst habe am Sonntagnachmittag von Zuschauern „rassistische Äußerungen“ von Vinnumer Zuschauern gegen seine Mannschaft vernommen.
Vereinschef Ahmad Omayrat ist geschockt
Auch Ahmad Omayrat, Vorsitzender des Vereins, ging erstmals über das hinaus, was er bisher öffentlich gesagt hatte. Omayrat beschränkte sich bisher darauf, nicht vor Ort gewesen zu sein und stattdessen beim Spiel der zweiten Mannschaft gewesen zu sein. Deshalb könne er zu den Vorkommnissen nichts sagen. Donnerstag erklärte er, „geschockt“ gewesen zu sein.
Auch die Reaktionen anderer Vereine, nicht mehr gegen den SV Herta spielen zu wollen, könne er verstehen. „Das hat mich nicht überrascht nach dem, was da am Sonntag passiert ist.“ Auch er schließt sich der Version an, dass die Spieler des Vereins nichts mit den Auseinandersetzungen zu tun haben.
Namen seien ihm nicht bekannt, so der Vorsitzende, der ankündigte: „Wenn ich wüsste, wer das war, werde ich ihn sofort rauswerfen aus dem Verein.“ Den Rückzug des Teams bezeichnete er als traurig.
Kapitän der zweiten Mannschaft verspricht Aufklärung
Ali Mahmoud, Kapitän der zweiten Mannschaft, bezog in einem Zeitungsbericht der „Recklinghäuser Zeitung“ ebenfalls Stellung: „Das ist große Scheiße, was da abgelaufen ist. So etwas hätte niemals passieren dürfen. Wir schämen uns dafür. Und wir wollen uns hiermit bei allen Beteiligten entschuldigen, vor allem bei den Leuten von Westfalia Vinnum.“ Er distanzierte sich von den Gewalttaten und versprach: „Wir werden voll bei der Aufklärung mitwirken. Und wir werden uns offiziell bei den verletzten Leuten entschuldigen.“
„Natürlich gibt es immer auch Zuschauer und Spieler von der anderen Seite, die versuchen zu provozieren. Manchmal geht es auch auf dem Platz hart zur Sache. Das gehört dazu. Aber in diesem Fall können wir die Schuld nicht auf andere schieben“, sagt er.
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
