Bernhard Bußmann: „Eine WM sollte man nicht in so ein Land geben“

© Sebastian Reith

Bernhard Bußmann: „Eine WM sollte man nicht in so ein Land geben“

rnLeichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha

Bernhard Bußmann hat die Leichtathletik-Weltmeisterschaft am Fernseher intensiv verfolgt. Nicht nur als Fan, auch als Verbands-Offizieller. Was er gesehen hat, hat ihm nicht immer gefallen.

Olfen

, 10.10.2019, 19:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bernhard Bußmann, Vorsitzender des SuS Olfen und eingefleischter Leichtathlet, hat sich der breiten Kritik an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha (Katar) angeschlossen. Bußmann ist auch Vorsitzender des Verbands-Leichtathletik-Ausschusses im FLVW und damit einer der wichtigsten Repräsentanten der westfälischen Leichtathletik.

Wenige Zuschauer im großen Stadion in Doha, ein fragwürdiges Konzept - warum der Weltverband IAAF die WM nach Katar gegeben hat, ist vielen Sportlern nach wie vor ein Rätsel. „Ich bin ins Stadion gekommen und dachte: Das soll hier wirklich eine WM sein?“, fragte die britische Siebenkampf-Olympiasiegerin von 2000, Denise Lewis.

Und auch die deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper sagte: „Hier kommt wirklich kaum Stimmung rüber.“ Kritik gab es außerdem daran, unter welchen Hitze-Bedingungen die Marathonis laufen mussten.

Wettkämpfe waren nicht „athletenfreundlich“

Bernhard Bußmann, seit vielen Jahren Chef der Olfener Leichtathletik und des Gesamtvereins, kann all das gut nachvollziehen. „Das war nicht gerade athletenfreundlich. Aus sportlicher Sicht sollte man eine WM nicht in so ein Land geben. Und aus politischer Sicht unterstütze ich das auch nicht“, sagte Bußmann. Das Emirat ist eine Monarchie, folgt weitestgehend der Scharia und steht unter dem Verdacht, Terrorgruppen zu unterstützen.

Vor allem die Hitzeschlacht bei den Wettkämpfen außerhalb des Stadions war Bußmann ein Dorn im Auge. Es sei eine Grenze überschritten. „Es ist lebensgefährlich, so etwas durchzuführen. Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Die Athleten bereiten sich jahrelang intensiv darauf vor“, sagte Bußmann, der die Wettkämpfe abends vor dem Fernseher im Bodensee-Urlaub verfolgte.

Hochsprung-Siegerehrung: Mutaz Essa Barshim aus Katar steht auf dem Podium mit Michail Akimenko und Ilja Iwanjuk, beide aus Russland, bevor die Siegerehrung verschoben wurde, da das Stadion fast komplett leer war.

Hochsprung-Siegerehrung: Mutaz Essa Barshim aus Katar steht auf dem Podium mit Michail Akimenko und Ilja Iwanjuk, beide aus Russland, bevor die Siegerehrung verschoben wurde, da das Stadion fast komplett leer war. © dpa

Fernsehfreundliche Wettkämpfe, leeres Stadion

Überhaupt seien die Wettkämpfe sehr fernsehfreundlich gewesen - zum Leidwesen der Athleten: „Für die Zuschauer am Bildschirm war das schön, aber im Stadion war ja nichts los. Da ist nichts zu beschönigen. Wie wenige Zuschauer beim 100-Meter-Finale der Frauen waren... “, sagte er. 3000 waren es nach Medienangaben gerade mal.

Lobend hob er die Bedingungen für die technischen Disziplinen und den Sprint hervor, die Weltklasse-Leistungen möglich machten. „26 Grad, kein Regen - das ist ideal“, so Bußmann. Aber: Problematisch sei der Aufwand, der dafür betrieben würde. Denn das Stadion wurde durch eine Klimaanlage massiv auf eine erträgliche Temperatur heruntergekühlt. Für Bußmann jedenfalls steht fest: In ein Land wie Katar sollte der Verband die Meisterschaften jedenfalls nicht mehr geben.

Große Düsen blasen unter den Zuschauerrängen kalte Luft in das Khalifa Stadion, um eine niedrigere Temperatur im Stadion zu erreichen.

Große Düsen blasen unter den Zuschauerrängen kalte Luft in das Khalifa Stadion, um eine niedrigere Temperatur im Stadion zu erreichen. © dpa