Aus sportlicher Sicht hatte das Landesliga-Duell zwischen dem FC Nordkirchen und dem FC Epe vor knapp zwei Wochen alles zu bieten, was das Fußballherz begehrt. Ein mutiger Underdog, der das favorisierte Spitzenteam an den Rand einer Niederlage führt. Und ein Last-Minute-Treffer, der die Partie dann doch noch zu Gunsten des FC Nordkirchen entschied.
Rassistische Beleidigungen gegen Ufuk Ekincier
Es hatte sich also gelohnt, am 29. September den Weg in die Eper Bülten auf sich zu nehmen und das taten auch einige Fans. Statt ihre Mannschaften frenetisch nach vorne zu jubeln, was zweifellos auch einige taten, fielen manche Zuschauer auf negative Art und Weise auf. Ufuk Ekincier vom FCN bekam rassistische Äußerungen zu hören.
Dabei war die erste Halbzeit zunächst eine sehr erfolgreiche für einen der besten Offensivspieler der Landesliga 4. Ekincier kurbelte wie gewohnt den Nordkirchener Angriff an und erzielte auch das Tor zum zwischenzeitlichen 2:1. Kurz vor der Pause flog der 29-Jährige dann aber mit der Gelb-Roten Karte vom Feld.
„Ich stand dann da an der Seitenlinie und dann fragte ein Fan vom FC Epe einen anderen, ob dieser mich denn verpflichten würde, wenn ich zur Verfügung stände“, erinnert sich Ufuk Ekincier. „Dann fragte mich der andere, ob ich Aramäer oder Moslem sei. Als ich antwortete, dass ich Moslem bin, sagte der sofort: ‚Nein, dann will ich dich nicht.‘“
Auch in der zweiten Halbzeit, als der Zehn-Tore-Mann die Sportplatzseite wechselte, um sein Team von dort aus anzufeuern, gab es weitere Beleidigungen. „Es wurde gerufen: ‚Raus mit dem Scheiß-Müslimann‘“, erzählt Ekincier, der sowohl in Deutschland geboren ist, als auch deutsche Eltern hat. „Mein Vater ist mit 17 Jahren aus der Türkei hier hergekommen“, sagt er.

Nach dem Spiel dachte der Nordkirchener daran, dass er diese ganzen Geschehnisse ad acta legen wolle. „Doch das ging nicht. Mittlerweile bin ich 29 Jahre alt und habe sehr viel erlebt. Aber Rassismus wird im Amateurfußball so extrem verharmlost. Diese Szenen gibt es immer wieder und deswegen wollte ich etwas dagegen machen“, erklärt Ekincier.
Also schrieb er einen Brief mit der Aufforderung einer offiziellen Entschuldigung an den FC Epe. Der Vorstand der Münsterländer sollte sich für das Verhalten der eigenen Fans entschuldigen und tat dies auch in einem Gespräch unter den Vereinsverantwortlichen. Ganz zufriedenstellend war das für den Nordkirchener allerdings noch nicht.
FC Nordkirchen mit Last-Minute-Sieg
„Ehrlich gesagt hätte ich mir schon gewünscht, dass mich einer von Epe persönlich angerufen hätte und nicht nur den Vorsitzenden“, so der Angreifer am Mittwoch. Nach einer Vermittlung dieser Redaktion kam der FCE dann aber auch dieser Bitte schnellstmöglich nach. Bereits am Mittwochnachmittag gab es ein ausführliches Gespräch zwischen Ufuk Ekincier und dem Sportlichen Leiter aus den Bülten, Sven Terglane. Damit ist die Sache nun aus der Welt geschafft.
„Wir wollten da in keinster Weise etwas offen haben“, machte Norbert Lünterbusch, Vorsitzender beim FC Epe, deutlich. Er selbst habe die rassistischen Äußerungen nicht mitbekommen, doch als Ordner hat er die „heiße“ Stimmung, die „oft über der Grenze war“, klar bemerkt.
FC Epe ist Problematik bewusst
„Es waren sehr viele Zuschauer am Platz, viele davon waren sehr alkoholisiert. Das Problem haben wir angesprochen und werden uns für die nächsten Heimspiele nochmal anders darauf einstellen“, so Lünterbusch. Am Sonntag (15 Uhr) empfängt der FC Epe die DJK Eintracht Coesfeld in der Landesliga 4.
Der Vorsitzende wollte sich dazu noch einmal persönlich bei Ufuk Ekincier entschuldigen: „Wir wissen, was für ein toller Typ er ist. Sowohl sportlich als auch menschlich. Das haben wir letztes Jahr schon gemerkt, als er noch beim TuS 05 Sinsen war. Der würde auch in die Bülten passen. Dass ihm so eine Scheiße passiert, tut mir persönlich und dem ganzen Verein leid.“

Dass die fußballerische Reise den begnadeten Zehn-Tore-Mann nach Epe zieht, ist dann aber doch etwas unwahrscheinlich. Viel mehr möchte Ufuk Ekincier den FC Nordkirchen zurück in die Westfalenliga schießen, zwei Punkte fehlen dem FCN aktuell zu Tabellenführer Eintracht Ahaus.
„Ich fühle mich endlich wieder bei einem Verein richtig wohl“, freut sich der Angreifer. „Deshalb habe ich Mario (Trainer Plechaty, Anm. d. Red.) auch schon gesagt, dass ich gerne hier meine Karriere beenden würde.“ Dafür hat der 29-Jährige aber noch ein paar Spielzeiten Zeit. Bereits am Samstag (18 Uhr) trifft der FC Nordkirchen auf die Hammer SpVg. Wir übertragen die Partie im Livestream.