Detlev nannten den Waltroper nur die wenigsten. Die meisten riefen ihn Delle. Diesen nicht allzu groß gewachsenen Mann, der dafür eine umso größere Klappe hatte. Er eckte mitunter an, weil er geradeheraus sagte, was er meinte. Dafür konnte er aber auch einstecken, wenngleich manchmal zähneknirschend. Detlev Knößl war authentisch - sein Gegenüber wusste stets, woran es war.
Seine Ehefrau Sandra war seine große Liebe. Am 19. Mai jährte sich ihre Hochzeit zum 30. Mal. Das Familienglück perfekt machte Sohn Marius. Die drei bildeten ein starkes Team.

Ihre Leidenschaft war der Motorradsport. Sandra und Delle genossen ihre gemeinsame Zeit, wenn sie auf ihren „Mopeds“ unterwegs waren. Und sie hatten ein großes Vorbild: den Italiener Valentino Rossi. In ihrem schnuckeligen Zechenhaus in Waltrop ist vielerorts das Symbol „VR 46“ - in Anlehnung an Rossis Startnummer - zu sehen. An der Wand, auf Tassen, auf Hoodies.
Im Sommer 2022 verbrachten sie ihren Sommerurlaub noch in Italien. Und sie wollten ein Jahr später wieder dorthin fahren. Delle haderte zunächst. Doch dann sagte Sandra: „Man lebt nur einmal.“ Und sie buchten den Urlaub.
Detlev Knößl wirkte stets wie aus dem Ei gepellt. Er liebte den Herrenduft „Tabac“, genoss es, zu baden. Und: Er war Fußballer durch und durch. Delle kickte zunächst selbst, fand dann seine Berufung als Jugendtrainer: beim VfB Waltrop, Lüner SV und Teutonia SuS Waltrop. Er schaute aber auch als Zuschauer bei den Oberwiesern vorbei, oder bei der Eintracht. Verabreden musste er sich nicht. Er fand immer jemanden, mit dem er fachsimpeln konnte. Kameradschaft und Lust, noch ein wenig zu kicken, brachten ihn zu den Vikings von Teutonia SuS Waltrop. Seine Trikotnummer? Natürlich die 46!

Der „harte Hund“, der Motorradfahrer, der Sprücheklopfer, der Gladbach-Fan liebte - Schlager. Hier vor allem Roland Kaiser, und besonders das Lied „Sag mir wie, sag mir wo, sag mir wann“.
Dann kam der Tag, der das Leben der Familie schlagartig veränderte: Am 16. Februar 2023 war Delle mit Sohn Marius unterwegs. Es war Weiberfastnacht. Am frühen Morgen des 17. Februar kam er zurück, legte sich ins Bett. Um 5.20 Uhr dann stürzte Detlev Knößl die Treppe hinunter. Mit dem Kopf voran, aufgeprallt auf den Fliesen. Es ging um Leben und Tod, Sandra rief den Notarzt. Es folgen Not-OPs, Koma, Detlev Knößl erlitt ein schweres Schädelhirntrauma und Hirnblutungen.
„Sag mir wann“: Zu jenen Klängen war er später aus dem Koma erwacht. Karten für ein Kaiser-Konzert hatte Sandra ihrem Mann 2022 zu Weihnachten geschenkt. Doch als es anstand, lag er bereits mit schwersten Kopfverletzungen im Krankenhaus. Sandra und Marius beschlossen gemeinsam, dennoch hinzugehen - es war ein sehr bewegender Abend. Dieses Lied sang Roland Kaiser an diesem Abend aber glücklicherweise nicht. Das hätte Mama und Sohn wohl an den Rand des emotional Erträglichen gebracht.
Gedenkfeier am 22. Juni
Seit dem 26. Juni 2023 versorgten Sandra und Marius ihren über alles geliebten Mann und Papa zu Hause rund um die Uhr. Überwältigt von der Anteilnahme von Freunden, Bekannten und Weggefährten. Optimistisch, dass er wieder in ein lebenswertes Leben zurückkehren würde. Im Oktober 2023 erzählte Sandra dieser Redaktion die Erlebnisse seit dem 16. Februar 2023. Die Überschrift lautete damals: „Der Kampf seines Lebens“.
Am Dienstag, 11. Juni, hat Delle Knößl diesen Kampf verloren. Er starb im Alter von 55 Jahren.
Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis zu einem späteren Zeitpunkt im Seegebiet vor der Insel Fehmarn statt, der zweiten Heimat der Knößls. Eine Gedenkfeier beginnt am Samstag, 22. Juni, um 11 Uhr im Vereinsheim von Teutonia SuS Waltrop. Trauerkleidung sollen die Gäste nicht tragen. „Kommt so, wie Detlev euch kannte“, heißt es in der Todesanzeige. Und ganz sicher werden viele Freunde und Weggefährten kommen, um Abschied zu nehmen. Von ihrem Freund. Und von ihrem Delle.