Der dubiose Trainer Christian P. ist zurück. Zahlreiche Vereine haben in der Vergangenheit Vorwürfe gegen ihn erhoben. Den Namen des Trainers haben wir verändert, er heißt weder mit Vornamen Christian, noch beginnt sein Nachname mit P. In Norddeutschland und Westfalen soll er seine Mannschaften um Geld gebracht und über seinen persönlichen Hintergrund gelogen haben.
Ein Verein, der dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) angehört, wollte in der vergangenen Woche mit Christian P. zusammenarbeiten, entschied sich nach einem Hinweis aber dagegen. Ein weiterer Klub habe ihn nach zwei geleiteten Probetrainings selbst enttarnt.
Diese Redaktion hat Christian P. mit den Vorwürfen konfrontiert und um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. P. antwortete per Mail. Im Rahmen der ersten Berichterstattung im Herbst 2020 war eine Anfrage per Mail noch ohne Antwort geblieben.
Im folgenden Verlauf dieses Textes stellen wir P.‘s Aussagen den Recherche-Ergebnissen dieser Redaktion gegenüber. Auch hier ergeben sich zahlreiche Ungereimtheiten.
Ungereimtheit 1: Persönlicher Hintergrund
P. gibt an, mit Ausnahme seines aktuellen Familienstandes und seiner Herkunft den Vereinen stets wahrheitsgemäß über seinen persönlichen Hintergrund berichtet zu haben.
Das widerspricht den Informationen dieser Redaktion. Demnach hat Christian P. mindestens einem Verein gegenüber auch bezüglich seiner Arbeitsstelle gelogen. Der vermeintliche Arbeitgeber hatte uns dies auf Anfrage bestätigt.
Christian P. gibt Lüge zu
P. räumt sogar explizit ein, bei einem Verein, bei dem er in der zweiten Jahreshälfte 2019 aktiv war, über seine Herkunft nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Auf unsere Anfrage gibt er einen Geburtsort an, der sich auch mit unseren Recherche-Ergebnissen deckt.
„Ich weiß, dass es falsch und dumm von mir war“, sagt P. in seiner Stellungnahme zu der Tatsache, falsche Angaben bei dem Verein zu seiner Person gemacht zu haben. „Jedoch sah ich für mich keine weitere Chance. Ich hatte nie böse Absichten, sondern habe mich voll in den Verein eingebracht“, schreibt Christian P.
Ungereimtheit 2: Eingesammelte Gelder
Gegen die Vorwürfe, die eine Vielzahl an Vereinsverantwortlichen gegen ihn erheben, wehrt sich Christian P. „Ich habe keine Gelder von Eltern veruntreut oder unterschlagen“, sagt er.
Bei einem Verein habe er Gelder für ein Trainingslager eingesammelt. Die Summe von 900 Euro sei bei einem Wohnungseinbruch gestohlen worden. Die zuständige Polizei gab auf Anfrage dieser Redaktion mit Hinweis auf den Datenschutz keine Auskunft zu dem Vorfall. Sportlich sei er bei jenem Fußballklub erfolgreich gewesen, betont P. wahrheitsgemäß.
Um den dubiosen Trainer Christian P. war es zuletzt längere Zeit ruhig geworden. Im Herbst 2022 tauchte er wieder auf. In einem neuen Einzugsgebiet in Westfalen bewarb er sich wieder bei zahllosen Vereinen. Die wussten aber, mit wem sie es zu tun hatten. P. überzog sie mit Whatsapp-Terror und drohte mit Klagen. Das zeigt unsere aktuelle Recherche. Sie belegt aber auch: Gegen Christian P. gibt es ein Kinderpornografie-Urteil. Wir fassen auch nochmal die ganze Geschichte des Christian P. zusammen.
Bei einem weiteren Verein sei ein offener Betrag laut P. zurückgezahlt worden. Jener Klub hatte das im vergangenen Jahr allerdings etwas anders dargestellt. Die verärgerten Eltern seien P. eigenmächtig aufgelauert, um ihre Forderungen durchzusetzen, hieß es von den Verantwortlichen.
Der Verein ist in einem sozialen Brennpunkt einer norddeutschen Großstadt beheimatet. P. sei dort im Winter 2018/2019 als Trainer einer F-Jugend beschäftigt gewesen, so der Klub.
Ungereimtheit 3: Falsche sportliche Vita
Christian P. gibt an, in der Vergangenheit bei zehn Vereinen aktiv gewesen zu sein. Auf Nachfrage zählt er alle Klubs auf. Mindestens drei Vereine, mit denen diese Zeitung im Rahmen der Recherche zu dem dubiosen Trainer gesprochen hat, fehlen in der Auflistung. Auch hier sagt P. offenbar nicht die Wahrheit.
Trotz der vielen Vereine, die inzwischen Abstand von Christian P. genommen haben, hätte ihn im Juni beinahe der nächste Klub verpflichtet. Der Fußballverein wollte P. schon als Trainer seiner ersten Mannschaft vorstellen, erhielt dann aber einen Tipp über dessen Hintergrund und sagte Christian P. ab.
Ungereimtheit 4: Erfundener Spieler
Besonders kurios: P. erwähnte im Rahmen der bereits begonnen Kaderplanung einen Fußballer, den er zum neuen Verein mitbringen wollte. Die dazugehörigen Sprachnachrichten des Messenger-Dienstes WhatsApp liegen dieser Redaktion vor.
Darin beschreibt P., dass der Wunschspieler seinen bisherigen Verein zwar verlasse, jedoch plötzlich einem anderen Klub seine Zusage gegeben habe. „Man kann sich anscheinend heute nicht mehr auf das Wort eines Menschen verlassen“, sagt Christian P. in einer Sprachnachricht an die Sportliche Leitung des Klubs.
Christian P. lügt wieder
Das gilt offenbar auch für das Wort von Christian P. selbst. Denn sowohl der angeblich abgebende, als auch der aufnehmende Verein des Spielers gaben auf Nachfrage an, den Fußballer nicht in ihrer Mitgliederkartei zu führen.
P. bestätigt, dem Verein gegenüber erwähnt zu haben, dass er versuchen könne „den einen oder anderen Spieler zu holen“. Dabei habe er jedoch keine Namen genannt. In einer Sprachnachricht ist allerdings klar zu hören, wie er den Nachnamen seines vermeintlichen Wunschspielers erwähnt.
Ungereimtheit 5: Enttarnung und Hausverbot
Ein weiterer Verein führte mit Christian P. zwar gute Gespräche, blieb aber skeptisch. Nach zwei positiven Trainingseinheiten mit einer Jugendmannschaft des kleinen Klubs entschied sich der Verein allerdings gegen eine Zusammenarbeit.
P. gibt an, dass der Verein einen Tipp von einem Journalisten bekommen habe. Dem widerspricht ein Funktionär des Klubs, der sich eigenständig im Internet und bei einem Ex-Verein P.´s informiert und Christian P. schließlich schnell entlarvt hatte.
Dieser behauptet, dass der besagte Klub kein Platzverbot gegen ihn ausgesprochen habe. Auch hier ist der Verantwortliche des Vereins ganz anderer Auffassung: „Wir haben dann nochmal mit ihm gesprochen, ihm gesagt, dass er bei uns kein Trainer wird und ihm ein Hausverbot ausgesprochen.“
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