Daniel Koseler ist nicht erst seit diesem Sonntag (16. Februar) als großer Motivator bekannt. Selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen schafft er es, seine Mitspieler nochmal zu pushen. Welchen Einfluss sein Satz kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit wirklich hatte, ist im Nachhinein schwer zu bemessen. Doch als er beim Stand von 4:3 für den Lüner SV meinte „Jungs, denkt an das Hinspiel“, schienen die Spieler des SV Vestia Disteln noch einmal mehr angestachelt. Dank zweier Tore in der Nachspielzeit drehte der Westfalenligist anschließend tatsächlich noch das furiose Spiel zum 5:4.
Rückblick: Im Hinspiel war es Niels Veverka, der in der 97. Minute noch das 1:1 erzielte. An jenes Spiel wollte Koseler die Distelner also erinnern. Was im Rückspiel in der Nachspielt noch passierte, konnte der Spielertrainer nach Abpfiff noch nicht glauben: „Unglaublich, dieses Mal ist es in unsere Richtung gekippt“, meinte Koseler mit Blick auf das Heimspiel gegen die SpVgg Horsthausen, als die Vestia spät den Ausgleich kassierte und danach noch einen Elfmeter verschoss.
Gegen Lünen war Koseler am Nachspielzeits-Wahnsinn maßgeblich selbst beteiligt. Seine Ecke in der 92. Minute wurde auf Justin Gruber verlängert, der am zweiten Pfosten zum 4:4 einköpfte. Und in der 97. Minute wurde es noch verrückter. Der Ball kam in den Rückraum auf Gruber, der mit einem Flachschuss die Fritz-Erler-Straße zum Beben brachte. 5:4. Unglaublicher Jubel bei Vestia-Anhängern, Spielern, Trainern.
Rote Karte für Aker-Ali Arslan
Auf der anderen Seite war die Gefühlslage komplett anders. „Wir haben uns um den Lohn gebracht. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Du darfst keine fünf Gegentore kassieren. Den Spielverlauf hätte ich mir so nicht erdenken können“, fasste ein sichtlich geknickter Lünen-Trainer Hayrettin Celik zusammen, der sich auch über die Länge der Nachspielzeit ärgerte. Statt der angezeigten sechs Minuten wurden sieben nachgespielt.
Viel mehr ärgerte er sich aber über die Rote Karte für Aker-Ali Arslan, der Niklas Trakowski schubste und in der 87. Minute vom Feld musste. „Da gibt es nichts zu beschönigen. Danach haben wir den Faden verloren. In der einen Situation haben wir uns von Emotionen leiten lassen.“ Mit der Einstellung und der Spielweise war der Trainer ansonsten aber grundsätzlich zufrieden.

Auch die Winter-Neuzugänge machten einen guten Eindruck. Vor allem Serdar Bingöl ragte mit vier Vorlagen heraus. Viermal brachte der Außenverteidiger den Ball von links in die Mitte. Dreimal war Mateus Ajala Cardoniz der Abnehmer, einmal Dario Biancardi.
Schon in der zweiten Minute traf Cardoniz zum 0:1. Linus Waldner antwortete mit einem Schuss aus dem Strafraum nur drei Minuten später. In der 34. Minute machte Justin Gruber sein erstes von insgesamt drei Toren, als er im Rückraum von Sven Hahnenkamp freigespielt wurde und per Direktabnahme traf.
Lüner SV führt in Hälfte zwei zweimal
Noch vor der Pause konnte Cardoniz mit seinem zweiten Treffer zum 2:2 ausgleichen (45.+1). In der 47. Minute drehte der Lüner Neuzugang das Spiel zum 2:3. Doch die aufopferungsvoll kämpfende Vestia gab nicht auf, drückte und kam durch Daniel Koselers Flachschuss nach einer Hahnenkamp-Ecke zum 3:3 (56.). Dario Biancardi war nach 70 Minuten in der Mitte frei und stellte auf 3:4.
Beide Teams gaben sich bis zum Ende nichts. Die runderneuerte Lüner Mannschaft spielte stark und nicht wie ein Tabellenletzter. Die Vestia auf der anderen Seite spielte auch toll und hätte kurz vor dem 4:4 auch noch einen Elfmeter bekommen müssen, als Niels Veverka im Strafraum klar gefoult wurde.
Auch wenn Dr. Hüseyin Sahin nicht auf den Punkt zeigte, war der Jubel nach dem Comeback in der Nachspielzeit in Disteln riesig. Dank zweier Gruber-Tore und Koselers Motivation.
Westfalenliga 2: SV Vestia Disteln - Lüner SV 5:4 (2:2)
Vestia: Weeke - Barlage, Röttger, Hahnenkamp, Gruber, Zuk (81. Müller), Sellinat, Waldner, Koseler, Veverk, Gola (86. Trakowski)
Lünen: Rothkamm - Bingöl, Malcherek, Delija, Ajala Cardoniz, Yesilmen (61. Czarnecki), Erdogan, Ulusoy (65. Arslan), Putzig (73. Yilmaz), Biancardi (85. Daniel), Diallo
Tore: 0:1/2:2/2:3 Ajala Cardoniz (2., 45.+1, 47.), 1:1 Waldner (5.), 2:1/4:4/5:4 Gruber (34., 90.+2, 90.+7), 3:3 Koseler (56.), 3:4 Biancardi (70.)
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte Arslan (87.)