Den Zeitpunkt auszumachen, an dem das Spiel zwischen dem Lüner SV und Concordia Wiemelhausen komplett kippte, war nicht schwierig: Das war eindeutig die 64. Spielminute. Der LSV führte 2:0 und steuerte auf einen wichtigen Sieg hin, dann aber wurde Ünal Kurtulus mit Gelb-Rot vom Platz gestellt und läutete eine wilde Schlussphase ein, nach der weder die Lüner noch die Bochumer so richtig zufrieden waren.
Westfalenliga 2
Lüner SV – Concordia Wiemelhausen 3:3 (1:0)
Wiemelhausen drehte den 0:2-Rückstand binnen 14 Minute in eine Führung und sah schon wie der sichere Sieger aus – ehe Rene Lindner tief in der Nachspielzeit noch zum 3:3 traf. „Für die Moral war das Tor gut“, befand LSV-Coach Axel Schmeing, der sich nach Abpfiff aber deutlich mehr ärgerte als freute.
Denn gestartet waren die Lüner richtig gut. Beide Mannschaften begannen eifrig und nach einem Schuss der Gäste (8. Minute) übernahmen die Hausherren nach und nach die Kontrolle. Denis Czarnecki nutzte den ersten fein vorgetragenen Angriff und schloss wuchtig ins lange Eck ab – Führung für die Lüner und ein ordentlicher Schub Selbstvertrauen und Sicherheit (10.).
Die Schmeing-Elf verzeichnete bis zur Pause klar mehr Abschlüsse, auch wenn der Lüner Trainer fand: „Die erste Hälfte war relativ ausgeglichen. Wiemelhausen war der Gegner, der bislang am meisten Fußball gegen uns spielen wollte und sich sehr gut mit dem Ball über den Platz bewegt hat.“ In einer ansehnlichen Partie verpassten Sebastian Hahne (18.), Enis Delija (29.) und Pablo Carriazo (41.) den zweiten Treffer, defensiv ließ der LSV kaum etwas zu.
Sebastian Hahne trifft für den Lüner SV
Nach dem Seitenwechsel investierte Wiemelhausen mehr und baute Druck auf, allerdings ohne dabei wirklich gefährlich zu werden. Das 2:0 durch Hahne kam trotzdem ziemlich unerwartet: Einen Fehler im Aufbau nutzte Czarnecki, um den Stürmer tief zu schicken, der zudem vom Ausrutscher Hakan Tüysüz profitierte, sodass Hahne allein aufs Tor lief und lässig vollstreckte (61.)
Alles gut also beim Lüner SV – bis Kurtulus nach überflüssigem Foul in der gegnerischen Hälfte die Ampelkarte sah (64.). „Der absolute Knackpunkt im Spiel“, wusste auch Schmeing, der sich ärgerte: „Das ist so dumm. Dadurch passiert genau das, was nicht passieren soll, der Gegner kommt auf und ist wieder motiviert.“

In der Tat ging ein echter Ruck durch die Wiemelhauser Mannschaft, bei denen die Köpfe drei Minuten zuvor nach dem zweiten Gegentor noch tiefhingen. Gegenteilig stattdessen die Reaktion der Lüner, die sich sofort in der eigenen Hälfte einigelten und für keine Entlastung mehr sorgten. Folgerichtig kamen die Concorden erst zum Anschluss (73.), dann zum Ausgleich (77.) und schließlich auch zur Führung (87.).
„Wir haben danach nochmal alles versucht und der Eifer wurde belohnt“, kommentierte Schmeing die letzte Aktion des Spiels, als Rene Lindner den Ball irgendwie über die Linie stocherte (90.+5). „Was hängen bleibt, ist, dass wir uns komplett selber aus dem Spiel genommen haben“, fand Schmeing nicht so richtig Gefallen am Punktgewinn: „Das sind schon sehr gemischte Gefühle gerade, weil wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben.“
Lüner SV hat noch zwei Spiele
Das änderte sich mit der Hinausstellung von Kurtulus. „Wenn wir heute mit elf gegen elf zu Ende spielen, läuft das Spiel in unsere Richtung. Das war schon echt überflüssig“, ärgerte sich Schmeing abschließend.
Der Abstand zum Tabellenzweiten Wiemelhausen beträgt aus LSV-Sicht nach der Punkteteilung weiter fünf Zähler. Vor der Winterpause reisen die Lüner noch zu Schlusslicht SC Neheim (19.11.) und eröffnen die Rückrunde beim Holzwickeder SC (3.12.).
LSV: Rothkamm – Berger, Delija, Teichmöller, Hahne (67. Vrljic), Carriazo (90. Saritas), Schultz (88. Williams/90. Lindner), Kurtulus, Czarnecki (78. Rosowski), Pihl, Mikuljanac
Tore: 1:0 Czarnecki (10.), 2:0 Hahne (61.), 2:1 Belhilali (73.), 2:2 Tüysüz (77.), 2:3 Wasserloos (87.), 3:3 Lindner (90.+5)
Gelb-Rote Karte: Kurtulus (64./wdh. Foulspiel)
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