Immer mehr Amateurfußballer setzen auf die Dienste von Spielerberatern.

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Spielerberater im Amateurfußball? „Das ist doch eigentlich schon eher witzig“

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Auch auf Amateurebene bringen immer häufiger Spieler eigene Berater mit zu Verhandlungen. In Lünen gibt es dafür kein Verständnis. Es wird sogar von äußerst kuriosen Begebenheiten berichtet.

Lünen

, 10.05.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sie agieren im Hintergrund, treten eher selten in Erscheinung und sind häufig trotzdem das Zünglein an der Waage – die Rede ist von offiziellen Spielerberatern, die im Profifußball schon längst zum Alltag gehören. Doch auch im Amateurbereich scheinen externe Berater immer häufiger in Vertragsverhandlungen involviert zu sein. Sehr zum Missfallen der Lüner Verantwortlichen.

Christian Hampel: „Das ist total überzogen“

Für Christian Hampel, scheidender Trainer des Lüner SV, sind Verhandlungen mit Spielerberatern längst keine Seltenheit mehr. „Ich habe das schon häufig erlebt, dass Spieler zu Gesprächen eigene Berater mitgebracht haben. Das trifft auf völlig unterschiedliche Spielertypen zu“, erklärt Hampel.

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So hätten sowohl gestandene Spieler auf Berater zurückgegriffen als auch junge Nachwuchstalente. „Das krasseste Beispiel war ein A-Jugendlicher aus der Kreisliga, bei dem wir zwar Potenzial für die Westfalenliga gesehen haben, aber als er mit einem Berater ankam, haben wir die Gespräche gar nicht mehr weitergeführt. Das ist dann doch eigentlich auch schon eher witzig“, betont der Noch-Coach.

Christian Hampel hat während seiner Zeit beim Lüner SV häufig mit Beratern zu tun gehabt.

Christian Hampel hat während seiner Zeit beim Lüner SV häufig mit Beratern zu tun gehabt. © Timo Janisch

Für den 50-Jährigen ergebe es keinen Sinn, schon im Amateurbereich mit Spielerberatern zusammenzuarbeiten. „Ich finde das total überzogen und einfach nur Blödsinn. Ab der Regionalliga ist das vielleicht okay, aber das gehört auf jeden Fall nicht in die Westfalenliga“, so Hampel.

Ähnlich sehen das auch die Bezirksliga-Verantwortlichen aus Lünen. Zwar habe man auf diesem Niveau ohnehin noch keine Erfahrungen mit Spielerberatern gemacht, allerdings wäre es auch „nicht mehr lustig, wenn sogar schon in der Bezirksliga damit angefangen werde“, unterstreicht Dennis Köse, Co-Trainer des BV Brambauer.

Spielerberatung beginnt teilweise schon im Nachwuchsbereich

„Wir sind dafür nicht die richtige Adresse. Ich möchte mich doch mit dem Spieler unterhalten und nicht mit seinem Berater. Es geht bei uns nicht darum, das meiste Geld zu verdienen, sondern der Spieler soll gerne bei uns sein“, so Köse.

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Auch der Sportliche Leiter von BW Alstedde, Benedikt Kuhne, sieht im Amateurbereich keine Notwendigkeit für einen Spielerberater: „Wenn der Fußball dein Hauptberuf ist, dann sieht das vielleicht anders aus, aber am Ende machen die Berater den Job ja auch nicht, weil die dich gut leiden können. Da will ja auch Geld verdient werden“, betont Kuhne. Aus diesem Grund könne er es auch nachvollziehen, dass Spielerberater in unteren Ligen nicht gerne gesehen werden.

Rolf Nehling, Sportlicher Leiter von Westfalia Wethmar, sieht Spielerberater auch im Nachwuchsbereich schon als Problem.

Rolf Nehling, Sportlicher Leiter von Westfalia Wethmar, sieht Spielerberater auch im Nachwuchsbereich schon als Problem. © Timo Janisch

Rolf Nehling, Sportlicher Leiter bei Westfalia Wethmar, sieht in offiziellen Spielerberatern derweil allerdings ein Problem, das sogar schon im Juniorenbereich anfängt. „Bei den Senioren sind wir davon bislang zum Glück verschont geblieben, aber man kann beobachten, dass die Nachwuchstalente immer früher abgeworben werden“, so Nehling.

Der Umstand, dass Berater schon in der C- oder sogar D-Jugend bereits auf Eltern zugehen, um ihre Kinder von einem Wechsel zu überzeugen, mache den Fußball letztlich kaputt. „Ich finde es einfach unangemessen, wenn man die Kinder so früh schon derart beeinflusst. Letztlich ist da doch auch immer ein finanzieller Hintergedanke im Spiel.“