Wer die Anlage beim BV Lünen betritt, ahnt wohl nicht, mit welchen Zuständen der Fußballverein in der Geist zu kämpfen hat. Immerhin fällt auf den ersten Blick die moderne Flutlichtanlage und der sich im Top-Zustand befindliche Rasen auf. Klar, der in den 1960er Jahren erbaute Kabinentrakt hatte von außen betrachtet sicher schon bessere Tage, wer aber hineingeht, sieht sofort, dass es um das Innere des Gebäudes wesentlich schlimmer bestellt ist.
BV Lünen hat mit Schimmel zu kämpfen
Schimmel an den Wänden und den Decken, nicht mehr vorhandene Fugen, notdürftig übertünchte Flecken, abblätternde Farbe von den Bänken und den Umkleiden und sogar eine Heizung, die behelfsweise von einem Ziegenstein gestützt wird: Die Mängelliste beim BV ist lang und ließe sich sicher noch fortsetzen. „Das ist schon Jahre so und wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt der Vereinsvorsitzende Florian Dellbrügge. Der Sportliche Leiter des Vereins, Kevin Helmrich, der selbst häufig handwerklich Hand im Verein anlegt, ergänzt: „Wir haben draußen Fenster, da kannst du den Finger durch den Holzrahmen stecken, so morsch sind die. Das Dach muss teilweise repariert werden.“
Und weiter: „Wenn hier mal länger niemand geduscht hat und der Siphon austrocknet, dann riecht es hier recht interessant.“
Nun handelt der Verein, vor allem mit Blick auf den Nachwuchs. „Das ist für Erwachsene irgendwie okay“, so Dellbrügge. „Das Problem ist, zwei Drittel unseres Vereins sind Jugendliche und Kinder. Und für die habe ich mittlerweile echt Bedenken, die hier reinzuschicken. Da muss ganz dringend was passieren.“

Deswegen wird der Verein jetzt auch aktiv, um die Sanierung der Kabinen voranzutreiben. Auf 300.000 bis 400.000 Euro schätzt der BV-Vorsitzende die anfallenden Kosten: „Wir gucken jetzt, was machbar ist.“ Bei den Geistern hoffen sie, dass es Geld aus Fördertöpfen gibt, aber ganz ohne eigenes Zutun wird es nicht gehen, wie Dellbrügge weiß: „Egal wie die Finanzierung aussieht, wir müssen unseren eigenen Anteil leisten.“
Der BV ist bereits auf Sponsoren zugegangen, war außerdem mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt und wird einen Spendenlauf (19. April ab 11.05 Uhr) durchführen sowie über den Förderverein versuchen, möglichst viel Geld zu generieren, um die dringend nötigen Sanierungen zu finanzieren. „Die kommen aber auch an ihre Grenzen“, so Dellbrügge über Letztere. „Wir versuchen, kreative und nicht so kreative Wege zu finden, damit wir uns jeden Cent einzeln verdienen. Die Stadtmeisterschaft kam uns da entgegen. Die haben wir vor allem wegen des Vereinsjubiläums ausgerichtet, aber da ist zum Glück etwas hängen geblieben.“
BV05 will von Öl- auf Gasheizung umstellen
Neben der nötigen Beseitigung der unzureichenden Umstände soll außerdem auch die Öl- gegen eine Gasheizung ausgetauscht werden. „Das ist ja antiquiert und jetzt nicht gerade umweltbewusst“, kommentiert Dellbrügge. Der Vorsitzende hofft nun, auch Unterstützung aus der Politik zu bekommen und durch öffentliche Gelder gefördert zu werden. Das ist insofern nicht selbstverständlich, als es sich bei den Kabinen des BV Lünen nicht um ein städtisches Gebäude handelt, sondern eines, das dem Verein selbst gehört.
Prinzipiell würden die Verantwortlichen in der Geist aber ohnehin eine andere Lösung favorisieren. „Eigentlich kannst du das alles abreißen und neu bauen“, sagt Dellbrügge. „Das Geld haben wir nicht. Wenn ich im Lotto gewonnen hätte, dann wäre das hier schon alles neu. Wir brauchen einfach jede Hilfe, die wir kriegen können.“ 60.000 bis 70.000 Euro traue sich der Verein zu, als Finanzierungsanteil zu stellen.

Dass der Verein möglichst viel in Eigenregie löst, hat er dabei in der Vergangenheit schon gezeigt. Im Gegensatz zu den Kabinen befindet sich das Vereinsheim in einem sehr guten Zustand. Dort befinden sich neuerdings zwei Dartscheiben und eine aus Europaletten selbst gebaute Sitzgarnitur inklusive Tische. „Das haben wir letztes Jahr alles selbst in die Hand genommen“, erzählt Helmrich. Dellbrügge ergänzt: „Es geht ja nicht darum, dass wir einen Palast bekommen. Für die jetzigen Zustände schäme ich mich ein bisschen. Die Kabinen sind ein Schandfleck.“
Im Augenblick ist es so, dass der BV einen Sanierungsfall verwaltet. „Es ist nicht so, dass wir uns hier nicht kümmern“, erklärt Helmrich. Wäre der Verein nicht aktiv geworden, die Zustände wären noch schlimmer. Die technisch längst überholte Belüftung kann längst nicht den Luftaustausch gewährleisten, der nötig wäre. „Seit 60 Jahren wird hier jeden Tag von 30 Leuten geduscht. Wenn dann vier Duschen gleichzeitig laufen, dann zieht die Feuchtigkeit nicht mehr raus“, so Helmrich. Entstandene Schimmelbildung an der Decke wurde daraufhin bekämpft und mit teurer Spezialfarbe überstrichen, um das Problem vorübergehend einzudämmen.
Noch mehr Probleme in der Geist
Da endet die Mängelliste immer noch nicht. „Wenn da drei bis vier Mannschaften hintereinander duschen gehen, dann reicht der Warmwasserkessel nicht aus. Da duscht die letzte Mannschaft kalt“, erzählt Helmrich. Und dann ist da noch der Öltank. „Ein Experte hat mir gesagt, dass die Wände so dick wie ein Blatt Papier sind. Den Öltank zu sanieren, ist unfassbar teuer. Da sprechen wir von ein paar Tausend Euro und es gibt bessere Alternativen“, sagt Dellbrügge. „Es bringt nichts, den fertigzumachen, wenn wir dann nächstes Jahr sagen, dass wir den austauschen wollen.“
Ganz nebenbei seien die Umstände, mit denen der BV Lünen konfrontiert sei, auch ein ganz klarer Standortnachteil, wenn es um die sportliche Entwicklung gehe. „Wenn man hier einen Spieler anderer Vereine hat, der dort unzufrieden ist, weil er nicht spielt, sich vorstellen kann, für uns zu spielen und dann ein Blick auf die Kabinen wirft, dann ist der ganz schnell wieder weg“, erzählt Dellbrügge. „Das wird Kevin auch in Gesprächen merken, dass es Spieler gibt, die sagen, sie gehen in die Kabine nicht rein.“
Deswegen richtet der BV nun den Fokus darauf, die Probleme möglichst zeitnah zu lösen. „Wir können hier vieles mit einer tollen Anlage, tollen Trainings, tollen Typen, die hier aktiv sind, wettmachen, aber ab einem gewissen Zeitpunkt ist es nicht mehr tragbar“, sagt Florian Dellbrügge und stellt noch einmal die Wichtigkeit heraus. „Der Kabinen-Umbau muss dieses Jahr passieren. Das sage ich mit drei Ausrufezeichen.“