Bekannte Torwartschule ist auch in Lünen unterwegs Lehrgang mit Ex-Trainer von Gianluigi Buffon

Von Florian Dellbrügge
Bekannte Torwartschule von Sascha Brandt ist auch in Lünen unterwegs
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Die Zeit für ein Telefonat ist knapp. Also müssen die Fragen schnell gestellt werden. Wer mit Sascha Brandt ins Gespräch kommen will, der muss auch mal spontan sein. Aber der Leiter der nach ihm benannten Torwartschule konnte sich für das Gespräch mit der Redaktion ein paar Minuten freischaufeln. Zwischen zwei Trainingseinheiten. Und direkt vor der Vorbereitung des Wochenendes.

Sascha Brandt gründet Torwartschule

Seit 2013 widmet sich Sascha Brandt den Torhütern in der Region und versucht, sie bestmöglich auszubilden. Dass er dabei große Erfolge feiern kann, dazu kommen wir später im Text. Fangen wir der Reihe nach an. Was bewegt einen Menschen eigentlich, sich auf die spezielle Disziplin des Torhüters festzulegen?

Dazu müssen wir beim Spieler Sascha Brandt anfangen. Bis 2011 hat er selbst zwischen den Pfosten gestanden und versucht, die Bälle vor dem Einschlagen ins Netz abzuwehren. Weil der im Jahr 1975 geborene Brandt sich ein Leben ohne Fußball aber nicht vorstellen konnte, sollte hier auch seine berufliche Zukunft liegen.

„Ich war traurig, nicht mehr selbst spielen zu können. Durch die Arbeit mit der Schule geht die Karriere aber noch weiter. Darin gehe ich wirklich auf“, berichtet Brandt. Also ließ er sich ab 2012 zum Torwarttrainer ausbilden. Und fand dann auch schnell interessante Stationen.

So durfte er unter anderem den Torhüter-Nachwuchs des MSV Duisburg und von Rot-Weiß Oberhausen trainieren und auf ihren Wegen in Richtung Herrenfußball begleiten. „In den kleineren Vereinen gibt es und gab es selten wirklich explizites Torwarttraining. Dann habe ich dann übernommen“, so Brandt.

Der sich Stück für Stück fortbildete und mittlerweile dadurch ein Rundumtraining für seine Schüler anbieten kann. Neben dem DFB-Torwarttrainer besitzt er auch eine Fitnesstrainer-B-Lizenz und agiert als Fachtrainer für Sportrehabilitation. So kommt es auch, dass Spieler nach Verletzungen mit ihm zusammen an der Rückkehr auf den Platz arbeiten.

Ein Lehrgang ist ihm in den letzten Jahren in besonderer Erinnerung geblieben: „2016 habe ich an einem internationalen Torwarttrainer-Tag teilgenommen und durfte dort unter anderem mit Claudio Fillipi arbeiten. Das ist der Torwarttrainer von Gigi Buffon gewesen. Das war schon etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Brandt zurück.

Lehrgänge bei der TSG Hoffenheim

Auch bei der TSG Hoffenheim nahm Brandt mehrmals an Lehrgängen teil und sog das Wissen für seine Arbeit auf. Und auf was legt er dann wert im Umgang mit seinen Torhütern?

Dazu sagt Brandt: „Ich bin keiner, der die Jungs über 100 Hürden springen lässt. Mir geht es viel um den technischen und taktischen Bereich des Torwartspiels. Und mir ist wichtig, dass die Jungs von Anfang an in den maximalen Bereich kommen. Ich wünsche mir alle Aktionen mit einer maximalen Explosivität. Das bringe ich den Spielern bei.“

Sascha Brandt steht vor einem Logo des BV Lünen.
Die Torwartschule von Sascha Brandt ist unter anderem regelmäßig beim BV Lünen. © BV Lünen

Dabei beschreibt er sich selbst als ehrgeizig in der Arbeit. „Es kann auch schon mal lauter werden, wenn jemand nicht sein Potenzial abruft und nicht alles gibt“, so Brandt.

Wie gut seine Arbeit ist? Das zeigen auch die Stationen seiner Spieler. So hat er in den letzten Jahren Spieler in die Regionalligen gebracht, hat derzeit Schützlinge, die bei Türkspor Dortmund oder dem KFC Uerdingen unter Vertrag stehen. Auch Spieler aus Dänemark und Österreich kommen regelmäßig zum Training nach Deutschland zu Brandt.

Torhüter sollen in der Oberliga

„Viele Jungs habe ich von klein auf im Training. Da ist man dann schon sehr stolz, wenn man sieht, wie die ihren Weg gehen“, freut er sich. Und für viele seine Lehrlinge ist Sascha Brandt dabei auch viel mehr als nur ein Trainer. So zeigt auch einen psychologischen Aspekt auf: „Ich entspreche vielleicht nicht unbedingt meinem Alter. Für viele Jungs bin ich auch ein Ansprechpartner in allgemeinen Fragen des Lebens. Da sind viele auch in der Pubertät und haben mal Themen, über die man mit den Eltern nicht sprechen will. Das schafft natürlich auch eine gewisse Bindung. Gerade, wenn man Leute im Einzeltraining dann hat.“

Und dann kommt es abseits davon auch schon einmal vor, dass Torhüter für eine Woche bei ihm wohnen, gemeinsam mit ihm und seiner Frau essen und dann trainieren. „Wir haben mal den Lenno Schmidt dabeigehabt, der ist dann wirklich für ein paar Tage bei uns eingezogen. Der spielt bei der BSG Chemie Leipzig in der Regionalliga Nordost und es war am einfachsten, ihn dann einfach ein paar Tage bei uns zu haben. Wir haben dabei sehr intensiv seine Videos angeguckt und analysiert und auf dem Platz dann am Gesehenen gearbeitet.“

Dass seine Frau ihn bei der Arbeit unterstützt und ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, das ist für Brandt Goldwert. „Meine Frau hält mir den Rücken frei, organisiert viel für mich. Und sie ist auch meine Beraterin, die mir ehrlich ihr Gefühl schildert und mir ihre Meinung sagt. Das ist mir wahnsinnig viel wert. Sie ist mein großer Rückhalt“, so Brandt.

Weil das Gefühl in Gesprächen nicht immer passt, hat Sascha Brandt in den letzten Jahren auch schon Angebote aus Nachwuchsleistungszentren abgesagt. Auch ohne Arbeit im Umfeld der Bundesliga ist Brandt jedoch gut ausgelastet.

Mit seiner Schule arbeitet er an Standorten in Dortmund, Lünen, Witten und Schwerte. Und wenn es mal nicht um Fußball geht, dann entspannt er sich vor dem Fernseher beim Wrestling. Dem Hobby geht er intensiv nach, ist im vergangenen Jahr dafür unter anderem nach Berlin gefahren, um sich eine Großveranstaltung von Weltmarktführer WWE anzusehen. Und im März geht es dafür auch mal kurz rüber nach Belgien.

„Möchte Spieler in der Bundesliga sehen“

Klar ist aber auch, der Fokus wird schnell wieder auf dem Torwartspiel liegen. Einen großen Wunsch für die Zukunft hat Sascha Brandt nämlich. Dazu sagt er abschließend: „Ich habe meiner Frau mal gesagt, wenn ich in Rente gehe, würde ich gerne mal den Fernseher anmachen und in der Bundesliga einen meiner Spieler sehen. Das wäre schon großartig.“

Und dann ist genug gesagt, das nächste Training wartet schließlich schon. Vielleicht ja mit einem künftigen Bundesliga-Torwart. Wer Sascha Brandt mal bei der Arbeit beobachtet, der kann sich zwei Dinge nämlich ziemlich gut vorstellen: In Rente geht er so schnell sicher nicht. Und das Potenzial, einen Bundesliga-Torwart auszubilden, das hat dieser Mann definitiv.