
© Thomas Braucks
Packend bis zur 99. Minute: Sinsen erkämpft Punkt gegen Lünen
Fußball: Westfalenliga 1
TuS 05 Sinsen und Lüner SV liefern sich ein umkämpftes Spiel. Erst in der 96. Minute gleichen die Marler zum 3:3 aus. Nicht der einzige Grund für die Gäste, sich über das Ergebnis zu ärgern.
Nach turbulenten 90 Minuten plus Nachspielzeit lagen die Trainer eine kleine Westfalenliga-Welt auseinander. „Den Punkt nehmen wir gern mit“, sagte Sinsens Dennis Hübner. „Die Mannschaft hat Willen gezeigt und immer an sich geglaubt. Deshalb finde ich auch, dass das Ergebnis in Ordnung geht - auch wenn Axel das vermutlich ganz anders sieht.“
Mit der Einschätzung lag der ehemalige Lüner Landesliga-Kicker richtig. „Eine gefühlte Niederlage“ nannte LSV-Trainer Axel Schmeing das 3:3. „Wer das Ding nicht gewinnt, ist einfach selbst schuld.“ Dabei hatte er ein passables Argument auf seiner Seite - und ein richtig gutes. Seine Elf hatte nicht nur die größeren Spielanteile. Sie arbeitete sich auch mehr und klarere Chancen heraus.
Die erste gute Möglichkeit des Spiels legten die Gäste allerdings für den TuS 05 Sinsen auf: Nach einem Eckball flipperte der Ball im „16er“ von einem Lüner Abwehrbein zu Leon Stöhr. Der Mittelfeldspieler fackelte nicht lange und schoss zum 1:0 ein (9.).
TuS 05 verliert nach dem 1:0 den Faden
Was die Gastgeber aus der Führung machten? Nichts. Nach ansprechendem Auftakt war von einem strukturierten Spiel nichts mehr zu sehen. Den Takt gab der Lüner SV vor, der nur vor dem Tor der „05er“ zunächst nicht zur Sache kam. Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde es aber zwingender.
Einen Diagonalpass über 40 Meter legte Nico Berghorst mit der Brust für Mohamed Yarhdi auf - der Ausgleich (44.). Und es kam noch besser für den LSV: In der Nachspielzeit setzte sich Milan Sekulic auf der rechten Seite energisch gegen TuS-Kapitän Emre Köksal durch. Die Flanke „klärte“ Sinsens bester Spieler, Ünal Kurtulus, per Kopf - direkt auf den Fuß von Luca Frenzel. Der Lüner traf den Ball am Strafraum perfekt - 1:2 (45.+3).
Sinsens Trainer Dennis Hübner zog in der Pause die Konsequenzen aus der ersten Hälfte, wechselte und stellte offensiv um. Dem Spiel kam es zugute, dass nun ausgeglichener und sogar besser wurde - nicht selbstverständlich auf dem rutschigen Naturrasen der Bezirkssportanlage.
Foul an Berghorst - Glück für Sinsen
Die mutigere Spielanlage der Gastgeber bot Platz für den LSV, der mehrfach die Chance zum 1:3 hatte. Die beste hätte Nico Berghorst gehabt: Auf dem Weg zum Tor stoppte ihn der Sinsener Gerard Lubkoll mit einer Grätsche auf der Strafraumkante, ohne den Ball zu spielen. Schiri Christian Buschmann drückte beide Augen zu - das hätte wohl Elfmeter geben müssen (59.).
Auf der anderen Seite schickte Angreifer Marius Speker den Ball vom rechten Flügel in den Strafraum, innen hatte Leon Stöhr das beste Timing und grätschte in die Flanke - 2:2 (66.).

Abpfiff in Sinsen: Die einen sind frustriert, die anderen abgekämpft. Das 3:3 zwischen dem TuS 05 und dem Lüner SV hatte zuvor eine Menge zu bieten. © Thomas Braucks
Wenig später war erst mal Schluss: Sinsens Emre Köksal und Lünens Ferdinand Franzrahe rasselten im Luftkampf aneinander und zogen sich Platzwunden am Kopf zu. Beide wurden lange behandelt und mussten von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden.
Sekulic trifft den Ball perfekt - 2:3
Diesen Schrecken steckte der Lüner SV zügiger weg als der TuS 05. Die Partie lief gerade wieder, da schalteten die Gäste nach einem Sinsener Fehlpass blitzschnell. Milan Sekulic nahm den Ball am Strafraum gekonnt mit und vollstreckte per Flachschuss zum 2:3 (76.).
Es kam die Phase, die Alex Schmeing besonders ärgerte: Der LSV hatte Platz und Gelegenheit genug, den sechsten Westfalenliga-Erfolg in Serie unter Dach und Fach zu bringen. Die Gäste verspielten alle Konter - und ließen den TuS 05 Sinsen damit im Spiel. Neun Minuten Nachspielzeit gab es. Die Elf von Dennis Hübner bestätigte darin ihren Ruf, nie aufzustecken und gefährlich bei Standards zu sein. In der 96. Minute drosch Ünal Kurtulus den letzten Sinsener Eckball vors Tor, der Ball flog durch den Fünfmeterraum - bis zu Philipp Demler, der ihn zum 3:3 ins Netz beförderte. Verdient? Darüber waren die Meinungen geteilt. Siehe oben.
- Sinsen: Burkhardt - Grzelka (46. Onofaro), Nabrotzki, Köksal (75. Gülsoy), Kurtulus, Umar (46. Tekin), Noack, Yilmaz, Stöhr, Lubkoll, Speker
- Lüner SV: Hennig - Franzrahe (75. Cygiel), Caliskan, Rivera, Mikuljanac, Mertens, Richter, Yarhdi, Frenzel, Berghorst (84. Abandelwa), Sekulic
- Tore: 1:0 Stöhr (9.), 1:1 Yarhdi (44.), 1:2 Frenzel (45.+3), 2:2 Stöhr (66.) 2:3 Sekulic (76.), 3:3 Demel (90.+6)
- Schiedsrichter: Buschmann (Lennestadt)
- Zuschauer: 120
Hat schon als Schüler über die Spvgg. Erkenschwick geschrieben und ist dem Sport im Vest seitdem als Beobachter eng verbunden. Was gibt es Schöneres, als über Menschen in Bewegung, mit oder ohne Ball, zu berichten? Nicht viel.