Lüner SV mit ungewöhnlicher Kooperation Kreisligist mit internationalem Transfer-Geschäft

Kooperationspartner des Lüner SV holt Profis in die Kreisliga
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Der internationale Transfermarkt ist längst bis in den Amateurfußball vorgedrungen. Ein gutes Beispiel dafür ist der VTS Iserlohn, A-Ligist und Arbeitgeber einiger internationaler Kicker. Die Fäden dahinter zieht Spielervermittler Hayko Ertür (51), der seit vergangenem Sommer wieder in dem Verein engagiert ist und die Iserlohner nach oben bringen will.

VTS Iserlohn kooperiert mit dem Lüner SV

Jüngst hat Ertür eine Kooperation mit dem Lüner SV vereinbart. Der Iserlohner verkündete die Kooperation auf den sozialen Medien und schrieb, beide Klubs wollten „minimum drei Klassen“ nach oben.

Der 51-Jährige ist gut mit Tuna Kayabasi befreundet, der in diesem Winter als Sportdirektor nach Schwansbell gekommen ist und sofort einige Transfers eintütete. Einen davon mit seinem Kumpel aus Iserlohn. Ayala Cardoniz (29), den Ertür laut eigener Aussage auch vermittelte, ist zum Lüner SV in die Westfalenliga gewechselt.

Der Brasilianer spielt seit Jahren in Deutschland, hat unter anderem Türkspor Dortmund mit 29 Toren zum Aufstieg in die Oberliga geschossen. Nach einem Jahr beim BSV Rehden in der Regionalliga Nord ging er zu Iserlohn. Es gab Probleme mit dem Visum, Bürokratie und nicht bestandene Sprachkurse hindern den Torjäger bislang an einer Karriere in höheren Ligen. An Angeboten mangelte es ihm nicht.

Tuna Kayabasi.
Tuna Kayabasi ist seit dieser Winterpause der Sportdirektor beim Lüner SV. Vorher leitete er die Geschicke beim Regionalligisten Türkspor Dortmund. © Korte

Es sei gut möglich, dass der eine oder andere Iserlohner in der nächsten Saison für den LSV spielt, sagte Kayabasi jüngst bei seiner Vorstellung. Die Klubs wollen die Zusammenarbeit auch schriftlich festhalten. Am Dienstag (18. Februar) treten sie in einem Testspiel gegeneinander an. Welche Spieler nach Lünen wechseln könnten, ist aber noch offen, sagt Ertür. Es sei eine generelle Vereinbarung zwischen den Klubs, auch Wechsel von Lünen nach Iserlohn seien denkbar.

Seit 18 Jahren sei er als Vermittler im Fußball aktiv, sagt Ertür. Internationale Kontakte hat er zweifellos, das zeigte er im Sommer und nun auch im Winter wieder. Iserlohn habe nicht nur die Kooperation mit dem LSV, sondern arbeite auch mit Klubs aus Österreich, Bosnien und der Türkei zusammen, erzählt Ertür. Er holte Spieler in die Kreisliga A, die ihr Geld bislang mit dem Fußball verdienten. Unter anderem Reinaldo Keke, der in der österreichischen dritten Liga für SW Bregenz und den FC Dornbirn spielte. Oder George Lewis, der drei Jahre lang im Nachwuchs von Arsenal London spielte. Nach einem halben Jahr in Iserlohn wechselte er im Januar zum norwegischen Viertligisten FK Mjolner.

Und das sind nur zwei von acht internationalen Akteuren, die Ertür innerhalb eines halben Jahres nach Iserlohn lotste. Nicht bei allen davon läuft es reibungslos. So verkündete Ertür im Sommer den Wechsel von Hamidou Maiga, der von einem Klub aus dem Niger kommen sollte.

Es gebe aber nach wie vor Probleme mit dem Visum, erzählt Ertür, weshalb Maiga in seiner Heimat Mali sei. Der Verteidiger spielte unter anderem in der zweiten türkischen Liga und war 2015 bei der U20-Afrikameisterschaft dabei.

Investoren bezahlen die Spieler beim VTS Iserlohn

In der Kreisliga trainieren die meisten Teams zwei bis maximal dreimal pro Woche und verdienen nahezu kein Geld. Anders sieht das bei den Legionären in Iserlohn aus. „Die Brasilianer haben einen Konditionstrainer“, sagt Ertür, mit dem sie auch abseits des Mannschaftstrainings trainieren können.

Die Spieler sind in Iserlohn nur „geparkt“ und sollen sich dort wieder für höhere Aufgaben qualifizieren. Regelmäßig würden Scouts vorbeikommen, sagt Ertür. Das sei eine Chance für die Spieler, die sie in anderen Ländern nicht hätten.

Stellt sich noch die Frage nach dem Lebensunterhalt. Für den würden Investoren sorgen, sagt der Iserlohner Transferchef. Im Gegenzug würden diese Investoren dann an einem künftigen Erlös partizipieren, sollte der Spieler mit einem Wechsel Einnahmen für seine Vermittler generieren.

Im Fußballgeschäft ist es üblich, dass Berater in Form von Provisionen entlohnt werden, die der jeweilige Klub übernimmt. Im Amateurfußball ist das eher die Ausnahme als die Regel.

Hayko Ertür.
Hayko Ertür ist beim VTS Iserlohn für die Transfers zuständig. © Privat

Diese Vorgehensweise, Investoren an Transfererlösen zu beteiligen, nennt sich im Fußballbusiness „Third party ownership“ und ist seit Jahren umstritten. Die FIFA hat die Teilhabe von Investoren an Transferrechten vor zehn Jahren verboten. Verschwunden ist es damit aber nicht, vor allem im Amateurfußball sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Testspiel in Schwansbell

Das hat auch der Lüner SV in diesem Winter bewiesen, der gleich zehnmal auf dem Transfermarkt zuschlug und sich neben Ayala Cardoniz auch die Dienste von prominenten Namen wie Serdar Bingöl und Jeffrey Malcherek sicherte. Beide haben schon in der Regionalliga West gespielt und sollen nun den LSV zum Klassenerhalt führen. Es werden sicher nicht die letzten interessanten Transfers in Schwansbell gewesen sein.