Wenn der Lüner SV am Ende der Saison tatsächlich in die Landesliga absteigt, werden sich alle Verantwortlichen an dieses Heimspiel gegen den SC Westfalia Herne erinnern. Trotz einer Chancenanzahl, die vermutlich für die verbleibenden neun Ligaspiele reicht, und einer wirklich ansprechenden Leistung, kassiert der LSV die nächste Niederlage.
Westfalenliga 2
Lüner SV - SC Westfalia Herne
1:2 (0:2)
Im Prinzip war dieses 1:2 gegen den Traditionsklub vom Schloss Strünkede die Zusammenfassung einer bisher völlig verkorksten Saison. „Die Jungs haben gekämpft wie Löwen. Ich kann ihnen überhaupt nichts vorwerfen“, wusste auch Trainer Bülent Kara nach der Partie, der damit immer noch auf seinen ersten (erspielten) Sieg in Schwansbell wartet.
„Herne weiß gar nicht, wie sie hier gewonnen haben. Wir haben sie teilweise an die Wand gespielt, aber haben es nicht geschafft, den Ball aus fünf Metern über die Torlinie zu drücken“, so Kara. Tatsächlich zeigte der Gastgeber eine der besten Leistungen der bisherigen Spielzeit, drückte Herne auf einem schwierigen Geläuf teilweise komplett hinten rein, doch immer wieder fehlte vor dem Tor ein Stück Glück.
Mal versprang die Kugel im letzten Moment, mal konnte ein Westfalia-Kicker noch seinen Körper in den Schuss bringen und besonders oft war bei Ex-Profi Jeron Al-Hazaimeh Endstation. Der ehemalige Drittliga-Kicker war dazu auch Hauptakteur bei den vielleicht kuriosesten zwei Minuten dieser Westfalenliga-Saison.

Knapp 70 Minuten waren gespielt, als Westfalia Herne bereits mit zwei Toren führte. Kurz vor der Halbzeit hatte der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet doppelt eiskalt zugeschlagen. Erst wurde (natürlich) Al-Hazaimeh bei einem Freistoß völlig alleingelassen und konnte einschieben (42.), dann vollendete Joel Emiliano Trejo einen Konter (45.) sogar zum 2:0.
Und dann lief eben die besagte 70. Spielminute, als Maurice Bank den Ball sehr eindeutig mit der Hand an seinem Gegenspieler vorbeilegte. Die komplette LSV-Verteidigung samt Tribüne sah das Vergehen, ging deshalb von einem völlig berechtigten Freistoßpfiff aus.
Jeron Al-Hazaimeh überragt für Westfalia Herne
Bank allerdings spielte weiter, denn die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. Der 22-Jährige lief alleine auf das Lüner Tor zu, legte quer auf Ex-Hertha-Profi Yanni Regäsel, der zum vermeintlichen 3:0 traf. Der LSV verstand die Welt nicht mehr und diskutierte mit den Unparteiischen und die gaben Lünen tatsächlich recht. Statt Treffer hieß es plötzlich Freistoß.
Das Problem: Herne bejubelte in diesem Moment noch den eigenen Treffer und dabei war das Spiel gerade freigegeben. Die Gastgeber liefen also ungestört auf das gegnerische Tor zu und hätten in Person von Ayala Cardoniz eigentlich treffen müssen. Doch im eigenen Strafraum bekam Tal Mor Bitton irgendwie noch ein Bein dazwischen.
Und so schließt sich der Kreis wieder bei Jeron Al-Hazaimeh. Der Routinier hatte in seiner langen Karriere so eine Szene wohl selbst noch nicht erlebt, diskutierte lautstark minutenlang mit den Schiedsrichtern und sah dafür auch die Gelbe Karte. Am Ende konnte es dem 33-Jährigen egal sein. Weil nur noch Milan Sekulic für den Lüner SV traf, brachte Herne die drei Punkte nach Hause. Durch das Remis vom SV Sodingen rutscht der Schwansbell-Klub dadurch wieder an das Ende der Westfalenliga 2.
LSV: Rothkamm - Daniel (46. Sekulic), Malcherek, Delija, Ayala Cardoniz, Ulusoy (46. Erdogan), Diallo (74. Bena), Yesilmen (65. Czarnecki), Putzig, Biancardi (79. Wiemer), Arslan
Tore: 0:1 Al-Hazaimeh (42.), 0:2 Trejo (45.), 1:2 Sekulic (90.+7)