Der Lüner SV bog gerade auf die Siegerstraße ein und schien Concordia Wiemelhausen mit dem Treffer zum 2:0 den Stecker gezogen zu haben, als Ünal Kurtulus die Gelb-Rote Karte gezeigt bekam. Statt entspannten 25 Restminuten gegen einen am Boden liegenden Gegner sah sich der LSV plötzlich mit dem Rücken zur Wand – wortwörtlich, denn in Unterzahl igelten sich die Lüner in der eigenen Hälfte ein, verteidigten nur noch und das am Ende ohne Erfolg: Wiemelhausen drehte das Spiel innerhalb einer Viertelstunde komplett. Dass der Wendepunkt in dieser Begegnung der Platzverweis war, darüber gab es keine zwei Meinungen.
Rote Karte gegen den Lüner SV
„Wenn wir mit elf gegen elf zu Ende spielen, läuft das Spiel in unsere Richtung“, wusste auch LSV-Trainer Axel Schmeing, was ausschlaggebend dafür war, dass Wiemelhausen nochmal zurückkam. Denn eigentlich fühlte sich das 2:0 von Sebastian Hahne in der 61. Minute wie der Knock-out für die Gäste an. Der Treffer fiel genau in eine Drangphase der Bochumer und schien die Concordia ins Herz getroffen zu haben.
Drei Minuten danach leistete sich Kurtulus ein überflüssiges Foul, flog vom Platz und hauchte dem Gegner neues Leben ein. „Bis zum Platzverweis war das ein ganz gutes Spiel von uns. Wenn du aber so unfassbar dumm bist und hier eine Gelb-Rote Karte kassierst, dann passiert genau das: Der Gegner kommt wieder auf und ist durch die zahlenmäßige Überlegenheit wieder im Spiel, während bei uns die Kräfte schwinden“, regte sich Schmeing auf.
Nachdem Wiemelhausen in der 87. Minute in Führung ging, rafften sich die Lüner nochmals auf und kamen durch Rene Lindner tatsächlich zum Ausgleich (90.+5). Das Tor, nach dem das Spiel gar nicht mehr angepfiffen wurde, erhellte die LSV-Mienen allerdings nicht wirklich – angesichts des Spielverlaufs waren drei Punkte derart nah, dass sich der eine Zähler doch fast schon wie eine Niederlage anfühlte.
Schmeing selbst sprach von „gemischten Gefühlen“, schließlich enteilte der Zweitplatzierte Wiemelhausen zumindest nicht weiter, der Abstand beträgt weiterhin fünf Punkte. Die Freude aber hielt sich erkennbar in Grenzen, Schmeing sagte: „Das ist einfach total ärgerlich, weil es nicht zum ersten Mal passiert ist.“

Nicht nur gegen Wiemelhausen schenkte der Lüner SV wegen eines Platzverweises Punkte her. Schon am ersten Spieltag leistete sich der inzwischen zu Türkspor Dortmund gewechselte Marcel Reichwein nach nur zehn Minuten eine Tätlichkeit und der LSV verlor am Ende 0:3. Michael Vrljic sah beim damaligen Letzten FC Lennestadt in Führung liegend und noch vor der Pause die Ampelkarte – am Ende stand es 1:1. „Ansonsten hätten wir da nie im Leben Punkte gelassen“, so Schmeing, der mit seinen Spielern hart ins Gericht ging.
„Wenn sich das wiederholt, dann ist es auch als Trainerteam schwierig, erfahrenen Spielern – diesmal hat es Ünal Kurtulus erwischt – den Kopf zu waschen und es frustriert einfach, weil alle anderen laufen, ackern und machen.“ Dass auch diese überflüssigen Punktverluste dafür sorgen, dass die Lüner der Aufstiegsmusik hinterherlaufen, weiß der LSV-Trainer genau: „Wenn sich das nicht irgendwann ändert, dann werden wir oben auch nie eine Rolle spielen.“
Lüner SV hat sieben Punkte Rückstand
Sieben Punkte hat der LSV nun Rückstand auf Spitzenreiter TuS Erndtebrück. Dass es mit etwas mehr Cleverness deutlich weniger hätten sein können oder die Lüner sogar selbst von oben grüßen könnten – maximal frustrierend für Schmeing und Co. Der Trainer bezeichnete das 3:3 gegen Wiemelhausen als Punktgewinn „für die Moral“, wusste aber auch ganz genau, dass es eigentlich ein Sieg hätte geben müssen: „Wir nehmen uns komplett selber aus dem Spiel und das ist voll katastrophal als Trainer, aber auch als Mitspieler.“
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