Der Lüner SV hat einen Lauf, das kann man guten Gewissens sagen. Nachdem der Westfalenligist den Beginn der Saison mit drei Niederlagen und einem Remis ordentlich in den Sand setzte, folgten nun sechs Spiele ohne Niederlage. 14 von 18 möglichen Punkten heimste das Team von Trainer Axel Schmeing ein, kletterte in der Tabelle auf Rang 8 und hat sogar nur vier Punkte Rückstand auf Spitzenreiter TuS Erndtebrück. Der Stotterstart ist im Prinzip vergessen, auch die Berichterstattung über zu spät gezahlte Gehälter und den Trainingsboykott ging scheinbar spurlos an der Mannschaft vorbei: Sie besiegte den BSV Schüren am Sonntag relativ problemlos mit 3:1. Von Zufriedenheit war Schmeing nach dem Spiel aber weit entfernt.
„Das Beste am Spiel war das Ergebnis“, stellte der Lüner Trainer klar und ergänzte: „Wir haben am Ende schon verdient mit zwei Toren gewonnen. Das lag aber vor allem daran, dass wir am Anfang die Fehler in der Hintermannschaft von Schüren ausgenutzt haben und frühzeitig mit 2:0 in Führung lagen.“
Nach dem Doppelschlag aus der 5. und 6. Minute – Ünal Kurtulus und Dominic Schmidt nutzten teils haarsträubende Patzer der Dortmunder aus – hätte sich Schmeing einen Vortrag mit mehr Dominanz, Abgeklärtheit und Ideen gewünscht: „Ich hatte mir nach der Führung schon erhofft, dass wir es mit dem Ball viel ruhiger gestalten, viel strukturierter.“ Bis zur Pause erhöhte Benjamin Teichmöller zwar noch auf 3:0 (40.), gegen sichtlich geschockter Schürener war das aber eigentlich noch zu wenig, zu uninspiriert.
Lüner SV überzeugt nicht
Überhaupt keinen Gefallen fand Schmeing anschließend an dem, was er nach dem Seitenwechsel beobachtete: „Was in der zweiten Hälfte los war, war unkoordiniert und hatte mit Westfalenliga-Fußball nicht mehr ganz so viel zu tun.“ Schüren hatte sich in der Kabine offenbar nochmal gesammelt, kam verbessert auf den Rasen zurück und zum nicht unverdienten Anschluss (54.). Abgesehen von einem Dortmunder Lattentreffer drohte das Spiel nie wirklich zu kippen. Der LSV spielte aber eben auch weit von dem entfernt, was er zu leisten imstande ist – und in der jüngeren Vergangenheit auch schon auf den Platz gebracht hat.
„Im Vergleich zum Spiel in Erndtebrück war das heute ein Unterschied wie Tag und Nacht“, erinnerte sich Schmeing an die wohl beste Saisonleistung seines Teams zurück. Den aktuellen Spitzenreiter schlug der LSV am 6. Spieltag mit 2:1. „Da machen wir ein Bombenspiel, haben eine gute Ordnung, sind mit und gegen den Ball super organisiert“, so Schmeing.
Leistungsschwankungen beim Lüner SV
Wie es zu derart großen Diskrepanzen in den Leistungen des LSV kommt, vermochte Schmeing zunächst auch nicht zu begründen: „Es ist ein erheblicher Unterschied in sehr kurzer Zeit. Den müssen wir uns jetzt erstmal selbst erklären und dann den Hebel ansetzen. Wir haben auf jeden Fall noch eine Menge Arbeit vor uns. Mit der Leistung gegen Schüren bin ich jedenfalls absolut nicht einverstanden.“
Für drei Punkte und eine zaghafte Kletterei in der Tabelle reichte es dennoch, auch die Serie an ungeschlagenen Spielen ging weiter – für Schmeing unbedeutend: „Die Statistik ist schön, bringt mich aber auch nicht weiter. Auch die Tabelle juckt mich aktuell nicht, da habe ich seit sechs Wochen nicht mehr draufgeschaut.“ Viel wichtiger ist es dem LSV-Coach, dass seine Mannschaft wieder besseren Fußball zeigt.

Die nächste Gelegenheit dafür gibt es am kommenden Sonntag. Dann reist der Lüner SV zum FC Iserlohn, für dessen Vorgänger-Verein TuS Iserlohn Schmeing einst selbst die Schuhe schnürte. „Wir müssen schauen, dass wir es dort besser machen. Wenn wir da was mitnehmen wollen, brauchen wir eine bessere Leistung als heute“, ahnte Schmeing.
Und dann, zum Abschluss der obligatorischen Pressekonferenz im Vereinsheim des LSV, fiel ihm doch noch Lobenswertes zum Schüren-Spiel ein: „Neben dem Ergebnis war doch noch etwas gut: die Gelbe Karte von Roso.“ Robin Rosowski, angeschlagen auf der Bank, schlug kurz vor Spielende den Ball weg und holte sich die Verwarnung ab. „Das war seine fünfte. Nächste Woche ist er im Urlaub“, klärte Schmeing auf und lachte: „Eine taktische Meisterleistung!“ Eine solche benötigt der Lüner SV auch kommende Woche auf dem Rasen. Fährt seine Mannschaft in Iserlohn die nächsten drei Punkte ein, gönnt sich Axel Schmeing möglicherweise auch mal wieder einen Blick auf die Tabelle.
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