Lüner Sportverein löst sich im Jubiläumsjahr auf - Corona verhindert würdevollen Abgang

© Hans Blossey

Lüner Sportverein löst sich im Jubiläumsjahr auf - Corona verhindert würdevollen Abgang

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Ein Lüner Sportverein hat die Auflösung des Vereins beschlossen - ausgerechnet im Jubiläumsjahr. Es war aber nicht anders möglich. Der Verein hat sogar mal den MSV Duisburg geschlagen. Wir blicken zurück.

von Dirk Buschmann

Lünen

, 22.10.2020, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Sportvereine haben die Stadt Lünen in den vergangenen Jahren geprägt und ausgemacht. Ein Verein hat sich nun aufgelöst. Und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr.

Die Mitgliederversammlung des Hockeyclubs SSC Lünen beschloss am 1. Oktober die Auflösung des Vereins. Damit gehen 25 Jahre Hockeysport in Lünen zu Ende.

„Wir wollten noch bis zum Jahr unseres silbernen Jubiläums durchhalten und dann würdevoll abtreten“, so Mitbegründer und SSC-Vorsitzender Klaus-Peter Nolte.

Corona-Pandemie verhindert die Sommer-Feldsaison

„Leider hat uns die Pandemie an der Austragung unserer letzten Sommer-Feldsaison gehindert.“ Zuletzt war der SSC mit zwei Jugendteams am Start gewesen.

Gegründet wurde der SSC im Jahre 1995 als „Schul-Sport-Club“ von Schülern und Lehrern der Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Klaus-Peter Nolte hatte das Hockey-Projekt ins Leben gerufen und versuchte, regelmäßig Spielgegner zu finden. „An den Schulen wurde kaum Hockey gespielt, aber in den Vereinen des Westdeutschen Hockey-Verbandes.“ Also wurde flugs ein Verein angemeldet. Fortan nahm der SSC am Verbands-Spielbetrieb teil.

Auf Erfolge hieß es warten. Ist Westfalen im Hockeysport nur der Hinterhof des Rheinlandes mit seiner nationalen Hockey-Elite, so war der SSC den regulären Hockeyclubs Westfalens regulär völlig unterlegen - und das nicht nur, weil das Training in Lünen erst mit 12 Jahren, nämlich ab dem fünften Jahrgang der Hockeyklasse begann. Auch eine „eigene Anlage“, wie die meisten Hockeyklubs, hatte der SSC nicht - überall war der SSC stets nur geduldeter Gast: Das Hallentraining in der Rundsporthalle störte den Betrieb der LSV-Handballer, die Hallen-Heimspiele in der Halle des Stein-Gymnasiums hatten den LSV-Turnern auszuweichen. Der Wüstenknapp-Rasen sah die ersten Hockey-Gehversuche, wenn die LSV-Kicker nicht dort waren.

Als der VfB Lünen 08 anno 2012 an der Dammwiese den begehrten Kunstrasen erhielt mit der Maßgabe, ihn mit dem Hockeyclub zu teilen, wussten die meisten Kicker nicht mal, „dass es in Lünen so etwas gibt“.

Das aber änderte sich bald. Die einstige Schießbude aus Lünen brachte spielstarke Jahrgänge hervor, die im Schulsport als auch im Hockeyverband erste Westfalen-Titel holten und dadurch an NRW- und Westdeutschen Meisterschaften teilnahmen. Bergisch Gladbach, Mettmann, Viersen, Wuppertal hießen nun die Auswärtsziele der Lüner.

Selbst in internationalen Hockey-Hochburgen wie Mülheim oder Krefeld waren die Lüner ein fester Begriff. Auch die Männer schafften es aus der vierten in die zweite Verbandsliga. Mit den Erfolgen stieg das Presse-Echo und damit der Bekanntheitsgrad: Zeitweise liefen bis zu sieben Jugendteams für den SSC auf. In den Jahren 2010 bis 2014 stand der SSC im Zenit.

Die A-Jugend 2012 als Westfalenmeister in Soest.

Die A-Jugend 2012 als Westfalenmeister in Soest. © Buschmann

In dieser Zeit kamen „die Sittiche“ auch zu ihrem Spitznamen. Trainer Nolte hatte die gelben Trikots einst zur besseren Unterscheidung eingeführt, „weil sie in Westfalen sonst keiner trug“. Als die Tante eines RN-Reporters die Mannschaftsfotos in der Zeitung sah, fragte sie ihren Neffen: „Was machen deine Sittiche?“ - der Name blieb hängen.

Die weibliche B-Jugend 2013 in der Sporthalle des VfB Hüls

Die weibliche B-Jugend 2013 in der Sporthalle des VfB Hüls © Buschmann

Leider verpuffte der Hockeyboom so schnell, wie er gekommen war. „Wir konnten keine besseren Trainingsmöglichkeiten auftun“, bedauert Nolte, „und konnten ohne Infrastruktur auch keine ausgebildeten Trainer nach Lünen locken. So stand ich allein da mit bis zu dreißig Jungen oder Mödchen - die halt nicht lange geblieben sind.“

„Das Ende war abzusehen“

Außerdem interessierten sich die nachrückenden Jahrgänge an der GGS für andere Angebote als für Sport, zumal für Hockey. In den letzten Jahren trat der SSC mit je zwei Jugendteams und der Männer-Riege an. „Das Ende war abzusehen. Ich hätte niemals gedacht, dass unser Hockeyprojekt 25 Jahre durchhalten würde!“

Ein Ausrufezeichen setzte die B-Jugend noch im Sommer 2019 hinter die Geschichte der Hockey-Sittiche: Sie nahmen an einem Turnier in Meiderich teil und schlugen dort die Gastgeber vom Spielverein. Das ist im Feldhockey vielleicht keine Sensation. Aber welcher Lüner Fußballer, oder gar welcher Lüner Verein, kann von sich behaupten, er hätte den MSV Duisburg geschlagen?