Jule Hake hat in diesem Jahr richtig abgeräumt. Damit ist aber noch lange nicht Schluss. Ihr nächstes Ziel sind nun die Olympischen Spiele. © Patrick Schröer

Kanusport

Jule Hake nimmt Olympia ins Visier

Hinter der Olfenerin Jule Hake liegt ein Jahr der Superlative. Sportlich lief es für die Kanutin des KSC Lünen nahezu optimal. Zudem hat sie das Abitur bestanden, obwohl sie fast nie die Hausaufgaben gemacht hat.

19.09.2018 / Lesedauer: 4 min

Hausaufgaben nach der Schule? Die hat Jule Hake ab der Oberstufe nur selten gemacht. Dafür hatte sie schlichtweg keine Zeit. Bitte? Was gibt es in diesem Alter Wichtigeres als Schule? Das mag sich manch ein Elternteil denken. Faul war die 18-Jährige gewiss nicht. Hake hat nur die Prioritäten anders gelegt. Auf den Kanusport. Ihre Leidenschaft, seit sie zehn Jahre alt ist. Und das Abitur hat sie in diesem Jahr trotzdem geschafft. Mit einem Durchschnitt von 2,0.

Training in den Morgenstunden

Donnerstagmorgen. 9 Uhr. Bootshaus des KSC Lünen. Jule Hake ist schon voller Tatendrang. Mit dem Paddel in der Hand und einem breiten Grinsen empfängt sie uns. Die Uhrzeit ist für sie kein Problem. „Ich trainiere oft auch schon um 5.45 Uhr, habe eine Zeit lang auch vor dem Schulbeginn trainiert“, sagt die Abiturientin. Das Training nimmt bei der Olfenerin viel Zeit in Anspruch. Fast jeden Tag fährt sie zum Bootshaus nach Lünen.

Jule Hake zieht es demnächst nach Essen. Dann will sie dort am Stützpunkt trainieren. © Timo Janisch

„Freitags habe ich meistens trainingsfrei, aber auch dann fahre ich manchmal zum Training“, so Hake, die pro Tag zwei bis vier Einheiten absolviert. Eine Einheit umfasst dabei in der Regel ein bis zwei Stunden und wird unterteilt in Technik-, Kraft- und Ausdauereinheiten. Reiner Herzig, einer von Hakes Trainern, steht der 18-Jährigen bei fast jedem Training zur Seite. „Man braucht ein wenig Talent, Fleiß und Spaß an der Sache. Und man muss bereit sein, sich zu quälen“, beschreibt Herzig einen guten Kanuten.

Kampf gegen Deutschlands Elite

Und gut ist Jule Hake. Sogar sehr gut. Dieses Jahr war vielleicht das bislang erfolgreichste überhaupt. Bei den Deutschen Meisterschaften gehört Hake sowieso zu den Dauergewinnern. Im Kampf gegen die Elite Deutschlands holte sie sich in Hamburg in diesem Jahr Silber. Der größte Erfolg gelang der 18-Jährigen allerdings im Juli bei der U23-Weltmeisterschaft in Plowdiw in Bulgarien. Im Einerkajak über 1000 Meter paddelte sie zu Gold. Im Zweierkajak über 500 Meter wurde sie Vizeweltmeisterin. Genug hat Hake aber noch lange nicht. Sie will mehr. Und peilt jetzt sogar schon die Olympischen Spiele an. „Mein Ziel ist es, nächstes Jahr in den A-Kader zu kommen. Olympia 2020 in Tokio wäre natürlich ein Traum“, sagt Hake und fängt an zu lächeln.

Grundausbildung bei der Bundeswehr

Dass Hake in ihrem Metier erfolgreich ist, ist unbestritten. Aber kann man vom Kanusport leben? „Ganz klar nein“, sagt Hake, die zwar Stiftungsgelder vom Land bekommt, dennoch aber auch an ihrer Karriere neben dem Kanusport arbeiten muss. Psychologie hat sich die Kanutin ausgeguckt. Dieses Fach will sie demnächst studieren. Zudem hat sich Hake bei der Bundeswehr eingeschrieben. Los geht es mit der Grundausbildung am 1. November. „Da mache ich dann sechs Wochen eine Grundausbildung, will mein Boot aber vielleicht auch mitnehmen“, so Hake. Training, Arbeit, Studium: Bleibt da überhaupt noch Platz für den Freundeskreis? Definitiv, sagt Hake.

Die große Leidenschaft von Jule Hake ist das Paddeln. © Patrick Schröer

„Am Wochenende oder nach dem Training unternehmen wir oft was. Zwar nicht den ganzen Tag über, aber für ein, zwei Stunden habe ich immer Zeit“, so Hake weiter. Ob das in Zukunft allerdings auch noch so gut klappen wird, ist fraglich. Denn Hake zieht es aus der Steverstadt weg. Im kommenden Jahr will sie nach Essen ziehen und dort am Stützpunkt trainieren. Dem KSC Lünen will Hake, so sagt sie selbst, für immer treu bleiben. „Der Verein ist eine Familie für mich. Ich fühle mich hier sehr wohl und werde nirgendwo anders soviel Unterstützung bekommen“, sagt sie. Dafür arbeitet sie intensiv an ihrer Kraft, ihrer Ausdauer, Technik und Taktik.

Basis für Olympia

Gemeinsam mit dem KSC, für den sie jetzt insgesamt seit sechs Jahren an den Start geht, will Hake die Basis für Olympia 2020 legen. „Es wäre schön, wenn ich die Großen ärgern könnte. Aber es wird superschwer, in den Kader zu kommen“, so die Noch-Olfenerin.

Trainer Reiner Herzig ist einer von Jule Hakes größten Förderern. © Timo Janisch

Trainer Reiner Herzig sieht das etwas anders, prognostiziert seinem Schützling eine große Zukunft. „Jule hat untertrieben. Sie hat auch schon einen Teil der ganz Großen geschlagen“, sagt Herzig. Der Trainer ist der Meinung, dass Hake auch in diesem Jahr schon im A-Team hätte starten können. „Dass Jule bei der U23 mitgefahren ist, war keine Herabsetzung. Die U23 ist ein Sprungbrett zum A-Kader und um sich zu etablieren. Das hat mit dem Titel und dem Vizetitel geklappt“, so Herzig weiter.

Auch wenn Hake die Schule jetzt beendet hat: Mehr Zeit hat sie für ihr Training durch die Bundeswehr und das Studium nicht. „Dennoch habe ich meine Ziele vor Augen“, sagt sie und wirkt motivierter denn je.

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