Auch mit ganz viel Fantasie ist es unmöglich, sich in die Lage von Hasan Kayabasi zu versetzen. Der Sportliche Leiter der SG Gahmen bangt seit der verheerenden Naturkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet um das Leben von Familienangehörigen. Von seiner Cousine und ihren zwei Kindern gibt es seit dem Erdbeben von Montagmorgen keinerlei Lebenszeichen.
Die 30-Jährige arbeitet als Krankenschwester, lebt mit ihren beiden kleinen Kindern in der Provinz Hatay. Die Kinder sind zwei und vier Jahre alt. Von dem, was sie kennen, ist nicht mehr viel übrig: Die Region ist eine der am heftigsten betroffenen, amtlichen Angaben zufolge sind etwa 1500 Gebäude beschädigt. Tausende der insgesamt mindestens 11.000 Todesopfer werden Hatay zugeordnet (Stand 8. Februar, 16 Uhr). Ob seine Familienangehörigen noch leben, weiß Kayabasi nicht.
Denn auch das Haus seiner Cousine ist eingestürzt. „Nachts, um etwa 4.15 Uhr, als das Erdbeben begann, war sie im Haus mit den beiden Kindern“, berichtet Kayabasi. Irgendwo dort in den Trümmern vermutet er seine Familie.
„Die Zeit wird immer knapper“
Laut WHO sind in Syrien und der Türkei insgesamt 23 Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen. „Es gibt unzählige Opfer, die Schäden sind riesig“, weiß Kayabasi. Und er weiß auch um die Komplexität der Rettungsarbeiten. Aufgrund des enormen Ausmaßes kommt Hilfe noch nicht überall an. „Der Vater meiner Cousine ist dorthin gefahren. Er hat mitgeteilt, dass noch keine Hilfskräfte vor Ort sind. Und dann muss es auch ein professioneller Dienst sein, der die Bergung vornimmt“, so Kayabasi weiter.
Hinzu kommt, dass in der Gegend viel Schnee liege. Das erschwert nicht nur die Arbeiten, auch die Überlebenschancen der Verschütteten sinken mit jeder Stunde. Das ist auch Kayabasi bewusst: „Die Zeit wird immer knapper.“

Doch nicht nur um seine eigene Familie sorgt sich Kayabasi. Er bittet um Spenden angesichts der katastrophalen Situation, um den Millionen Betroffenen zu helfen. Geld, Medikamente, Babynahrung – alles würde gebraucht, alles würde ankommen. Gespendet werden kann beispielsweise an die AFAD, eine Katastrophenschutzbehörde, die humanitäre Hilfe leistet. Auch in Lünen kann gespendet werden: Auf der Langen Straße sammelt beispielsweise Hasan Saylam, Besitzer von Handy Island, noch bis Freitag Spenden.
Die Hoffnung aufgeben will Hasan Kayabasi nicht. Schließlich gibt es auch immer wieder Meldungen, die wie ein Wunder klingen: Am Mittwoch beispielsweise wurde eine Frau in der Südosttürkei 52 Stunden nach dem Erdbeben aus den Trümmern befreit – lebend. Der Sportliche Leiter der SG Gahmen also wartet weiter auf ein Lebenszeichen seiner Cousine und ihren zwei kleinen Kindern. Bis dahin bleibt ihm nur eins: „Hoffen und beten.“
Erdbeben in der Türkei trifft Familie von Dortmunder Fußballer: „Warten immer noch auf Hilfe“
Lüner Ibrahim Sero zum Erdbeben in der Türkei: „Haus meines Onkels ist völlig zerstört“
Sicher spenden nach Erdbeben in Türkei und Syrien: Welche Hilfsorganisationen sind seriös?