Im Alter von 88 Jahren starb jetzt Wolfgang „ Moses“ Mowinkel (12.3.1934-14.12.2022). Fast zwei Meter groß. Nicht nur deshalb ein Mann von Gewicht. Wolfgang Mowinkel, von Freunden nur „Moses“ genannt, war Familienmensch, Mann vom Bau, Jäger, Politik-und Sportfunktionär. Eine ehrliche Haut, die auch im hohen Alter keiner Diskussion aus dem Weg ging.
Die Familie. Das waren seine verstorbene Ehefrau Herta, sind heute die zwei Töchter, der Sohn und die Enkelkinder. Tochter Sigrid war Handballerin und Schwimmerin, Tochter Gaby Volleyballerin, Sohn Michael Schwimmer und Wasserballer. Die Heimat des gebürtigen Lüners von der Viktoriastraße, dessen Vater bis zu seinem Tode 1945 Verwaltungschef der Stadt war, war stets das schmucke Haus in Alstedde.

Der Mann vom Bau wurde er, als er zu Beginn der 60er-Jahre als Industriekaufmann in die frühere Brambaueraner Firma Lorenz Kesting – ein Markenzeichen war der Garagenbau – eintrat. Er stieg bis zum Geschäftsführer auf, baute die Filialen in Berlin und Erfurt mit auf.
Der passionierte Jäger war 30 Jahre als Kommunalpolitiker für die SPD aktiv. Als Ratsherr und Vorsitzender des Sportausschusses bewies er immer wieder sein Durchsetzungsvermögen, kämpfte damals leidenschaftlich um jede Mark für den Sport.
Dem Stadtsportverband gehörte er schon seit 1962 an, war ab 1972 zweiter und von 1986 bis 1997 erster Vorsitzender. Fortan als Ehrenvorsitzender des SSV immer noch präsent, bleiben nicht nur seine Wortbeiträge in Vorstandssitzungen, sondern insbesondere seine alljährliche Ansprache zu Weihnachten und Neujahr im Rahmen der letzten SSV-Vorstandssitzung eines Kalenderjahres in Erinnerung. Gerade die Schwimmfähigkeit der Kinder lag ihm sehr am Herzen, auf deren zwingende Notwendigkeit er auch und gerade die örtliche Politik immer wieder hinwies. Er gründete den Kreis-Sportbund Unna mit, war dort zwei Jahre Vorsitzender.
Über 30 Jahre SVL-Torwart
Erstmals dem runden Leder hinterher lief er in der Fußball-Jugend des BV Lünen 05. Unvergessen für seine Mitspieler ist die Szene, in der er, damals schon ein Hüne, den bedeutend kleiner gewachsenen späteren Trainer Günter Spitzer auf dem Feld schützend auf seine Arme nahm.
Seine wahre Leidenschaft gehörte aber dem Schwimmverein Lünen 08. Am 1. April 1949 trat er diesem bei, war über 30 Jahre als Wasserball-Torwart und im Vorstand, dabei 19 Jahre von 1959 bis 1978 als Vorsitzender, aktiv.
Immer war sein Wort als Ehrenvorsitzender – seit 1996 – bei allem Geschehen, einst um das ehemalige vereinseigene Freibad in Gahmen, dann in den letzten Jahren im neuen SVL-Vereinsheim am Cappenberger See, gewichtig und gefragt.
Wer solch ein Engagement zeigt, wird mit vielen Auszeichnungen dekoriert: Silberne Ehrennadel des Deutschen Schwimmverbandes, Silber und Gold des Westdeutschen Schwimmverbandes, Goldene Ehrennadel des Stadtsportverbandes sind nur einige Beispiele.

Nach seiner aktiven Laufbahn als Sportler und Funktionär beim SV Lünen 08 blieb Wolfgang Mowinkel dem Verein und dem Sport weiter verbunden. Er entwickelte immer neue Ideen und Visionen. Ob es um den Umbau der Bäderlandschaft in Lünen oder um die sportliche Entwicklung des Schwimmsportes beim SV Lünen 08 ging, „Moses“ hatte immer einen Plan und verfolgte diesen zielstrebig und konsequent. Seine Botschaften an Politik, Vereinsvorstand und Aktive sind legendär.
Vorletzten Samstag feierte er als ständiger Gast bei den Heimspielen mit dem SVL-Team – sein Enkel Kai ist dort Stammspieler – den 13:11-Heimsieg über Aachen und damit die Übernahme der Tabellenführung in der 2. Bundesliga. Auch beim Jahresausklang im Vereinszentrum am Cappenberger See war er dabei.
SVL-Vorsitzender Franz-Josef Richter: „Der Verein trauert und wird „Moses“ immer in Erinnerung behalten. Er war ein Unikum und sagte im hohen Alter: ‚Wenn ich gestorben bin, soll die Mannschaft ein Fass Bier auf mein Wohl trinken!“
„Wie ein Tiger im Käfig“
Die Reihe der Zitate von und um „Moses“ ließe sich fast unendlich fortsetzen. Hier noch zwei: „Wenn wir eine Party feierten, hatten wir immer ein offenes Haus. Wer bei uns schlafen wollte, konnte dies. Nur am nächsten Morgen um 8 Uhr weckte uns unser Vater mit dem Blasen seines Jagdhorns. Er sagte, bis 8 Uhr zu schlafen, sei genug“, erinnert sich Tochter Sigrid Mowinkel gern an ihr Elternhaus.
„Die ersten zwei Jahre nach Ende meines Berufslebens fühlte ich mich wie ein im Käfig gefangener Tiger“, blickte „Moses“ einst auf den Beginn seines Rentnerlebens zurück.
Ein Termin für die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung steht noch nicht fest.