Zwei Platzverweise und ein Polizeieinsatz überschatteten das Spiel zwischen dem SV Preußen Lünen und dem TuS Eving-Lindenhorst (1:4). Sportlich war das Duell eigentlich schon erledigt, als es kurz vor dem Ende zur Eskalation kam. Eving führte mit 4:1, hatte die drei Punkte quasi schon im Sack. Da sollte das Spiel eine unschöne Wendung nehmen.
SV Preußen Lünen: Zwei Platzverweise
Innerhalb von zwei Minuten hätte es zahlreiche Fouls von beiden Seiten gegeben, erzählt Stephan Ahland, Sportvorstand des SV Preußen. Er stand als Ordner an der Seitenlinie und sah das Geschehen aus der Nähe. Dann kam es zu einem „überhärteten“ Foul von Preußen, schildert Ahland.
Beide beteiligten Spieler seien „ausgeflippt“. Ein Preußen-Akteur bekam daraufhin die Gelb-Rote Karte und musste so wie sein Teamkollege Thies Adam 25 Minuten zuvor frühzeitig unter die Dusche.
Doch dabei blieb es nicht. Auf beiden Seiten lagen die Nerven blank. Was in der Folge nach dem Foul geschah, darüber haben beide Parteien unterschiedliche Ansichten.

Zuschauer sollen auf den Platz gerannt seien. Einer von ihnen soll einen Preußen-Spieler auf den Hinterkopf geschlagen haben, meint Stephan Ahland. Der Verdacht liege laut dem gastgebenden Verein nahe, dass der Zuschauer zu den Evinger Reihen gehöre. Genau dazu gibt es derzeit noch weiteren Aufklärungsbedarf.
Der Sportliche Leiter aus Horstmar widerspricht dabei den Schilderungen von Ercan Ilkban, Sportlicher Leiter beim TuS Eving. Ilkban sagte nach dem Spiel: „Es war schon viel Provokation von Preußen dabei. Ich glaube, dass die uns persönlich nicht mögen. Als wir gesehen haben, dass der Preußen-Spieler versucht hat, unseren Spieler zu schlagen, ist es eskaliert.“
Ilkban ist auf erneute Nachfrage dieser Redaktion davon überzeugt, dass die an der Rudelbildung beteiligten Zuschauer nicht zu Eving gehören würden und versichert, keine Schläge gegen die beiden Preußen-Spieler wahrgenommen zu haben. „Das habe ich definitiv nicht gesehen.“ Aus seiner Wahrnehmung heraus hätten die Evinger Zuschauer, die auf den Platz liefen, eher zur Schlichtung beitragen wollen.
Spieler machen Zeugenaussagen bei der Polizei
Stephan Ahland wolle die Schuld auch gar nicht von seiner Mannschaft komplett wegnehmen. Der Sportliche Leiter des SV Preußen kündigt deshalb Konsequenzen an. Er und der Vorstand wollen demnach zeitnah vor die Mannschaft treten und nochmal eindringlich klarmachen, dass sie solches Verhalten nicht duldeten. Denn auch von Preußen-Seite habe sich ein Spieler „verbal nicht zurückgehalten“, gesteht Ahland.
Den Zuschauer, der den Preußen-Spieler geschlagen haben soll, habe er festgehalten, erzählt Ahland. Aufgrund der Tumulte habe dieser aber unbemerkt die Anlage verlassen können. Die beiden betroffenen Preußen-Spieler hätten eine Zeugenaussage bei der Polizei gemacht, die zur Sportanlage des SVP kam. Beide stellten eine Anzeige aufgrund der Schläge, die sie abbekommen haben sollen.
Die Polizei Dortmund hat bestätigt, dass zwei Anzeigen wegen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung aufgenommen wurden. Um 17.11 Uhr ging demnach der Notruf ein. „Es haben sich beide nichts geschenkt. Beim Stand von 1:4 ist das einfach unnötig“, resümiert Stephan Ahland.
Kreissportgericht informiert
Auch Patrick Neumann, vorsitzender Sportrichter des Kreissportgerichts Dortmund, äußerte sich gegenüber unserer Redaktion. „Die Erstinformation erhalten wir immer durch den Kreisfußballausschuss (KFA, Anm. d. Red.), bei Bedarf auch direkt am Spieltag. Grundsätzlich gilt es, Prozesse einzuhalten. Der KFA gibt nach Einholung erster Stellungnahmen und Erkenntnissen aus dem Bericht, die Vorgänge dann an das KSG ab. Dies ist heute geschehen“, teilte Neumann am Dienstagmittag mit. Bei den Vorwürfen gehe es darum, dass zwei Zuschauer auf das Feld gelaufen und zwei Spieler des SV Preußen geschlagen haben sollen.
Neumann erklärt weiter: „Der Antrag des KFA beläuft sich auf das Zuschauerverhalten des Vereins TuS Eving-Lindenhorst. Dementsprechend werden wir klären, was hier vorgefallen sein soll. Vorab ist es so, dass Vereine seit der Klarstellung in Form des Paragrafs 9a Rechts- und Verfahrensordnung auch für ihre Anhänger auswärts haftbar gemacht werden können.“
Zunächst gehe es nun darum, in Gesprächen mit den Vereinen zu erfahren, ob eine mündliche Verhandlung vonnöten sei. „Sperren drohen in diesem Fall keine. Lediglich Geldstrafen sind bei Zuschauerverhalten möglich. Sollte es doch ein Spielabbruch gewesen sein, ist auch die Spielwertung zu betrachten. Hier wäre es dann möglich, dass das Spiel umgewertet wird“, fügt der Kreissportrichter hinzu.

Ob das Spiel nun abgebrochen oder abgepfiffen wurde, kann also noch nicht beantworten: „Das ist nach Sichtung des Spielberichts unklar. Der Schiedsrichter schreibt bei der betroffenen Szene von der 88. Minute. Da die Szenerie sich danach abgespielt hat, muss geklärt werden, ob es ein Abbruch war oder eben nicht.“