Der Fußball steht aktuell still. © Nico Ebmeier

Sportvereine

Finanzielle Krise durch Corona? - So gehen die heimischen Vereine mit dem Lockdown um

Der aktuelle Stillstand im Amateursport ist für die Vereine alles andere als leicht. Auch finanziell gesehen. Denn Einnahmen gibt es kaum noch. Doch bei den Klubs in der Region hält man sich noch gut über Wasser.

Lünen, Werne, Alstedde, Olfen

, 06.11.2020 / Lesedauer: 5 min

Zurzeit ist im Amateursport in Deutschland für den kompletten November der Pausenknopf gedrückt. Für die rund 18.000 Sportklubs in NRW bedeutet das nicht nur Stillstand im Training und in den Ligaspielen, sondern auch finanzielle Einbußen. Der Landessportbund (LSB) NRW hat zu diesem Thema bereits im Sommer eine Umfrage gestartet. Rund 4000 Vereine meldeten sich zurück und zwei Prozent der Klubs sahen sich wirtschaftlich existenziell bedroht. Allerdings seien aber wohl einige von einem Wiedereinstieg in den normalen Betrieb nach den Sommerferien ausgegangen, so der LSB.

Von diesem Szenario ist man aber aktuell weit entfernt, denn lediglich die Profis dürfen weitermachen. Beim Landessportbund habe man keinen Zweifel daran, dass eine über den November hinausgehende mehrmonatige Ungewissheit oder weitere Stilllegung die Vereins- und Verbandsstrukturen dauerhaft beschädigen werde. Wie sieht nun die Lage im Verbreitungsgebiet nach schwierigen Monaten und in der aktuellen Sportpause aus?

Verluste vor allem durch Eintrittskarten

Die gute Nachricht vorweg: Existentiell bedroht, ist aktuell kaum ein Sportverein in Lünen, Werne und Olfen. Finanziell sei man noch gesund und der Klub komme gut durch die Pause, sagt beispielsweise Bernhard Bußmann, Vorsitzender des SuS Olfen. Und auch Jens König, Geschäftsführer der LippeBaskets, zeigt sich optimistisch, dass man den Ausfall im November „überleben“ wird. „Belastend“ sei die ganze Situation aber für die Amateursportvereine allemal, findet Manfred Ungetüm von BW Alstedde.

Auch wenn das Geld noch zu stimmen scheint, Verluste haben die Klubs in den vergangenen Monaten trotzdem zu verbuchen. Vor allem die Einnahmen durch den Kartenverkauf für Ligaspiele fehlen. „Das tut schon weh, wenn normalerweise 100 Zuschauer ein Ticket für ein Bezirksligaspiel kaufen und das nun wegbricht“, beschreibt Bußmann die Lage. Hinzu kommen für die Vereine noch die Verkäufe von Speisen und Getränke bei Heimspielen oder kleinen Festlichkeiten.

In Lünen mache man sich zusätzlich noch Gedanken über die Bezahlung der Spieler. Falls die Unterbrechung noch deutlich länger gehen werde, sei das volle Gehalt wohl nicht mehr möglich, so der LSV-Vorsitzende Peter Marx. Ein weiteres Thema sind vergangene Investitionen, denn der Lüner SV hat durch einige Baumaßnahmen sein Stadion erneuert. „Wir dachten natürlich, dass wir die Ausgaben durch Sponsoren und Umsätze wieder reinholen können.“

Bei den LippeBaskets halten sich Einnahmen und Ausgaben aktuell die Waage. Denn viele Dinge wie beispielsweise Melde- oder Schiedsrichtergebühren seien durch die Verschiebung des Saisonstarts noch nicht ins Gewicht gefallen. Jens König gibt aber gleichzeitig zu, dass es sein kann, dass man am Ende Verluste hat. Denn auch ein Start im Januar stehe noch nicht zu 100 Prozent fest.

Soforthilfe als Überbrückung

Eine Möglichkeit, verlorene Einnahmen wieder reinzubekommen, ist die Soforthilfe oder das Sportförderungsprogramm des Landessportbundes. BW Alstedde hatte sich bereits im Frühjahr dazu entschieden, die Gelder in Anspruch zu nehmen. „Wir haben damit die laufenden Kosten gedeckt, denn der Strom, die Heizung und Versicherungen müssen weiter bezahlt werden“, erklärt Ungetüm. Auch in der aktuellen Situation wird im Vorstand diskutiert, ob man erneut einen Antrag stellt. „Das ist keine Frage mehr von Wochen, wir gucken uns die Kontostände an und entscheiden dann.“ Auch der Lüner SV würde die finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen, falls es nicht anders geht. „Wir müssen an die Zukunft denken und wir wollen weiter existieren und unserem Sport nachgehen“, erklärt Marx.

Bereits 660 Vereine haben Förderungen zwischen 250 und 50.000 Euro erhalten, so der LSB. Rund vier Millionen Euro sind nun noch im Topf der „Soforthilfe Sport“. Normalerweise würde die dritte Phase am 15. November auslaufen, doch man habe in einem Schreiben an Ministerpräsident Armin Laschet um eine Verlängerung über den Jahreswechsel hinaus gebeten, so der LSB. „Es wäre geradezu widersinnig, dieses Programm ausgerechnet mitten in einem erneuten Lockdown für den Sport zu beenden.“

Kein Mitgliederschwund zu beobachten

Dauerhaft kommt bei den Vereinen durch die Mitgliedsbeiträge wieder Geld in die Kasse. Doch aufgrund der langen Pausen könnte es zu der Problematik kommen, dass einige Sportler ihrem Verein den Rücken kehren oder den jährlichen Anteil nicht komplett zahlen wollen. Davon ist man bei den Verein im Verbreitungsgebiet aber weit entfernt, bestätigen die Verantwortlichen. Beim BW Alstedde beispielsweise hatte man die Idee, Beiträge auszusetzen oder zu reduzieren. Ein großer Aufschrei bei den Mitgliedern war die Folge, die weiterhin zahlen wollten.

„Die Menschen verstehen, dass nicht der Verein das Problem verursacht hat“, fügt Jens König, Geschäftsführer der LippeBaskets, hinzu. Er führt das positive Verhalten der Sportler auf die hohe Zugehörigkeit zum jeweiligen Verein zurück. Denn der Klub sei mehr als nur Sport, sodass die Leute auch in schwierigen Zeiten die Treue halten würden.

Britta Dassler, sportpolitische Sprecherin und Obfrau der FDP-Fraktion im Sportausschuss, fürchtet durch den aktuellen Stillstand das Schlimmste: „Nun haben wir den Lock-Down 2.0. Wenn jetzt nicht Lösungen folgen, wenigstens den Individualsportbetrieb aufrecht zu erhalten, droht uns ein großes Vereinssterben“, sagt sie in einer Pressemitteilung. Ganz so schwarz, würde Manfred Ungetüm die Situation nicht malen. „Wenn ein Verein nicht völlig unvernünftig gewirtschaftet hat, sollten sie eigentlich keine Existenzsorge bekommen.“

Projekte für den Winter vom LSB

Peter Marx hingegen bemerkte schon vor Corona, dass sich Sportvereine zurückziehen und dass es einen Mitgliederschwund gibt. Er könne sich definitiv vorstellen, dass es nicht alle Amateurklubs durch die Krise schaffen. Ein Grund könne für ihn auch die Motivation der Verantwortlichen sein. „Das sind alles ehrenamtliche Mitarbeiter und wenn man selbst noch für die eigene Existenz kämpfen muss, kann man das vielleicht gleichzeitig nicht auch noch für einen Verein.“

Was am Ende bleibt, ist die Hoffnung auf baldige Normalität im Amateursport. Der Landessportbund hat sich für die Zwischenzeit einige Projekte überlegt und setzt auf das Motto „Trotzdem Sport“. Dazu zählen digitale Angebote sowie Bewegungsangebote für daheim wie „Kibaz im Kinderzimmer“ und „Sport im Park“. Dafür werde man zusätzlich eine Million Euro aus Eigenmitteln des Landessportbundes einsetzen, so der LSB.

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