Düstere Aussichten beim TuS Niederaden „Bin gespannt, wie lange es den Verein noch gibt“

Düstere Aussichten beim TuS Niederaden
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Die Frühlingssonne lacht dieser Tage über ganz Deutschland. Die Entscheidungen in den Amateurfußball-Ligen mit Lüner Beteiligung sind größtenteils gefallen, die Mannschaften schielen bereits auf vergnügliche Abschlussfahrten Richtung Mallorca.

An der Kreisstraße allerdings sieht es aktuell nicht ganz so rosig aus, im Gegenteil: Dort, wo der TuS Niederaden beheimatet ist, stehen spätestens seit dieser Woche ziemlich düstere Wolken am Himmel. Es steht fest, dass sich die erste Mannschaft auflösen wird. Damit bleiben dem gesamten Klub aktuell nur noch die Zweite sowie eine F-Jugend. „Ich bin gespannt, wie lange es den Verein noch geben wird“, sieht Amel Mesic, Trainer der ersten Mannschaft, die Existenz des TuS Niederaden stark gefährdet.

Dass der Verein am Abgrund steht, sei keine plötzliche Entwicklung, sagt Mesic: „Die Situation ist nicht urplötzlich so entstanden. Das ist ein schleichender Prozess, der sich schon über mehrere Jahre hinzieht.“ Seit dem Rückzug des Vorstandstrios Sascha Holz, Erik Sobol und Torsten Timmers vor zwei Jahren ist die Vereinsarbeit im Prinzip eine One-Man-Show: Thorsten Springer ist Geschäftsführer, aber auch Platzwart und Trainer der zweiten Mannschaft.

„Das ist natürlich kein Konstrukt, das auf Dauer funktioniert“, weiß Mesic, der aber auch die Kommunikation innerhalb des Vereins kritisiert. Dass die Auflösung der ersten Mannschaft – seiner Mannschaft – bereits beschlossene Sache ist, erfuhr er erst im Gespräch mit dieser Redaktion: „Das hätte man mir gerne vorher mitteilen dürfen. Ich bin der Meinung, dass man die Situation mit ein wenig mehr Initiative hätte retten können. Aber wenn die anderen das so besprochen haben, ist das wohl so.“

Das größte Problem, das der TuS hat, ist offenbar die Anlage. Während der Naturrasen der Traum eines jeden Fußballers ist, ist der Ascheplatz das genaue Gegenteil. „So lockt man keine neuen Leute an, wenn man auf Asche trainieren muss“, sagt Vereinsmitglied Uli Hilgert, der sich mit um die erste Mannschaft kümmert.

Und genau da hätte Mesic sich die angesprochene Initiative gewünscht: „Ich bin sicher, dass wir in Lünen eine Möglichkeit zum Trainieren gefunden hätten. Mir fehlen da aber einfach die Kontakte und letztlich bin ich ja nur der Trainer.“ Training auf fremdem Kunstrasen, Spiele auf der eigenen Anlage – Mesic ist sich sicher, dass das funktioniert hätte: „Es gibt doch nichts Schöneres, als auf unserem Naturrasen zu spielen. Gerade weil fast jeder andere Verein nur noch Kunstrasen hat. Wir haben hier unsere eigene schöne Geschichte, ein Stück Fußball-Romantik.“

Und genau das droht jetzt verloren zu gehen. „Wenn der Verein von der Bildfläche verschwindet, wäre das schon sehr, sehr schade“, sagt Mesic, „wir haben hier viel Schweiß und Herzblut gelassen“.

Spieler des TuS Niederaden und Königsborner SV II kämpfen um den Ball.
Der Ascheplatz in Niederaden ist für so manchen Spieler ein Grund, nicht zum TuS zu wechseln. © Günther Goldstein

Sportlich hat der TuS in dieser Saison für viele positive Schlagzeilen gesorgt, den Klassenerhalt in der A-Liga als Aufsteiger trotz zwischenzeitlich enormer Personalprobleme ohne größere Not eingetütet. „Das macht mich mega stolz“, sagt Amel Mesic, „weil es zeitweise wirklich nicht einfach war und ich auch selbst regelmäßig spielen musste“. Der 42-Jährige ist sich sicher: „Wenn alle verletzungsfrei und fit geblieben wären, hätten wir eine noch bessere Runde gespielt.“

Wie es für ihn nun weitergeht, wisse er noch nicht. Fußballer sei er durch und durch, allerdings würde er sich nicht beschweren, wenn er nun ein wenig mehr Zeit für den eigenen Nachwuchs bekäme. Große Spuren habe Niederaden bei ihm aber unabhängig von der Zukunft hinterlassen: „Ich habe hier viele Freunde gefunden, all meine Jungs ins Herz geschlossen. Ich bin sehr glücklich, hier Trainer gewesen zu sein.“

Springer setzt sich für Niederaden ein

Einer, der sich mit aller Macht gegen den Untergang des TuS Niederaden wehrt, ist Thorsten Springer. Drei Mal wöchentlich sei er auf der Anlage, um den Rasen zu pflegen, er trainiert die zweite Mannschaft, steht bei Heimspielen am Grill und ist außerdem Geschäftsführer.

Anders als Mesic ist er zuversichtlich, dass es den TuS Niederaden auch weiterhin geben wird: „Es geht weiter. Diese Woche haben wir einen Trainer für eine neue Mannschaft gefunden, werden ab dem Sommer auch ein Minikicker-Team anbieten können.“ Außerdem versichert er, dass es schon bald eine Jahreshauptversammlung geben wird – dringend notwendig, die letzte fand vor der Corona-Pandemie statt: „Ich schicke die Einladungen noch in dieser Woche raus.“

Was auf dem Papier erstmal positiv klingt, wird von Uli Hilgert anders eingeordnet: „Dass die Jahreshauptversammlung kommen soll, wird schon seit einem Jahr gesagt, wir werden aber immer wieder vertröstet. Außerdem muss sich dann auch erstmal jemand finden, der in den Vorstand will, das macht aber keiner.“ Den Optimismus Springers kann Hilgert nicht teilen: „Die ganze Situation entwickelt sich seit Jahren nach unten. Es brennt im Verein, das wissen alle.“

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