Beim 5:0-Sieg des A-Kreisligisten VfB Lünen gegen den BV Brambauer II tauchte plötzlich ein Spieler in der Torschützenliste auf, der eher selten auf dem Platz steht und zudem als Torjäger kaum in Erscheinung tritt. Dietrich Grass spielt normalerweise rechts hinten. Am Sonntag zeigte er seine Torjägerqualitäten. Zunächst verwandelte er einen Freistoß seines Kollegen im Nachschuss zum 3:0. Kurz vor Schluss sorgte er für die Entscheidung, als Dustin Serges einen Ball durchsteckte, Grass gut anlief und den Ball einschob.
„Der Trainer wollte mich als Rechtsverteidiger aufstellen. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich so niemals ein Tor schießen werde. Daher hat er mich in dem Spiel rechts vorne aufgestellt“, scherzte Grass anschließend. Allerdings gab er zu: „Gegen ein Spitzenteam wäre es schwieriger gewesen, die Treffer zu erzielen. Brambauer II hat kaum Gegenwehr geleistet.“
Pascal Harder muss zahlen
Für Trainer Pascal Harder wurde es dadurch teuer. „Ich habe ihm gesagt, wenn er kein Tor schießt, muss er eine Kiste ausgeben“, verriet der Coach anschließend: „Jetzt muss ich wahrscheinlich zahlen. Aber das mache ich sehr gerne.“ Bereits in den vergangenen Spielen habe Grass die eine oder andere Chance auf dem Fuß gehabt. „Daher hat es mich gefreut, dass er nach seiner Einwechslung zwei Buden macht. Wir haben immer wieder darüber Scherze gescherzt, dass er auch mal eine Bude macht, wenn er weiter vorne spielt“, so Harder.
Langfristig gesehen ist Grass jedoch kein Thema mehr für die erste Mannschaft. Der Defensivmann hat bereits angekündigt, in der kommenden Saison für die Alten Herren aufzulaufen.
Seinen Entschluss bekräftigte Grass auch nach seinem persönlichen Freudentag nachdrücklich: „In den vergangenen Jahren habe ich immer ‚Sag niemals nie‘ gesagt, aber mit 35 Jahren kann man auch mal aufhören.“ Die Mannschaft stehe vor einem Generationswechsel. „In die Mannschaft muss frischer Wind rein. Die Jüngeren müssen an die Macht kommen“, findet Grass.

Seit fast neun Jahren spielt er nun seit seinem Wechsel von TuRa Bergkamen für den VfB Lünen. Zwischendurch wechselte er kurz zu GS Cappenberg, kehrte aber nach einem Jahr wieder zurück. Der Klub ist ihm mittlerweile ans Herz gewachsen. „Wir hatten Höhen und Tiefen. Das Schönste war natürlich der Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2015. Eine Enttäuschung war der Wiederabstieg“, erinnert er sich. Am Verein schätzt er vor allem das Umfeld: „Für mich sind der familiäre Aspekt und der Teamgeist unheimlich wichtig. Man kann mit den Jungs zusammen quatschen und ein gemeinsames Bierchen trinken.“
Wie fühlt es sich nun für ihn an, in seine letzte Spielzeit zu gehen? „Es ist schon komisch. Irgendwo möchte man nicht ganz gehen, aber man merkt einfach, dass die jüngeren Spieler viel fitter und agiler sind.“ Dafür reagiere er auf sportliche Rückschläge deutlich gelassener: „Mittlerweile nimmt einem das nicht mehr mit. Denn es geht nur noch um die Goldene Ananas.“
Früher habe er nach Niederlagen eine Woche schlechte Laune gehabt: „Da durfte meine Frau mich nicht ansprechen.“ Die jüngeren Spieler würden sich mit Niederlagen wesentlich intensiver beschäftigen.
Wichtig für Mannschaftskasse
Harder schätzt seine Qualitäten und hebt seine Bedeutung für das Team hervor: „Didi ist ein wichtiger Charakter. Er ist sehr reif, macht viele Sprüche, viele Witze.“
Vor allem finanziell sei er ein wichtiger Faktor: „Im Training verteilt er viele Tunnel. Das ist wichtig für unsere Mannschaftskasse.“ Dieses finanzielle Loch sei gar nicht so einfach zu stopfen: „Wir hoffen natürlich, dass wir einen Nachfolger finden, der das Loch füllen kann.“
Aber wer weiß, vielleicht mischt er ja auch in Zukunft hin und wieder mit im Training; „Ich glaube, wenn mal Not am Mann sein sollte, wird er uns helfen.“ Auch Grass deutet an, dass er gelegentlich aushelfen würde, wenn er gefragt werde. Harder betont jedoch, dass das nicht geplant sei. Für die kommende Spielzeit plane er mit einem deutlich breiteren Kader: „Ich denke nicht, dass wir noch mal mit einem so mauen Kader in die Saison geben.“
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