Beim VfB Lünen ändert sich zur kommenden Saison einiges. Nachdem die drei führenden Kräfte im Vorstand, Timo Hoischen als bisheriger Vorsitzender, Nadine Kuchinke als stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführer Daniel Serges am Mittwoch ihren Rücktritt erklärten, ist aus der Führungsetage der vergangenen Saison nur noch der stellvertretende Vorsitzende Sascha Kusserow da. Der ehemalige Geschäftsführer Daniel Serges erklärt nun selbst seine Gründe für den Rücktritt.
VfB Lünen: Daniel Serges‘ Freizeit war vollkommen eingeschränkt
Zuerst einmal muss Serges zugeben, dass bei der Wahl im vergangenen Jahr es anders geplant war, als es jetzt ablief: „Als letztes Jahr die Wahlen gewesen sind, haben ich und Timo gesagt: ‚Komm wir machen das.‘ Da war aber noch nicht klar, dass wir das wie jetzt zu dritt machen würden. Dann haben sich aber andere Leute noch wegen privater Gründe zurückgezogen. Wir wollten dann unserem Versprechen gerecht werden und haben es dann jetzt knapp ein Jahr gemacht.“
Dieses Arbeiten für den Verein sollte für Serges einfach nur ein zweites Hobby sein, doch es war viel mehr: „Es ist einfach sehr schwierig, mit so wenigen Leuten einen Verein zu führen. Ich bin selber immer mal beruflich viel im Ausland unterwegs und wenn ich dann mal hier war, dann war ich immer Platz. Das hat meine Freizeit vollkommen eingeschränkt. Ich bin dann teilweise um 4 Uhr morgens aufgestanden, zur Arbeit gefahren und habe dann bis 16, 17 Uhr gearbeitet. Dann bin ich immer direkt zum Platz gefahren und war erst um 22, 23 Uhr zu Hause. So einen 16-Stunden-Alltag hält kein Mensch lange gesundheitlich und körperlich aus.“

Doch dies war nicht der Hauptgrund für seinen Rücktritt, sondern eher die negative Entwicklung im Lüner Amateurfußball: „Der Fußball ist nicht mehr das, was er mal war. Wenn Spieler kommen, halten sie direkt die Hand auf. Wir wollen darauf aufpassen, dass große Traditionsvereine nicht vor die Hunde gehen, da gehören wir dann aber zur Minderheit. Die Vereinsidentifikation wird immer weniger. Das gilt ja nicht nur für uns. Ich habe es auch bei anderen Vereinen mitbekommen, da wird immer viel gefordert, aber andersherum kommt wenig zurück.“
Dies gilt nicht nur für ältere Spieler. Auch in der Jugend sieht er eine ähnliche Entwicklung: „Wir haben in unserem Jahr als Vorstand versucht, der Linie treu zu bleiben. Ich glaube, wir sind als Verein einer, der das Wenigste zahlt. Aber wenn wir dann bei so manchen A-Junioren angefragt haben, die direkt nach Stammplatzgarantie und Co. gefragt. So was geht bei mir eben nicht. Ich gehöre noch der alten Schule an. Ich hoffe, dass sich zukünftig alles in eine andere Richtung bewährt. Diese Neuentwicklung ist nichts mehr für mich.“
Daniel Serges hat dem VfB Lünen rechtzeitig bescheid gesagt
Und auch wenn Serges sich dieses Jahr sehr anstrengen musste, kann er dem Verein nun danken: „Mein Rücktritt hat nichts Negatives mit dem VfB zu tun. Ich und Timo haben dem Verein am 29. April wegen unseres Rücktritts vom 30. Juni Bescheid gesagt. Ich bin dem VfB dankbar, manche haben hier so einiges für den Verein getan. Da könnten sich auch echt ein paar Leute eine Scheibe von abschneiden.“
Genau das hofft Serges, auch wenn er auf die Zukunft des VfB blickt, da appelliert er nämlich an die Mitglieder: „Nur mit euch kann es funktionieren. Das gleiche gilt für die Spieler. Wenn man dem Vereinssport beitritt, dann hat man auch Rechte, aber vor allem Pflichten. Im Handball oder Eishockey läuft das alles ganz anders. Es darf nicht nur ums Geld gehen. Amateurfußball sollte ein Hobby sein, damit sollte man sich nicht die Taschen vollmachen. Vor allem, weil hier die Vereine zumeist in den unteren Kreisligen spielen.“

Trotzdem glaubt er an eine positive Zukunft für den VfB: „Es geht alles seine geregelten Wege. Ich weiß, ich breche mit meinem Rücktritt eigentlich die Wahlperiode, aber ich habe dem Verein früh genug Bescheid gegeben. Ich glaube, dass der Verein mittelfristig Leute finden wird, die den Job wieder gut ausführen werden.“