BV Lünen steigt nachträglich doch noch in die Kreisliga A auf Eskalation als Zuschauer in Hamm

BV Lünen steigt nachträglich doch noch in die Kreisliga A auf: Eskalation als Zuschauer in Hamm
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Rauchtöpfe in Blau und Weiß, Ausrasten beim Schlusspfiff - ein ganzer Verein aus Lünen hielt es Donnerstagabend mit einem Klub aus dem Dortmunder Südosten. Wer hätte gedacht, dass der BV Lünen mal zum unbändigen Fan des VfR Sölde werden würde? Weil der VfR Sölde II im Rückspiel um den Bezirksliga-Aufstieg beim VfL Mark die Niederlage mit 0:1 in Grenzen hielt und den Aufstieg perfekt machte, rückt der BV Lünen in die Kreisliga A nach, ohne am Donnerstagabend vor den Ball getreten zu haben. Schwitzen mussten die Lüner dennoch. Danach kannte der Jubel keine Grenzen.

„Das bedeutet mir alles“, sagte BV-Lünen-Vereinsboss Florian Dellbrügge, der nach dem Abpfiff vor Glück weinte. „Ich bin seit 2012 im Verein, seit 2016 im Vorstand der Senioren. Ich bin als Spieler abgestiegen, als Funktionär nun wieder aufgestiegen. Da schließt sich etwas und das arbeitet gerade richtig in mir. Viel mehr kann ich gar nicht sagen.“

Die Schlussphase hatte es in sich. Zehn Minuten vor dem Abpfiff hätte Mark fast das 1:0 erzielt. „Ich glaub, ich krieg einen Herzinfarkt“, hörte man aus dem Lüner Block. Kurz danach vergab Sölde auf der Gegenseite die Riesenchance. Der BV Lünen hatte sich schon zum Jubeln bereit gemacht, viele schlugen angesichts der dicken Möglichkeit die Hände vor das Gesicht. Lünen konnte von der Bande nicht eingreifen. „Das ist schlimmer, als selber zu spielen. Du kannst ja nichts beeinflussen, außer die Jungs anzufeuern“, gestand Danny Bregehorn hinterher erleichtert. Und als dann tatsächlich der Ball zum Marker 1:0 durchrutschte, begann auch der Lüner Anhang, in Sprechchöre einzustimmen, um für Stimmung zu sorgen. Lange war das nicht so.

BV Lünen spielt wieder Kreisliga A

Die Szene der ersten Hälfte verpasste die Hälfte der Lüner Delegation. Denn der chaotische Einlass mit nur einer Kasse wurde zum Flaschenhals für die locker 1000 Zuschauer auf dem engen Sportplatz, an dem die Zuschauer dicht gedrängt in mehreren Reihen an der Umzäunung standen. Und so erlebte auch BV Lünens Vereinsboss den frühen Elfmeterpfiff für Sölde nicht live.

Die Lüner Fraktion hatte sich recht zentral zwischen Sölder Bank und dem lautstarken Sölder Anhang positioniert, der mit zahlreichen Fans und zwei großen Schwenkfahnen angereist war. Und ein bisschen Grün gab es auch im sonst blauen BV-Lünen-Block, wenngleich das bei einem netten Versuch blieb. Denn Grün ist eben nicht gleich Grün und den Sölde-Grünton trafen eventuell noch Nico Brand, aggressive Leader beim BV Lünen, oder Danny Bredehorn, der ein Shirt seines Ex-Vereins Kemminghausen trug. Am radikalsten war dann wohl Michel Josch unterwegs, der ein weißes T-Shirt mit „VfR Sölde + BV Lünen = eine Bande“ beschriftet hatte.

Michel Josch vereinigte am Sportplatz beide Vereine auf einem T-Shirt.
Michel Josch vereinigte am Sportplatz beide Vereine auf einem T-Shirt. © Reith

Und auch wurde bei aller Daumen-Drückerei, Schützenhilfe und Dankbarkeit deutlich, dass es Lünens Spielern zunächst nicht leicht fiel, frenetisch in zwei Partien die Sölde-Brille aufzusetzen und einem anderen Team die Daumen zu drücken. Bei dem gehaltenen Elfmeter und dem gehaltenen Nachschuss raufte sich Verteidiger Andreas Ost die Haare. Beim Sölder Schuss nach 22 Minuten einen Raunen im BV-Anhang. Immer wenn eine Flanke in den Marker Strafraum flog, wurden die Hälse länger. Kevin Röll hielt sich am Geländer fest und sprang auf und ab. Durchschnaufen bei Marks Chancen.

Mitklatschen, nicht mitsingen

Aber Sölde-Lieder mitgröhlen? Nein, so weit gingen die stolzen Lüner dann erstmal nicht, Mitklatschen war maximal drin. Verhaltener Jubel beim Pausenpfiff. Nach drei Vierteln der 2x90 Minuten Hin- und Rückspiel stand es 0:0 in Mark und damit weiterhin 2:0 für Sölde. Doch es blieb ein Zitterspiel, weil sich Mark gegenüber dem Hinspiel deutlich verbessert präsentiert hatte. Noch waren Lünens Emotionen gebremst.

Florian Dellbrügge war nach Abpfiff gerührt.
Florian Dellbrügge war nach Abpfiff gerührt. © Reith

Als dann Mark nach einem Foul und einer Ampelkarte in der spannenden Schlussphase zu zehnt weiterspielen musste, war der BV Lünen lautstark präsent. Geballte Fäuste, Trommeln an der Bande. Plötzlich war der BV Lünen da, schmetterte die Schlachtrufe mit. Dabei hatte die schier endlose Nachspielzeit, die die Unparteiischen draufgaben noch gar nicht begonnen. Als sich dann mit Sölder Ballbesitz vor dem Marker Strafraum abzeichnete, dass Sölde das Ding wohl über die Zeit schaukeln würde, tauschten die Lüner Grün gegen die eigenen blauen Trikots, begleiteten jede Aktion mit Geschrei.

Mit Abpfiff begann die Eskalation. „Der Verein hat es verdient. Mich freut es besonders für Maik Banna“, sagte Bredehorn. Er hatte den entscheidenden Elfmeter vor einer Woche im Aufstiegsspiel gegen Nette verschossen. Das ist jetzt völlig egal. Der Lüner Tross versackte im Vereinsheim. Freitag geht es nach Holland, wo zufällig auch der aufgestiegene VfR Sölde III auf Mannschaftsfahrt ist.

Später trug Michel Josch dann das Trikot des BV Lünen.
Später trug Michel Josch dann das Trikot des BV Lünen. © Reith