Ein Fußballspiel endet ohne Sieger, doch unterschiedlicher könnten die Gefühlswelten auf den zwei Seiten nicht sein: Fassungslosigkeit, fast schon Entsetzen spiegelte sich in den Mienen der Akteure des VfB Lünen wider, pure Freude und Ausgelassenheit hingegen beim BV Lünen – das 2:2-Unentschieden im Derby fühlte sich für die Geister wie ein Sieg an.
Kreisliga A2 Dortmund
VfB Lünen – BV Lünen 2:2 (1:1)
Kein Wunder, schließlich hatten die Hausherren bis tief in die Nachspielzeit geführt, schienen die drei Punkte an der Dammwiese zu behalten. Dann allerdings legte Kevin Röll seinen Auftritt hin: Mit einem wunderbaren Schuss in die lange Ecke sorgte er für grenzenlosen Jubel bei allen, die es mit dem BV05 hielten (90.+4 Minute).
Pascal Harder, Trainer des VfB, konnte es kaum fassen, war auch Minuten nach Abpfiff noch mächtig angefressen: „Es kotzt mich einfach an, dass es Sachen sind, die ich jede Woche, wirklich jede Woche anspreche. Die Jungs nicken im Training und machen es am Sonntag dann doch wieder anders.“ Gemeint war vor allem der Ballverlust von Oliver Hilkenbach, der dem 2:2 vorausging.
Ausgerechnet der Routinier ließ sich vor dem eigenen Strafraum auf ein Dribbling gegen drei Gegenspieler ein, verlor die Kugel, die anschließend bei Röll und von dort im Tor landete. „Warum pöhlen wir den Ball nicht einfach weg? Dann geht er ins Aus und der Schiri pfeift ab. Stattdessen diese Schönspielerei“, wütete Harder.
BV Lünen feiert
Beste Laune logischerweise auf der anderen Seite. Der BV Lünen feierte den Punkt wie einen Sieg, ließ sich vom eigenen Anhang zu einer Humba überreden und verschwand mit lachenden Gesichtern in Richtung Kabine. „Es fühlt sich an wie ein Sieg. Fakt ist aber, dass es nur ein Punkt ist“, bremste Stefan Urban die Euphorie ein Stück weit.
Der Trainer des BV Lünen wollte die Leistung seiner Elf aber nicht schmälern: „Die Jungs waren voll da. Von der Einstellung her war das super, auch wenn spielerisch noch Luft nach oben war, keine Frage.“

Dass der BV Lünen überhaupt noch zum Ausgleich kommen konnte, lag auch an der Nachlässigkeit der Süder im Verwerten von Torchancen. „Wir haben drei, vier dicke Dinger, wo wir den Sack schon zumachen müssen“, ärgerte sich Harder über mangelnde Effizienz in der zweiten Hälfte.
Dabei war seine Elf in den ersten Abschnitt optimal gestartet: Nach einer verlängerten Ecke stand Dennis Schulz am langen Pfosten blank und schob zur Führung ein (13.). Die Antwort der Geister ließ aber nicht lange auf sich warten. Kevin Röll wurde auf die Reise geschickt, Jörg Lemke im VfB-Tor eilte heraus, kam aber zu spät und Röll glich nur vier Minuten nach dem Schulz-Treffer aus.
Küchler vergibt für den VfB Lünen
Bis zur Pause war der VfB dominanter, schnürte die Gäste aber nur zwischen Minute 25 und 35 mal so richtig ein. Ansonsten befreiten sich die Geister und sorgten insbesondere über die schnellen Röll-Brüder immer wieder für Entlastung. Die größte Chance auf die erneute Führung vergab Maik Küchler, der etwas unverhofft nach verunglücktem Abschluss von Marcel Salmen an den Ball kam, aus relativ kurzer Distanz aber vorbeischoss (35.).
Nach dem Seitenwechsel erhöhte der VfB nach und nach den Druck und hatte immer mal wieder gute Einschussmöglichkeiten. Der BV05 hingegen warf sich in jeden Zweikampf und wehrte sich. Zudem hatte Kevin Röll plötzlich die Führung auf dem Fuß, sein Versuch wurde von Maurice Adamsky noch von der Linie gekratzt (62.) Erst ein Standard sorgte wieder dafür, dass der Ball im Gäste-Tor zappelte: Leon Broda zirkelte eine Ecke direkt aufs Tor, Keeper Michael Düvel war dran, lenkte den Ball aber nur noch über die eigene Linie (72.).

Zuvor hatte der VfB bereits einige Gelegenheiten verstreichen lassen und auch Küchlers Schuss nach der Führung wurde noch im letzten Moment geblockt (79.). So kam der BV05 nochmal auf, insbesondere weil der VfB die Nachspielzeit in Unterzahl überstehen musste: Abwehrchef Christoph Krziwanek räumte Kevin Röll ab – der Schiedsrichter entschied auf Notbremse (89.). Hart, weil Maurice Adamsky noch hätte zugreifen können.
Den Freistoß aus 17 Metern setzte Danny Bredehorn zwar in die Mauer, final jubeln durfte der BV Lünen aber trotzdem: Mit seinem fulminanten Schuss sorgte Kevin Röll kurz vor dem Abpfiff für ganz, ganz lauten Jubel. „Für die Moral und für die Jungs – es war ja ein Derby – war das heute sehr wichtig und schön“, schloss Urban. Harder hingegen sagte: „Wir haben heute ganz klar zwei Punkte verloren. Eigentlich haben wir die erfahrenen Spieler, um sowas über die Zeit zu bringen.“ Ausgerechnet einer der Erfahrensten begünstigte dann aber den Ausgleich.
VfB: Lemke – Kusserow, Krziwanek, Schulz, Kleine-Bernink, Adamsky, Broda (85. Knäpper), Hagenmeyer (62. Richter), Schlein, Salmen (69. Welter), Küchler (90. Hilkenbach)
BV05: Düvel, P. Röll (84. Drees), Niewalda, K. Röll, Helmrich (81. Celiker), Botta (84. Bredehorn), Umbach (76. Krstic), Mlinski (58. Koczy), Josch, Brand, Stammler
Tore: 1:0 Schulz (13.), 1:1 K. Röll (17.), 2:1 Broda (72.), 2:2 K. Röll (90.+4)
Rote Karte: Krziwanek (89./Notbremse)
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