Als der Lüner SV sich im Sommer die Dienste von Benjamin Teichmöller gesichert hatte, dann sicherlich nicht, um den 28-Jährigen an vorderster Front in der Offensive stürmen zu lassen. Der Neuzugang des DSC Wanne-Eickel sollte vornehmlich die Defensive des Fußball-Westfalenligisten stärken und agierte folgerichtig in der Vorbereitung als Innenverteidiger. Im Heimspiel gegen die SpVgg Horsthausen wurde Teichmöller dann aber doch auf der Neun aufgeboten – das Trainerteam musste angesichts einiger Ausfälle in der Not erfinderisch werden und traf ganz offensichtlich die richtige Entscheidung.
„Er hat es wirklich gut gemacht. An ihm lag es sicher nicht, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben“, sprach LSV-Trainer Axel Schmeing dem Aushilfsstürmer ein ausdrückliches Lob nach dem 1:1-Unentschieden aus: „Er war unser gefährlichster Spieler, an ganz vielen Aktionen beteiligt und macht folgerichtig auch unser Tor.“
Das war in der 56. Minute, als Teichmöller bei einer Hereingabe von Mike Pihl den Fuß hinhielt und zum Endstand traf. Teichmöller selbst kommentierte den Treffer in allerbester Stürmer-Manier: „Da stand ich halt da, wo man als Stürmer stehen muss.“
Teichmöller-Treffer aberkannt
Dass er kein gelernter Angreifer ist, fiel sowieso selten auf. Die Laufwege stimmten, Abschlüsse sammelte Teichmöller mehr als eine ganze Handvoll und traf sogar ein zweites Mal: Per Kopf nickte er eine Flanke von André Witt ins kurze Eck (68. Minute), der mögliche Doppelpack wurde ihm aufgrund einer Abseitsstellung aber umgehend aberkannt. „Meiner Meinung nach war das kein Abseits, habe ich auch so von anderen gehört“, kommentierte Teichmöller die Szene.
Zufrieden war er mit seinem Auftritt als Speerspitze der Lüner Offensive dennoch: „Ich finde, dass ich meine Sache gut gemacht habe, das konnte sich schon sehen lassen.“

Und so ist eine Wiederholung definitiv nicht ausgeschlossen. „Ich kann mir schon vorstellen, nächsten Sonntag wieder vorne zu spielen. Ich habe da jetzt Blut geleckt“, so Teichmöller, der mit dem LSV ausgerechnet zu seinem Ex-Klub Wanne-Eickel reisen wird (Sonntag, 15.30 Uhr). „Bei dem Spiel ist die Motivation natürlich nochmal höher, darauf freue ich mich“, sagt der 28-Jährige, hinter dessen Einsatz allerdings noch ein kleines Fragezeichen steht – gegen Horsthausen musste Teichmöller angeschlagen vom Platz. „So wie ich meinen Körper kenne, ist das aber nichts Großartiges, eine leichte Zerrung vielleicht“, vermutet er.
Sekulic fehlt dem LSV weiterhin
Einem weiteren Einsatz als Mittelstürmer sollte demnach nichts im Wege stehen, zumal sich die Auswahl für Schmeing kurzfristig nicht groß ändern wird. Marcel Reichwein wird noch vier Spiele gesperrt fehlen, bei Milan Sekulic gibt es keine Vermutung, wie lange er ausfällt. „Über Milan kann ich gar nicht so viel sagen, mit ihm habe ich bislang kaum mal gemeinsam trainiert. Mit „Cello“ (Reichwein, Anm. d. R.) geht uns aber ein Riesenfaktor verloren, über seine Qualität muss man nicht diskutieren“, weiß Teichmöller.
Sebastian Hahne wäre die dritte Option, er fehlte zuletzt berufsbedingt. „Aber der muss sich jetzt eh erstmal hinten anstellen“, lacht Teichmöller, der im Training die Idee schuf, von ganz hinten nach ganz vorne zu wechseln: „Ich bin schon in meinen letzten Vereinen als Trainingsstürmer bekannt gewesen, da gehe ich gerne mal in die Offensive.“ Das blieb auch Schmeing nicht verborgen: „Er hat das im Training unaufgefordert gemacht, das sah dafür aber sehr gut aus.“

Weitere Teichmöller-Tore könnte der LSV gut gebrauchen. Nach drei Spielen ist der ambitionierte Klub Vorletzter, fuhr gegen Horsthausen zumindest den ersten Punkt ein. „Schon traurig, dass das Unentschieden eine Steigerung bedeutet, aber vielleicht zeigt der Trend jetzt weiter nach oben und wir können mal eine kleine Serie starten“, hofft Teichmöller, der aber auch weiß, dass die Aufgaben nicht leichter werden: „Mit Wanne-Eickel und danach Wacker Obercastrop kommen Mannschaften von weiter oben. Die können wir aber trotzdem schlagen, wenn wir als Mannschaft mehr miteinander spielen und unsere Chancen besser verwerten.“ Wie das funktioniert, hat der Aushilfsstürmer seinen Mitspielern am Sonntag vorgemacht.
Am Dienstagabend testet der Lüner SV seine Form gegen den FC Brünninghausen. Mit nur einem Punkt aus den ersten drei Ligaspielen hat der LSV den Start in der Westfalenliga in den Sand gesetzt und erhofft sich nun Erkenntnisse aus dem Testspiel. Mit dem FC Brünninghausen kommt allerdings keine Laufkundschaft, die Dortmunder spielen in der Oberliga. Wir streamen das Spiel live ab 19.30 Uhr.
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