Frauenfußball ist der pure Existenzkampf. Zumindest, wenn man einen Blick auf die Lüner Fußball-Landschaft wirft. Gerade mal eine Senioren-Mannschaft gab es in der vergangenen Spielzeit, der BV Brambauer musste im Laufe der Rückrunde allerdings auch noch aufgeben und sein Team abmelden. Trainer Bert Richert hatte immer weniger Spielerinnen zur Verfügung, Anwerbungsversuche im Winter schlugen größtenteils fehl. Nun steht die neue Spielzeit bevor und abermals wird es nur ein Lüner Verein wagen, mit einem Frauenteam am Spielbetrieb teilzunehmen. Anders als zuletzt ist es jedoch nicht der BV Brambauer, sondern der Lüner SV, der eine Mannschaft gemeldet hat.
Vor ziemlich genau einem Jahr noch mussten Trainer Alfred Fiege und seine Spielerinnen verkünden, dass sie vorerst nur an Freundschaftsspielen teilnehmen würden. Die Zeit seitdem hat der LSV-Coach aber offenbar genutzt, denn für die kommende Saison ist der Lüner SV in der Kreisliga B gemeldet. „Das freut uns auf jeden Fall sehr“, sagt Fiege nun. 14 bis 17 Spielerinnen umfasse sein Kader, gemeldet hat er sein Team als 9er-Mannschaft.
„Das war wirklich ein Kampf. Genügend Spielerinnen zusammenzukriegen ist leider nicht so einfach, gerade wenn man mal eine Saison raus war. Da waren viel Fleiß und Schweiß notwendig“, so Fiege über die vergangenen Monate.
Lüner SV als Vorreiter
Auf der einen Seite musste er die Spielerinnen bei Laune halten, die dem LSV die Treue hielten, zum anderen weitere Fußballerinnen für den Verein gewinnen, damit ein Wettkampf-Betrieb wieder möglich wird. „Da bin ich dann aber auch alte Schule und spreche keine Spielerin an, die bei einem anderen Verein spielt. Das geht dann nur über unsere Mädels, die vielleicht jemanden kennen oder über Mundpropaganda“, erklärt Fiege.
Denn – und Fiege hofft, dass sich das herumgesprochen hat – beim Lüner SV hofft man, im Frauenfußball eine Art Vorreiterrolle in Lünen übernehmen zu können. Dass es nur eine Mannschaft in der Stadt gibt, sei alles andere als optimal, findet Fiege: „Es wäre schon schön, wenn wir mehr Teams in Lünen hätten. Das ist ein schwieriger Weg, aber irgendwer muss ja mal anfangen und zeigen, dass man auch in Lünen als Frau oder Mädchen sehr wohl Fußball spielen kann.“

Woran viele Teams zerbrechen: „Die meisten Mädels gehen früher oder später nach Dortmund“, weiß Fiege und führt aus: „Dort haben sie mehr Auswahl bei den Vereinen und auch einfach ein geringeres Risiko, dass sich die Mannschaft irgendwann abmelden muss.“ Das will auch Fiege unbedingt vermeiden – mit beiden seiner Mannschaften.
Neben dem Frauenteam trainiert er auch die U17 des Lüner SV, mit der er vergangene Saison Achter in der Kreisliga A wurde. „In der U17 sind wir etwa 20 Mädels“, freut sich Fiege und gibt ein ambitioniertes Ziel für die kommende Zeit aus: „Wir wollen Frauen- und Mädchenfußball in Lünen wieder populärer machen.“
Weitere U17-Mannschaften?
Die Voraussetzungen dafür seien beim Lüner SV optimal. „Wir sind mit beiden Mannschaften dem Jugendfußball zugeordnet. Dort läuft die Zusammenarbeit mit Sebastian Burmann sehr gut, wir fühlen uns super aufgehoben“, stellt Fiege klar. Je zwei Mal trainiert er mit seinen beiden Mannschaften aktuell und bereitet sich auf die Saison vor.
„Gerüchteweise soll es noch zwei weitere U17-Mannschaften in Lünen geben, aber das ist wohl erst spruchreif, wenn es die offizielle Staffel-Einteilung gibt“, so Fiege weiter, der sich über stadtinterne Konkurrenz freuen würde: „Ob es nun der VfB Lünen ist oder BW Alstedde, das wäre ein positives Signal, von dem wir alle profitieren.“ Ein positives Zeichen wäre auch, wenn der Lüner SV die Saison bis zum Ende bestreiten würde und nicht vorher aus Personalmangel einknicken müsste.
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