In den ersten 45 Minuten waren mehr Emotionen drin als in so manchem Derby: Immer wieder war Schiedsrichter Matthias Erning beim Westfalenliga-Spiel des TuS Haltern am See und des Lüner SV gefordert. Vier Rudelbildungen – mal größer, mal kleiner – galt es in den Griff zu bekommen. Selbst nach dem Pausenpfiff kochten die Emotionen hoch.
Noch auf dem Platz bildete sich zum wiederholten Male eine Traube aus Spielern von beiden Seiten, von einigen Zuschauern gab es auch noch Sprüche aufs Feld. „Auf dem Weg in die Kabine war es etwas zu emotional“, stellte LSV-Trainer Axel Schmeing hinterher fest. „Das hatte sich ja vorher schon in den Zweikämpfen hochgesteigert, aber ich hab‘s auch nicht richtig mitbekommen“, sagte TuS-Trainer Lukas Große-Puppendahl.
In der Pause sagte der Unparteiische den beiden Übungsleitern, dass er sich freuen würde, „wenn wir Trainer dafür Sorge tragen würden, dass ein bisschen weniger Spannung im Spiel ist“, so Schmeing. „In der zweiten Halbzeit haben dann alle gezeigt, dass es auch so geht – das war dann deutlich angenehmer.“ Am Ende setzte sich seine Mannschaft auf dem Halterner Kunstrasen mit 4:1 (1:1) durch.
Patrick Brinkert kontert Dzanan Mujkics Tor
Die erste Halbzeit war ziemlich ausgeglichen, Torchancen gab es nur wenige auf beiden Seiten. Die erste wirklich gute hatte Dzanan Mujkic rechtsstehend im Strafraum. Von dort jagte er den Ball flach ins lange Eck zur Lüner Führung, TuS-Keeper Ubeyd Güzel war chancenlos (7.).
In der Folge brauchten die Halterner einige Minuten, ehe sie aktiver wurden und sich am Ende das nötige Quäntchen Glück erarbeiteten. Patrick Brinkert zog einfach mal von der rechten Strafraumecke ab, Luca Hildebrandt sprang noch dazwischen, konnte den Ball jedoch nur abfälschen, wodurch er nur noch gefährlicher wurde und genau am langen Pfosten einschlug – 1:1 (23.).

Viele gute Gelegenheiten folgten nicht mehr, dafür aber reichlich Zweikämpfe, Diskussionen, Nickligkeiten und eben die eine oder andere Rudelbildung – und die ersten drei von insgesamt acht Gelben Karten.
„In der ersten Halbzeit war das Spiel sehr offen“, sagte Lukas Große-Puppendahl, „und dann fliegt so ein abgerutschter Sonntagsschuss in den Winkel“. Marcel Reichweins Schuss aus 17 Metern prallte von der Unterkante der Latte hinter die Linie und von da zurück ins Feld – die erneute Lüner Führung (56.).
„Dann rutscht er ihm ein bisschen über den Außenrist“
Ob er ihn genau so schießen wollte? „Ich glaube nicht“, so Axel Schmeing. „Er ist zwar der einzige auf dem Platz, bei dem ich sagen könnte, dass es vielleicht gewollt war, aber ich glaube, hier wollte er den Ball einfach hart auf die Bühne bringen und dann rutscht er ihm ein bisschen über den Außenrist – auf jeden Fall ein super Tor.“
Ein Traumtor, das Wirkung zeigte. In der Folge kam der Lüner SV besser ins Spiel, dem TuS fehlten die Ideen nach vorne. „Und nachher hat man gesehen, dass sie die Qualität haben, jeden Fehler zu bestrafen“, so Halterns Trainer. Das 1:3 fiel nach einem Ballverlust im Spielaufbau auf Höhe der Mittellinie und einem zu passiven Verteidigen danach. Milan Sekulic sorgte für die – laut Lünens Trainer – Vorentscheidung (66.). In der 84. Minute legte er dann nach Vorarbeit von Robin Rosowski nach.
„Hier war definitiv mehr drin, deswegen ist es auch so enttäuschend“, sagte Lukas Große-Puppendahl, während Axel Schmeing sich freute, dass sein Team offensiv nach einem „Abnutzungskampf in Halbzeit eins“ noch eine Schüppe drauflegen konnte.
Westfalenliga 1
TuS Haltern - Lüner SV 1:4 (1:1)
Tore: 0:1 Mujkic (7.), 1:1 Brinkert (23.), 1:2 Reichwein (56.), 1:3, 1:4 Sekulic
TuS: Güzel - Trachternach (46. Bartke), Frasheri (46. Elbers), Fabisiak, Schemmer (70. Bilski), Baysan, Costa (82. Pfeiffer), Klakus (88. Keller), Anhuth, Brinkert, Lehmann
LSV: Alisic - Berger, Hildebrandt, Rosowski (90. Bulut), Reichwein (68. Aydin), Sekulic (90. Bouasker), Mattes (72. Mikuljanac), Witt, Mujkic, Kurtulus, Argenziano
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