SV Hochlar 28 goes Afrika - die kuriosen Folgen einer simplen Instagram-Anfrage

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SV Hochlar 28 goes Afrika - die kuriosen Folgen einer simplen Instagram-Anfrage

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Stell Dir vor, Du bekommst als Trainer eine Follower-Anfrage und denkst, es ist einer deiner Spieler. Aber plötzlich entwickelt sich eine Freundschaft mit Fußballern in Westafrika.

Recklinghausen

, 21.02.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Thomas Mlodoch, Trainer des Recklinghäuser A-Kreisligisten SV Hochlar 28, gehört mit seinen 53 Jahren auch in der Social-Media-Welt noch lange nicht zum alten Eisen. Facebook, Instagram - all das ist ihm nicht fremd. Und weil Mlodoch vor allem in der Fußball-Welt bestens vernetzt ist, gehört es nahezu zur Selbstverständlichkeit, dass der Mann auch Freundschaftsanfragen annimmt. Die Welt eines Coaches, sie geht heutzutage eben weit über Taktiktafel und Trainingsanzug hinaus. Sie ist ein großes Netzwerk.

Und getreu dem Leitmotiv „Pflege dieses Netzwerk so gut wie du kannst“ gehört Mlodoch zu jenen Zeitgenossen, die viele Anfragen gern bestätigen. Und so kam es jüngst also via Instagram zu der Begebenheit, dass bei dem Coach ein gewisser Herr Mamadi sogenannter Follower werden wollte.

Thomas Mlodoch freut sich über den Kontakt nach Afrika.

Thomas Mlodoch freut sich über den Kontakt nach Afrika. © Jochen Börger

Die Sache schien für Mlodoch ziemlich klar. Kann ja eigentlich nur Mamadi Saran Camara sein. Spieler aus seiner ersten Mannschaft, geboren in Guinea, längst in Hochlar heimisch. Nur der gute Mamadi Saran beteuerte sogleich, dass er den Anweisungen seines Trainers auf dem Platz zwar stets und gerne folge, aber mit dieser Anfrage mal so gar nichts zu tun habe.

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Der schwierige Traum vom Profi-Fußball

Nun hätte Mlodoch die Sache ja auf sich beruhen lassen können, er wurde aber neugierig. Wer ist nun dieser geheimnisvolle andere Mamadi? Los ging also die Recherche, die sich ja heutzutage nicht mehr als ganz so schwierig darstellt. Man schreibt sich eben - und der Brückenschlag vom Westen Recklinghausens nach Westafrika ist schnell vollzogen. SV Hochlar 28 goes Gambia sozusagen...

Dort, in Brikama, der zweitgrößten Stadt des Landes, lebt ein junger Mann. Er heißt - sie werden es ahnen - Mamadi. Vollständiger Name: Mamadi Sowe. Fußball-Fan durch und durch, 18 Jahre alt, ein junger Mann mit vielen Träumen. Profi-Fußballer will er werden, Europa ist das große Ziel.

„Wir leben auf zwei Kontinenten“

Vielleicht kam er deshalb bei Schlagwort-Recherchen wie „Trainer in Deutschland“ auf „Mister Mlodoch“ in Germany, der ihm möglicherweise bei einem Karrieresprung helfen könnte. „Da habe ich ihm schon geantwortet, dass das eine schwierige Geschichte wird“, erzählt Mlodoch. „Ich habe gesagt: Mamadi, wir leben auf zwei verschiedenen Kontinenten.“ Und bei allem hervorragenden Netzwerk, das der Coach zweifelsohne besitzt, einfach mal eben eine Profi-Karriere anschieben, so leicht ist die Sache ja auch nicht.

Mamadi Sowe pflegt jetzt regen Konkat mit dem SV Hochlar 28 - und freut sich über die Geschenke aus Recklinghausen.

Mamadi Sowe pflegt jetzt regen Konkat mit dem SV Hochlar 28 - und freut sich über die Geschenke aus Recklinghausen. © Privat

Aber nun einfach den Kontakt abbrechen lassen, das wollte der Hochlarer Trainer auch nicht. In der Wintervorbereitung ist auf der Platzanlage am Segensberg klar, dass ein Satz neue Bälle bald fällig ist. Nur: So schlecht ist der Zustand der alten Bälle nun auch nicht, dass sie gleich auf dem Baubetriebshof landen müssten.

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Mit der Hochlar-Skyline auf staubigem Platz

Mamadi und seine Freunde vom Klub FC Duwasu freuen sich bestimmt, sind sich Mlodoch und sein Sportlicher Leiter Thomas Kranjc sicher. Also: Kisten packen, Bälle ahoi Richtung Afrika. Kaum ist das geschehen, nimmt die Initiative im Verein nun richtig Fahrt auf. Es gehört zu den Trendsetter-Geschichten vom Recklinghäuser Segensberg, dass dort die erste Mannschaft T-Shirts kreierte, die die Skyline von Hochlar und Umgebung zeigt. Also, für einen Satz dieser schmucken blau-weißen Accessoires ist in den Kisten natürlich auch noch Platz.

„Nationaltrainer werde ich wohl nicht mehr“

Längst sind Bälle und Shirts inzwischen in Brikama angekommen - und seitdem glühen geradezu Instagram-Kanal und WhatsApp zwischen Gambia und Hochlar. Die Shirts haben Hochkonjunktur, mit der Pfarrkirche St. Suitbert sowie dem Horizont-Observatorium auf der Hoheward-Halde auf der Brust und Leidenschaft für Fußball im Herzen lässt es auf ultra-staubigem Sand noch flockiger kicken.

„Danke, Trainer“, ploppt es seitdem regelmäßig in den Mlodochschen Netzwerken auf. Der Mann freut sich, verspricht mit einem Lächeln aber Heimattreue. „Ich habe mal mit meinem Sohn darüber gescherzt. Aber Nationaltrainer von Gambia werde ich wohl nicht mehr.“