„Eine Riesenenttäuschung“ SV Lippramsdorf steigt nach über 20 Jahren aus der Bezirksliga ab

Nach über 20 Jahren in der Bezirksliga ist Schluss
Lesezeit

Um 16.44 Uhr war es offiziell, angedeutet hatte es sich schon vor Wochen: Der SV Lippramsdorf steht seit Sonntagnachmittag nach 23 Jahren in der Bezirksliga als Absteiger fest. Obwohl die Chance auf den Klassenerhalt schon vor dem Spiel gegen die DJK Eintracht Coesfeld verschwindend gering war, spurlos ging der Abstieg an keinem vorbei.

Nach dem Schlusspfiff war es still in der Hälfte der Lippramsdorfer, während die Coesfelder Gäste kurz ihren 3:0-Sieg feierten. Einige LSV-Spieler gingen schnell in Richtung Bank, andere blieben auf dem Rasen stehen oder sitzen. Henrik Kleinefeld vergrub sein Gesicht in seinem Trikot, auch die ein oder andere Träne floss auf dem Feld.

„Das ist eine Riesenenttäuschung“, fasste Trainer Sven Kmetsch die Gemütslage im Lippramsdorfer Lager zusammen und stellte direkt im Anschluss fest: „Wir sind aber nicht heute abgestiegen. Die Tabelle lügt nicht, wie man so schön sagt – unterm Strich war das diese Saison einfach zu wenig.“

Viele Verletzte, schwierige Trainingseinheiten und individuelle Fehler

Dass es in dieser Spielzeit schwierig werden würde, sei von vornherein klar gewesen. Doch mit einigen Problemen war vorab in dieser Größenordnung nicht zu rechnen. Vor allem Verletzungen bereiteten dem LSV die ganze Saison über riesige Sorgen. Alleine gegen Coesfeld schauten mehr Leistungsträger verletzt zu, als auf der Bank hätten Platz nehmen können.

Die Folge: Kleine Spieltagskader, Trainingseinheiten, die entweder nur im kleinen Kreis oder gar nicht stattfinden konnten, fehlende Automatismen und Fitness sowie aus Letzterem entstehende Unkonzentriertheiten. „Dadurch haben wir immer wieder individuelle Fehler gemacht“, stellte Sven Kmetsch fest.

Jan Vedder, Justus Jansen, Robin Joemann, Henrik Rawert und Niklas Schlüter sitzen auf Lippramsdorfs Bank.
Wussten längst, dass es keine Hoffnung auf Rettung mehr gibt: Die bereits ausgewechselten Lippramsdorfer (v.l.) Jan Vedder, Justus Jansen, Robin Joemann und Henrik Rawert sowie Keeper Niklas Schlüter. © Blanka Thieme-Dietel

So auch gegen Coesfeld. Bei einem hohen Ball in Richtung des Lippramsdorfer Tores stimmte die Abstimmung in der Defensive nicht. Nutznießer war Maik Quent, an dessen Schuss Keeper Marvin Niehaus zwar noch seine Finger dran hatte, das Gegentor aber auch nicht mehr verhindern konnte (15.). Es war bereits das 0:2, nachdem die Gäste früh durch Philip Luca Schink, der wenig später ausgewechselt werden musste, in Führung gegangen waren (7.).

Auch beim 0:1 sah die Lippramsdorfer Abwehr nicht allzu gut aus. Nach einem einfachen Ballverlust in der eigenen Hälfte brauchte es nur einen Pass in die Spitze, schon war Schink durch und konnte ins lange Eck einschieben. Es war der frühe Nackenschlag, der scheinbar die letzten Hoffnungen der Gastgeber begrub.

Lippramsdorfs Stimmung „alles andere als überragend“

In der Folge ging nicht viel beim LSV, der zwar hinten nur noch wenig zuließ, aber dem vorne kaum etwas einfiel. Ein Schuss von Henrik Kleinefeld (39.) und ein Versuch von Art Lushi (45.) waren noch die nennenswertesten Offensivaktionen, wenngleich beide ihr Ziel verfehlten.

Der aus Lippramsdorfer Sicht endgültige Sargnagel auf das Spiel und die Saison fiel dann nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff. Tobias Hüwe stand bei einer Flanke von links am zweiten Pfosten völlig frei, musste aus wenigen Metern nur noch den Kopf hinhalten und dann zum Jubeln abdrehen (50.).

Der LSV erarbeitete sich danach immerhin noch ein paar Torannäherungen mehr als in Halbzeit eins, doch wirklich gefährlich wurde es nicht. Mit zunehmender Spielzeit war die Luft immer mehr raus. Alle in grün auf dem Feld wussten: Das war‘s. Nach so vielen Jahren in der Bezirksliga geht es für den SV Lippramsdorf runter in die Kreisliga A. Sven Kmetschs Worte fassten vermutlich die Stimmung aller zusammen: „Alles andere als überragend.“

LSV: Niehaus - Vedder (73. Brosterhaus), Schemmer, Hilbrich, Milosevic (57. Husmann), Joemann (69. Kalwey), Kleinefeld, Denter, Jansen (82. Kappe), Lushi, Rawert (46. Schild)

Tore: 0:1 Schink (7.), 0:2 Quent (15.), 0:3 Hüwe (50.)

Aufstieg am drittletzten Spieltag: TuS Haltern ballert sich in die U19-Westfalenliga

Spvgg. Erkenschwick muss sich mit Aufstieg gedulden: 90 Minuten gegen Emsdetten im Re-Live