
© Sönke Kastner
Sportporträt: Halternerin legt beeindruckende Hundesportkarriere hin
Windhundrennen
Stefanie Bauer aus Haltern blickt auf eine lange, erfolgreiche Hundesportkarriere zurück. Seit 2014 startet sie mit Ihrer Hündin „Izzy“ bei Windhundrennen, und zuletzt bei der Europameisterschaft.
Die Europameisterschaft am 1.September in Münster war ihr ganz persönliches Sporthighlight. Bauer sagt immer noch begeistert: „Das war für uns beide ein tolles Erlebnis.“ Nach gut 30 Jahren Hundesport mit Rottweilern suchte Bauer dann 2014 etwas Neues.
„Mit zunehmendem Alter wird es immer anstrengender einen Rottweiler zu führen“, so Bauer. Sie fand in „Izzy“ einem „Italienischen Windspiel“ die ideale Rasse und den passenden neuen Sportpartner. Die mittlerweile sechs Jahre alte“ Izzy“ bringt mit einem Stockmaß von 37 Zentimeter und einem Gewicht von 5,6 Kilogramm die idealen Voraussetzungen für die Rennen mit.
Doch der Rennsport war zunächst gar nicht geplant. Erst 2016 beim Besuch eines Rennens in Gelsenkirchen zeigte sich das wahre Talent Ihres Hundes. Bauer sagt: „Das war’s. Izzy hat sofort gemerkt um was es geht und ist einige Trainingsrunden gelaufen.“
Damit waren die Würfel gefallen, und Bauer wagte den Wechsel in die faszinierende Welt des Hunderennsports wo es zwei Arten von Rennen gibt. Zum einen laufen die Hunde auf einer festen Rennstrecke (Sand oder Grasbahn) wo es nur um die reine Höchstgeschwindigkeit geht. Die zweite Variante ist das Coursing, ein Rennen im freien Gelände mit Hindernissen bei dem das natürliche Jagdverhalten der Hunde bewertet wird.

Windhund "Izzy" im direkten Duell mit der Konkurrenz in einem wahnsinnigen Tempo. © Sönke Kastner
Nachdem die Trainer im Windhundstadion Emscherbruch in Gelsenkirchen-Resse das Potenzial des Hundes bestätigten, nahm Bauer Kontakt zum Verband auf und beantragte die notwendige offizielle Trainingskarte. Dafür musste „Izzy“ unter Fachaufsicht zwei Solo- und auch zwei Gruppenläufe absolvieren.
Mit der offiziellen Startberechtigung meldete Bauer 2017 erstmalig zu einem Rennen in Münster. Sie erinnert sich noch gut daran und sagt lächelnd: „Das war wirklich nicht wirklich überzeugend, aber gut zum Lernen.“
Nach intensivem Training stellten sich auch bald erste Erfolge ein. Doch 2019 lief „Izzy“ erstmalig zu ganz großer Form auf und wurde in Hoope überraschend Deutscher Coursingsieger Ihrer Klasse. Dabei überzeugte Sie die Wertungsrichter auf der rund 800 Meter langen Vielseitigkeitsprüfung im Gelände und jagte als schnellste über den Parcour mit verschiedenen Hindernissen. Bauer sagt: „Das war einfach überwältigend, weil so nie erwartet. Beim Erklingen der Hymne kamen mir die Tränen.“
Da im Jahr 2020 wegen Corona kaum Rennen stattfanden, nutzte das Paar jede sich bietende Startmöglichkeit. So auch bei den Kurzbahnmeisterschaften des Landes Berlin-Brandenburg wo „Izzy“ mit einem klaren Sieg ihren nächsten Überraschungscoup landete. Bauer sagt: „Dieser Sieg war auch nicht geplant, wir wollten einfach nur im Wettbewerbsbetrieb bleiben.“
2021 meldete Bauer schon zum Saisonbeginn im Mai für das traditionelle Union Rennen in Hamburg. Und auch hier war „Izzy“ erneut nicht zu schlagen und gewann auch dieses schwere Rennen in überzeugender Manier.
Im August folgte in Berlin ein weiterer Sieg auf der Normalstrecke, dieses Mal sogar mit neuem Bahnrekord. Doch damit nicht genug, beeindruckte „Izzy“ auch bei der am Folgetag anstehenden Leistungsschau und eroberte sich auch hier den ersten Klassenpreis für die Kombination aus Schönheit und Leistung.
Der Deutsche Windhundzucht- und Rennverband (DWZRV) nominierte bereits im Mai je sechs Rüden und Hündinnen als deutsche Vertreter für die im September angesetzte Europameisterschaft in Münster. Als Bauer zur Jahresmitte per Mail vom 1.Vorsitzenden Helmut Rischer die Nominierung erhielt, freute Sie sich sehr.

"Izyy" mit voller Konzentration beim Sprint. © Sönke Kastner
Schon die Eröffnungsfeier mit Fahnenträgern und Nationalhymnen war beeindruckend, aber auch vielleicht etwas zu viel für „Izzy“. Bauer sagt: Aus unerklärlichen Gründnr war „Izzy“ einfach nicht so gut drauf wie sonst. Das machte sich schon beim Warmmachen bemerkbar, wo sie eher ruhig blieb und einfach nicht wie sonst war“.
Bei der Startauslosung zum ersten Rennen kam dann auch noch das Lospech dazu. „Izzy“ wurde in die Dreiergruppe mit dem Champion und dem Vize des Vorjahres gelost. Bauer analysiert: „Sie kam eigentlich gut aus dem Startkasten heraus, lag allerdings bis zur ersten Kurve schon etwas zurück.“
Am Ende lief sie auf Platz drei ins Ziel und konnte auch beim zweiten Start ihre Chance nicht nutzen. Hier zeigte sie mit einem erneuten dritten Rang ein ähnliches Bild. Das reichte zwar nicht für das große Finale, aber mit dem Gesamtplatz zehn war das Team Bauer als drittbestes deutsches Team immer noch gut dabei.
Bauer nahm es gelassen und sagt: „Für uns beide war es trotzdem schön und beim Erklingen der Nationalhymne für die späteren Sieger hatte ich erneut Gänsehaut.“
Doch nach dem Rennen ist bekanntlich vor dem Rennen, und so hat sich Bauer mit Starts bei den deutschen Coursingmeisterschaften in Grab Mitte September und danach im Oktober bei der Coursing EM in den Niederlanden schon die nächsten Ziele gesteckt.
Seit Jahren freier Mitarbeiter der Redaktion Haltern am See. Er fotografiert und berichtet über das lokale Geschehen und betreut die Serie „Das Sportporträt“. Darüber hinaus berichtet er in Wort und Bild über aktuelle sportliche Großereignisse im Outdoorbereich , wie Reitturniere, Laufveranstaltungen, Radrennen und Kartsport.
