Spieltagsabsage als Zeichen gegen Gewalt „Das wäre für mich die höchste Eskalationsstufe“

Spieltagsabsage: Das sagen die Kreisvorsitzenden in Herne und Recklinghausen
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Die Reaktion des Fußballkreises Beckum, einen ganzen Spieltag wegen Gewalttätigkeiten abzusagen, hat eine breite Diskussion ausgelöst. Sollten andere Fußballkreise nachziehen? Die von uns befragten Vorsitzenden sind skeptisch. Sie setzen eher auf gezielte Maßnahmen gegen die Täter.

Dominik Lasarz, Vorsitzender des Fußballkreises Recklinghausen, sieht eine Spielabsage als letztes Mittel: „Das wäre für mich die höchste Eskalationsstufe. Denn dann hätte ich alles getan, was ich als Kreis tun kann. Mehr geht nicht.“ Er vermutet, dass der Beckumer Verein ein Zeichen setzen wollte, um auf die Gewaltproblematik aufmerksam zu machen.

Lasarz plädiert für präventive Maßnahmen: „Wir haben auffällige Mannschaften zu Gewaltpräventionstrainings verpflichtet. Das hat etwas gebracht. Ich würde auch hohe Geldstrafen gegen Vereine verhängen, wenn es angebracht ist.“ Wenn einzelne Spieler ausrasten, müssten sie bestraft werden. Und wenn es mehrere sind, müsse die Mannschaft in Betracht gezogen werden. „Es bringt nichts, die Mehrheit zu sanktionieren, die sich korrekt verhalten hat“, verdeutlicht Lasarz.

Ein gezieltes Ansprechen der Klubs sei im Zweifelsfall immer noch besser als die Bestrafung einer ganzen Liga: „Wir haben eine ganze Palette von Möglichkeiten, ein Team zu bestrafen, von Punktabzügen bis zu Geldstrafen. Jeder kennt seine kritischen Vereine.“

Auch Spohn zurückhaltend

Auch Reinhold Spohn, Vorsitzender des Fußballkreises Herne, äußert sich zurückhaltend. Für ihn ist die Absage eines Spieltages eine Maßnahme, die nur im konkreten Bedarfsfall in Erwägung gezogen werden sollte. „Man kann das nicht verallgemeinern. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Aber in einer Situation, wo wir ernsthaft ins Grübeln gekommen wären, waren wir zum Glück noch nicht.“

Reinhold Spohn, Vorsitzender des Fußballkreises Herne
Auch Reinhold Spohn, Vorsitzender des Fußballkreises Herne, zeigt sich zurückhaltend. © FLVW

In erster Linie seien die Klubs gefordert: „Man muss die Vereine sensibilisieren, damit so etwas nicht wieder passiert. Geht man nach diesen Aussagen, dann dürfte es eher unwahrscheinlich sein, dass weitere Absagen ganzer Spieltage folgen.

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