Extremsportler Rudolf Schubert (70) hatte sich mit einem Sieg in seiner Altersklasse beim Hamburg Triathlon für den „Ironman“ auf Hawaii qualifiziert. Doch er hatte andere Pläne.

Haltern

, 11.12.2019, 13:11 Uhr / Lesedauer: 3 min

So ganz hat der Halterner Rudolf Schubert (70) den Traum noch nicht aufgegeben, in naher Zukunft den Ironman auf Hawaii zu absolvieren. Dabei hatte er Qualifikation in diesem Jahr schon in der Tasche. Doch dann hatte er spannendere und bessere Pläne.

Der Grund, warum er nicht auf Hawaii an den Start ging, ist so simpel wie beeindruckend: Schubert hatte schon lange vorher den Roadtrip „Elements of the Universe“ - mit dem Rad durch eine der heißesten Regionen dieser Erde, die Atacamawüste in Chile und Bolivien - geplant. „Beides zusammen ging einfach nicht“, sagt er und schmunzelt.

Die Tour führte Schubert in neun Etappen mit durchschnittlich 100 Tageskilometern von der Pazifikküste Chiles durch die Atacama Wüste hinauf in die Anden bis nach Bolivien und wieder zurück. „Es war schon eine sehr spezielle Herausforderung bei 40 Grad im Schatten mit dem Fahrrad rund 5000 Höhenmeter zu erklimmen“, sagt er.

Schon die Anreise habe sich abenteuerlich gestaltet: Bei der Ankunft in Santiago de Chile, der chilenischen Hauptstadt, habe die Reisegruppe wegen dort stattfindender Demonstrationen ein Ausweichquartier in den Randbezirken beziehen müssen. „Zwei Tage später ging es per Geländewagen vier Stunden lang über Stock und Stein zu dem mitten in der Wüste auf 2500 Meter Höhe gelegenen Ort San Pedro de Atacama“, erklärt Schubert.

Einfuhrschwierigkeiten beim Zoll

Dort war ein dreitägiger Aufenthalt mit ersten Rundtouren zur Akklimatisierung vorgesehen, doch zuerst hieß es: warten auf die bestellten Gravelbikes, also die geländegängige Fahrräder. Aber: Die Räder kamen leider nicht an. Der Tour-Guide vermutete Einfuhrschwierigkeiten beim Zoll. „Ich besorge euch was anderes“, sagte er und hielt Wort. So wurden kurzfristig elf andere Räder angeliefert, allerdings waren die unterschiedlichster Colour. „Da war vom Mountainbike über Rennrad bis hin zum Drahtesel alles dabei“, sagt Schubert.

Rudolf Schubert in der Atacama-Wüste.

Rudolf Schubert in der Atacama-Wüste. © Privat

Er selbst erwischte schließlich ein Mountainbike. „Das war vom Rahmen her etwas zu klein und die Übersetzung war eher für eine Fahrt um den Halterner Staussee, aber nicht für die Berge geeignet“, sagt er. Doch die Extremsportler wollten sich davon nicht aufhalten lassen. Sie machten sich entschlossen auf den Weg ins große Abenteuer.

Die Routenplanung der einzelnen Strecken habe jeder auf sein GPS-Gerät geladen. „Zu Anfang konnte man sich gar nicht verfahren. Es ging einfach nur endlos geradeaus“, erzählt Schubert. Die ersten Touren seien mit rund 80 Tageskilometern bei bis zu etwa 3000 Höhenmetern noch überschaubar gewesen. „Die brutale Hitze wurde durch den Fahrtwind etwas abgemildert“, sagt er. Richtig heiß sei es jedoch bei den Rastpausen geworden.

Atemberaubende Ausblicke

Belohnt wurden diese ersten Anstrengungen dafür schon mit atemberaubenden Ausblicken in die unendliche Weite der Landschaft, in der Schubert hinten am Horizent sogar noch die Ausläufer der Anden sehen konnte. „Der Blick über diese schier endlosen Sand- und Hügelflächen war so beeindruckend, dass ich mir selbst etwas verloren vorkam“, sagt der Halterner.

Doch das war erst der Anfang. Am dritten Tag ging es „bei der ersten richtigen Hammeretappe“ von San Pedro aus hinauf zum Gipfel des „Paso de Jama“ (4700 Meter hoch). Dabei konnte sich die Gruppe auf den ersten acht Kilometern noch „gemütlich einrollen“, bevor es dann die nächsten 42 Kilometer gnadenlos bergauf ging. Schubert war hier als ausgewiesener Bergfahrer in seinem Element, doch er gesteht: „Bei 4000 Metern hat es mich dann schon aus den Socken gehauen.“

Bedingt durch den gesunkenen Sauerstoffgehalt in der Luft bekamen die Extremsportler um Schubert kaum noch Kraft auf die Pedalen. Es ging nur noch langsam voran und die Gruppe kämpfte mit jedem Höhenmeter.

Am vierten Tag stand dann ein Flugtransfer in die weiter nördlich gelegene Stadt Calama an.

„Wow-Effekt“

Von hieraus führte die Route in weiteren Tagesetappen um jeweils rund 100 Kilometer weiter in Richtung Bolivien. Dort wechselten sich stetig schwierige Passaufstiege mit rasanten Abfahrten ab. Auf diesen Etappen, so Schubert, habe er einfach immer wieder den totalen „Wow-Effekt“ erlebt. „Du fährst unten auf der Piste bei 40 Grad, siehst nur pastellartige ineinander übergehende Farbtöne, aber wenn du nach oben schaust, ragen rauchende und trotzdem schneebedeckte Vulkangipfel in einen strahlend blauen Himmel“, erzählt er.

Es folgte die große Abschlusstour von Bolivien zurück nach Chile hinunter in Richtung Pazifik. Schubert zieht ein positives Fazit der Reise: „Es war schon ein sehr spezielles Erlebnis, doch der Traum von Hawaii ist noch nicht ausgeträumt“.