„So wie es gelaufen ist, ist das mehr als schade“ Josef Ovelhey über seinen Rücktritt in Merfeld

Josef Ovelhey über seinen Rücktritt bei SF Merfeld
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Am ersten Wochenende ohne Bezirksliga-Fußball seit langer, langer Zeit wurde es Josef Ovelhey nicht langweilig. In der großen Familie Ovelhey in Marl waren gleich drei Geburtstage zu feiern. „Ich war ganz gut beschäftigt“, sagt der Trainer.

Eigentlich hätte der 65-Jährige am Sonntag beim Spiel zwischen den Sportfreunden Merfeld und SuS Stadtlohn an der Seitenlinie gestanden – wenn Ovelhey nicht in der letzten Woche seinen Dienst beim Dülmener Dorfklub quittiert hätte. Ein Rücktritt, der in der Szene viele überrascht hat.

In der Saison 2022/23 hatte der Marler mit dem Klub eine der besten Saisons der Vereinsgeschichte abgeliefert. SF Merfeld verpasste am letzten Spieltag durch eine 0:1-Niederlage im Spitzenspiel bei Vorwärts Epe den Titel. In der Aufstiegsrunde zur Landesliga im Anschluss war der Vizemeister nach einer feucht-fröhlichen Teamfahrt nach Amsterdam ohne Chance.

Aber in der laufenden Saison sind die Sportfreunde nie in Schwung gekommen. Für Josef Ovelhey zeichnete sich das seit dem Sommer ab. Einige Probleme seien „hausgemacht“, andere schlicht Fußballerpech.

Schwere Saison zeichnet sich früh ab

Eine miese Vorbereitung mit einem oft dezimierten Kader. Daraus resultierend fehlende Fitness. Verletzte Spieler. Dazu noch eine nicht sonderlich ausgeprägte Bereitschaft zur Selbstkritik. Zutaten, aus denen schnell ein unbekömmlicher Saison-Eintopf entsteht.

Nach einer 1:2-Niederlage beim VfL Ramsdorf Ende Oktober rutschten die Sportfreunde erstmals auf einen Abstiegsplatz. Eine Woche später unterlag Merfeld nach 3:0-Führung zur Pause gegen den RSV Borken noch mit 3:4.

In der Woche darauf traf sich Josef Ovelhey mit dem Spielerrat, um die Lage zu beraten. Die Frage für den Trainer: „Wie bekommen wir es gemeinsam hin, da unten rauszukommen.“ Im Verlauf der Diskussion war es mit Gemeinsamkeiten aber nicht mehr weit her. Über die Gründe für die Misere erzielten Coach und Kicker keine Einigkeit.

Auf den Klub lässt Ovelhey nichts kommen

„Teile der Mannschaft wollen in eine andere Richtung gehen als ich“, sagt der Trainer. Für den stand nach der Diskussion fest, dass es unter diesen Bedingungen keinen Sinn mache, weiter zusammenzuarbeiten. Nach einer kurzen Nacht und einigem Grübeln erklärte der Marler seinen Rücktritt.

Auf den Verein lässt Ovelhey trotzdem nichts kommen. „Der ist super geführt. Es gibt in Merfeld viele engagierte Menschen. Und trotz der sportlichen Malaise ist das Umfeld immer ruhig geblieben.“ Umso mehr hat ihn das Ende getroffen. „So wie es jetzt gelaufen ist, ist das mehr als schade.“

Josef Ovelhey bei einem Merfelder Gastspiel beim SV Lippramsdorf.
Zur Not trägt er auch den Eiskoffer: Josef Ovelhey bei einem Merfelder Gastspiel beim SV Lippramsdorf. © Juergen Patzke

Aber so sei das eben im Fußball: Manchmal nutze sich eine Zusammenarbeit ab. „Es läuft eben nicht immer so wie beim SV Lippramsdorf.“ Bei den Halternern brachte es Josef Ovelhey bekanntlich auf rekordverdächtige 18 Dienstjahre, in Merfeld ist nach knapp zweieinhalb Jahren Schluss.

„Wer Interesse hat, soll anrufen“

Und wie geht es nun weiter? Dass er kurzfristig als „Feuerwehrmann“ bei einem darbenden Klub einsteigt, kann sich der Marler zwar nur schwer vorstellen. „Aber grundsätzlich ist es so, dass ich gern Trainer bin. Ich schaue mal, was sich ergibt.“

Was sein Training anbelangt, achtet Josef Ovelhey darauf, methodisch weiter auf Ballhöhe zu sein. Bei der Anbahnung eines Jobs sei er aber „alte Schule“. Das heißt: „Ich werde jetzt nicht meine Vita in der Gegend herumschicken und Vereine auffordern: ‚Bitte meldet euch!‘ Wenn einer der Meinung ist, ich könnte interessant sein, soll er anrufen.“

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