Spiele zwischen den D-Junioren von SW Röllinghausen und Spvgg. Erkenschwick haben es in dieser Saison offenbar in sich. Schon im November des vergangenen Jahres hatte die Begegnung für Schlagzeilen gesorgt, obwohl sie damals gar nicht stattfand. Das hatte auch etwas mit einem Beitrag in einem Podcast zu tun, den unter anderem der bekannte TV-Autor, Hörfunk- und Fernseh-Moderator Micky Beisenherz regelmäßig veröffentlicht.
Um die Brisanz des Spiels zu verstehen, sei ein kurzer Rückblick gestattet: Im November des vergangenen Jahres sollte es auf der Jule-Ludorf-Sportanlage in Oer-Erkenschwick eigentlich zum Spiel der beiden U13-Teams kommen. Aufgrund der Tabellenkonstellation hätte es ein Topspiel werden sollen. Eine andere Konstellation verhinderte aber, dass das Spiel überhaupt ausgetragen wurde.
Am 19. November 2022, einige werden sich bestimmt daran erinnern, hätte nämlich die Spvgg. Erkenschwick mit ihrer ersten Senioren-Mannschaft im Viertelfinale des Westfalenpokals bei Landesligist RW Erlinghausen antreten sollen. Das Spiel wurde wegen erheblicher Sicherheitsbedenken mehrfach verschoben und soll nun mit einer begrenzten Zuschauerzahl am kommenden Mittwoch (19.30 Uhr) im Diemelstadion in Marsberg endlich stattfinden.
Damals aber hatten sich viele Spvgg.-Anhänger für den besagten Pokal-Samstag nichts vorgenommen und wollten - auf Einladung der Jugendabteilung - als Alternative zur entgangenen Tour ins Sauerland stattdessen zum U13-Spiel zwischen Erkenschwick und Röllinghausen pilgern - 50 Liter Freibier inklusive.
Die Röllinghäuser verzichteten kurzfristig auf das Auswärtsspiel, gaben als offizielle Begründung an, dass sie zu viele kranke Spieler hätten. Es gab aber wohl eher Bedenken von Eltern und Verantwortlichen. Vor einer - womöglich alkoholisierten Fan-Gruppe - wollte niemand zum Spiel am Stimbergstadion auflaufen.
SW Röllinghausen schlägt Spvgg. Erkenschwick 3:2
Das rief den in Recklinghausen geborenen und in Castrop-Rauxel aufgewachsenen Micky Beisenherz auf den Plan, der - eher ironisch - in seinem Podcast „MML“ vom größten Skandal im Weltfußball an dem besagten Wochenende sprach. An dem Samstag startete übrigens auch zeitgleich die umstrittene Fußball-WM in Katar. Micky Beisenherz, dessen Bruder Andreas Co-Trainer bei der Erkenschwicker U13 ist, bezeichnete die Röllinghäuser Eltern in seinem Podcast als „Tröten-Eltern“ und machte sich auch sonst eher unbeliebt bei den Schwarz-Weißen.
Und da man sich in einer Saison im Fußball bekanntlich immer zweimal sieht, kam es nun zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Jugendteams.
Dieses Mal fand das Spiel statt auf dem Rasenplatz an der Klarastraße in Röllinghausen. Die Gastgeber siegten verdient mit 3:2. Die Stimmung schaukelte sich nach Abpfiff hoch. Und es kam sogar zu einer Tätlichkeit vor den Augen von Schiedsrichter Patrick Rechenberg, der ausgerechnet Beisenherz‘ Bruder Andreas als Übeltäter ausmachte und diesem die Rote Karte zeigte.
Ein Video von der besagten Szene wurde unserer Redaktion zugespielt. Dort ist auch zu sehen, dass zunächst ein Röllinghäuser Verantwortlicher auf den Erkenschwicker Co-Trainer zugeht und diesen mit der Hand am Hinterkopf berührt. Andreas Beisenherz schubst den Röllinghäuser weg und sieht dafür die Rote Karte.
Micky Beisenherz hat die Tätlichkeit nicht gesehen
Staffelleiter Stefan Gramberg hat aufgrund der Eintragungen des Schiedsrichters im Spielbericht und den Schilderungen im beigefügten Sonderbericht bereits die Einleitung eines Sportstrafverfahrens gegen Andreas Beisenherz eingeleitet.
Wieder schaffte es das U13-Spiel auch in den eingangs erwähnten Podcast. Dieses Mal war Micky Beisenherz sogar Augenzeuge der Partie, war auf Einladung seines Bruders extra aus seinem Wohnort Köln zur Klarastraße angereist, wie er erzählt. „Classico statt irgendeine Loge in einem Shrimps-Tempel - da, wo es wehtut“, sagt Micky Beisenherz dazu.
Die Szene aber, in der sein Bruder Andreas sich zu der Tätlichkeit hatte hinreißen lassen, habe er nicht genau gesehen, versichert Micky Beisenherz und sagt mit einem Augenzwinkern: „Das ist aber mein Bruder, wie ich ihn kenne. Es gab so kleine Scharmützel mit dem Trainer der gegnerischen Mannschaft. Mein Bruder ist streng genommen der Diego Simeone von Erkenschwick. Nur dass Simeone teilweise doch eher eine Zurückhaltung an den Tag legt. Das kann man meinem Bruder aber nicht vorwerfen.“
Andreas Beisenherz selbst würde am liebsten zu der ganzen Angelegenheit nichts sagen. „Ich habe mich auch vor unseren Spielern dafür entschuldigt und meinen Rücktritt angeboten“, sagt der 51-jährige vierfache Familienvater und hofft, dass wieder Ruhe zwischen beiden Mannschaften einkehrt. „Dass sich die Wogen glätten, dazu haben weder der Röllinghäuser Trainer und leider auch ich mit unserem Verhalten nicht beigetragen.“ Das Kreissportgericht hat die Vereine bereits aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben.
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