Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Sport Kreissportbund Recklinghausen will Vereinen helfen

Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Sport: Kreissportbund Recklinghausen will Vereinen helfen
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Das Land NRW und der Landessportbund stellen sich gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt im Sport und haben dafür einen Kooperationsvertrag zu diesem Themenbereich geschlossen. Die Kreis- und Stadtsportbünde sollen nun die sich daraus ergebenden Aufgaben in ihren Einzugsgebieten in der Praxis umsetzen.

Petra Völker, die Geschäftsführerin des Kreissportbundes Recklinghausen, möchte im Rahmen der Kampagne „Schweigen schützt die Falschen“ den kreiszugehörigen Sportvereinen konkrete Hilfestellungen bei dieser schwierigen Aufgabe geben. Sie sagt: „Wenn wir mit unseren Bemühungen auch nur ein Kind vor Schmerz und Leid bewahren können, ist schon viel gewonnen.“

Dafür erarbeitet sie mit ihrem Team ein Schutzkonzept, an dem sich später die Vereine orientieren können. Unter anderem sollen auch die „Sporthelfer“, die zum Beispiel als Unterstützung der Trainer beim Turnen behilflich sind, integriert werden.

Mammutaufgabe

Aber auch der Kindergartenbereich, wo es im Rahmen der Bewegungsförderung ebenfalls wichtige Ansatzpunkte gibt, soll von Völker einbezogen werden. Aktuell entwickelt Jugendfachkraft Shirin Assad ein Konzept.

Völker ist sich der Mammutaufgabe mit über 545 zum Kreis gehörenden Sportvereinen sehr wohl bewusst, sagt aber: „Wir müssen mögliche Gefahrenquellen in den bestehenden Strukturen aufzeigen und dafür sensibilisieren.“

Als praktischer Einstieg sollen die Übungsleiter geschult werden, um schon möglichst früh entsprechende Signale von Kindern aufzunehmen. „Für viele Kinder und Jugendliche sind die Trainer oft echte Bezugspersonen und somit erste vertrauensvolle Ansprechpartner“, so Völker.

Als begleitende Maßnahmen nennt sie die Einforderung von polizeilichen Führungszeugnissen für Übungsleiter. Völker freut sich über die Kooperation mit dem ATV als größtem Halterner Sportverein und sagt: „Damit haben wir einen starken Partner gefunden, der sich des Themas aktiv annimmt und schon eigene Schutzmaßnahmen erarbeitet, die auch spezielle Schulungen für Trainer und Übungsleiter enthalten.“

Zehn-Punkte-Programm

Völker will das Thema in den Vereinen enttabuisieren und gleichzeitig aber auch in Krisen- und Verdachtsfällen die notwendige Orientierung geben, um die eigene Handlungsfähigkeit zu erhalten. „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, in den Vereinen eine gewaltfreie Schutzatmosphäre zu schaffen und diese auch zu erhalten.“

Der Landessportbund NRW gilt seit Langem als führend bei der Entwicklung und Umsetzung von präventiven Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt im Sport. Zum Schutzauftrag der Sportvereine und -verbände für die besonders zu schützende Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen gehört es ebenso, Maßnahmen zur Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt im Sport zu erarbeiten, diese zu kennen und innerhalb der Vereinsstrukturen zu verankern.

Das Engagement des Landessportbundes NRW basiert auf einem Zehn-Punkte-Programm. Dazu gehören auch ein Ehrenkodex, ein Handlungsleitfaden für Sportvereine und der Elternkompass zur Unterstützung der Elternarbeit.

Trainern und Mitarbeitern aus den Sportvereinen wird vom Kreissportbund die Möglichkeit gegeben, sich beraten zu lassen, sich fortzubilden und im Verdachtsfall Unterstützung zu erhalten. Der Kreissportbund betrachtet die Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Sport als Querschnittsaufgabe und setzt auf eine Vernetzung mit den örtlichen Fachberatungsstellen im Kreis.

Nichts tun keine Option

Auch im Rahmen der Qualifizierungsarbeit soll das Thema enttabuisiert werden. Jeder neu auszubildende Übungsleiter nimmt verpflichtend an einer Impulsveranstaltung zum Thema „Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt im Sport“ innerhalb der Übungsleiterausbildung teil. Ziel ist es, die in Vereinen tätigen Trainer sowie Übungsleiter zu sensibilisieren und sie an ihre Vorbildfunktion zu erinnern.

Petra Völker ist sich bewusst, dass diese Aufgaben jetzt noch zusätzlich zu den vielen Aufgaben der Ehrenamtlichen kommen. Völker wünscht allen den notwendigen Mut zum Handeln. Nichts zu tun sei keine Option.