Gute Nachbarschaft kann ja eigentlich nie schaden. Im Kleinen, wenn es darum geht, sich mal einen Liter Milch oder ein Pfund Butter auszuleihen. Und sportlich, wenn diskutiert wird, sich einen neuen Verein zu suchen, ebenso. Genau das ist jetzt beim Recklinghäuser Bezirksliga-Absteiger Sportfreunde Stuckenbusch passiert. Es ist die Geschichte eines „Königstransfers, für den eigentlich noch ein anderer Begriff kreiert werden muss“, wie der Trainer sagt.
Nun ist es nicht überliefert, ob sich Andre Borkenstein, Sportlicher Leiter in Stuckenbusch, und Tim Forsmann als gute Nachbarn jemals Milch und Butter gegenseitig von Haustür zu Haustür gereicht haben. Sicher ist nur eines: Über Fußball kamen die beiden schnell ins Plaudern. Und da Borkenstein und Forsmann höchst kommunikative Typen sind, war der Draht schnell da. Und das mit durchschlagendem Erfolg für einen Verein, der sich in der vergangenen Saison zwar als tapferes Kellerkind durch die Bezirksliga 9 kämpfte. Am Ende war aber ziemlich schnell klar: Der Stuckenbuscher Abstieg in die Kreisliga A ist nicht zu vermeiden.
In Olfen angefangen, später zum VfL Bochum
Und genau dorthin verschlägt es nun Tim Forsmann. Wer sich nur ein bisschen in der Fußball-Szene auskennt, der horcht auf und wird sagen: Kreisliga A? Wirklich? Stuckenbusch-Trainer Adi Przibilka jedenfalls sucht nach dem Coup also immer noch nach einem Begriff, der den des „Königstransfers“ noch etwas toppt. „Brot und Butter“, umgangssprachlich ja ein Synonym für das Unspektakuläre, das Alltägliche, passt vielleicht für Nachbarschaftshilfe. Aber nicht für diesen Transfer.
Tim Forsmann, jüngst 30 Jahre alt geworden, gehört also nicht zu der Spezies von Kickern, die man sofort in der Kreisliga A verortet. Als er drei Jahre alt ist, beginnt er in seinem Heimatort Olfen mit dem Fußball. Sein Talent bleibt den Spähern der Umgebung nicht verborgen. U17 und U19-Einsätze beim VfL Bochum folgen. Nach dem Fachabitur geht es im Seniorenfußball zunächst weiter bei SW Essen. Es folgt die seinerzeit fast komplette Beletage des Fußballs im Kreis Recklinghausen - Regionalliga inklusive: Spvgg. Erkenschwick, TSV Marl-Hüls. TuS Haltern, später und bis zuletzt nochmals Erkenschwick. Zwischendurch noch SG Wattenscheid 09 und LR Ahlen.

Den Aufstieg in die Oberliga hat Forsmann im Sommer 2023 mit der Spvgg. Erkenschwick geschafft. „Im Groll scheide ich auf keinen Fall aus“, sagt der Verteidiger. Dass es im Kader der Elf von Trainer Magnus Niemöller eng zugeht und die Konkurrenz groß ist, es war ihm bewusst. Und manche Prioritäten mögen sich als Neu-Mitglied im „Club der Dreißiger“ auch verschieben. Noch in diesem Jahr wird Forsmann heiraten.
„Ich war sofort überzeugt“
Doch ganz ohne Fußball geht es natürlich nicht. „Ich war nach den Gesprächen in Stuckenbusch sofort überzeugt“, sagt Forsmann. Die Zusammensetzung des Teams mit vielen Neuzugänge klinge spannend, Trainer Adi Przibilka kennt er schon seit langer Zeit. Der Coach selbst ist ebenfalls davon überzeugt, „dass Tim hier vielen etwas vorleben kann, sodass alle 100 Prozent geben.“
Um dann mit dem „Königstransfer plus“ sofort wieder in die Bezirksliga aufzusteigen? Trainer und Spieler wollen bei dieser Frage nicht zu dick auftragen. Ja, sie sind sich bewusst, dass am Recklinghäuser Leiterchen eine gute Truppe zusammengestellt wurde. Doch als Co-Trainer Nico Jablonka wie aus der Pistole geschossen auf die Frage nach dem Saisonziel antwortet, dass der Titel nicht gleich Pflicht sei („zwischen Platz eins und sechs“), nicken alle. „Hauptsache, alle haben erst einmal Spaß hier im Verein“, gibt Coach Przibilka derweil die Losung aus. Der Rest werde von selbst kommen. Dann aber vielleicht nicht nur mit Brot und Butter.