Zwischen Kritik und Akzeptanz Das sagen Spieler aus dem Fußballkreis RE zur neuen Kapitänsregel

Kapitänsregel: Zwischen Akzeptanz und Kritik: Stimmen aus dem Fußballkreis Recklinghausen
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Die Kapitänsregel, die seit einigen Monaten in allen deutschen Spielklassen gilt, wird im Fußballkreis Recklinghausen von den Kapitänen unterschiedlich aufgenommen. Während einige Spieler die Regel positiv bewerten, gibt es auch Kritik an der praktischen Umsetzung.

Jovica Cirkovic am Ball
FC 96-Kapitän Jovica Cirkovic (am Ball, Szene aus Spiel gegen SC Hassel) ist kein Fan der Regel. © Jochen Sänger

Kapitän des FC 96 wird deutlich

Besonders deutlich äußert sich Jovica Cirkovic, Kapitän des Bezirksligisten FC 96 Recklinghausen, der mit der neuen Regel wenig anfangen kann: „Ganz ehrlich, ich finde die Regel nicht gut. Emotionen gehören doch zum Fußball dazu, und wenn man gefoult wird, sollte man da schon darauf hinweisen dürfen.“ Cirkovic kritisiert, dass manche Schiedsrichter oft zu hart durchgreifen: „Gegen den VfB Hüls haben wir auf diese Weise drei Gelbe Karten bekommen.“

Zudem bemängelt er die fehlende Einheitlichkeit in der Anwendung: „Manche Schiris lassen Gespräche zu, andere zeigen sofort Gelb, wenn man nur ‚Ey‘ ruft. Es fehlt einfach das Fingerspitzengefühl.“

Steven Redl von der SG Horneburg sieht die Regel dagegen differenzierter. „Auch wenn man gefoult wird, muss man sich zusammenreißen. Es bringt nichts, lange mit dem Schiedsrichter zu diskutieren.“ Für Redl schafft die Regel mehr Ordnung auf dem Platz: „Es ist gut, wenn nicht jeder Spieler ständig quasselt. Und wir sollten dankbar sein, dass sich überhaupt noch so viele Schiedsrichter die Kreisliga antun.“

Allerdings teilt er Cirkovics Bedenken in Bezug auf den Ermessensspielraum der Referees: „Manche Schiedsrichter übertreiben es mit den Gelben Karten. Die Regel ist sinnvoll, aber nur, wenn der Schiri das richtige Fingerspitzengefühl hat.“

Verantwortung der Kapitäne wächst

Für Tarik Benchamma, Kapitän des SC Herten, ist die Kapitänsregel ein Schritt in die richtige Richtung: „Früher haben oft mehrere Spieler gleichzeitig gemeckert. Jetzt kann sich der Schiedsrichter auf eine Person konzentrieren, und das bringt deutlich mehr Ruhe rein.“

Benchamma betont die wachsende Verantwortung der Kapitäne: „Ich versuche immer, ruhig zu bleiben, und lasse mir die Entscheidungen erklären. Akzeptanz ist wichtig – wenn man das nicht macht, führt es in die falsche Richtung.“

Er glaubt, dass die Regel abschreckend wirkt: „Es dämpft die Beschwerden, auch wenn es nicht von heute auf morgen geht.“ Als ehemaliger Schiedsrichter sieht Benchamma das Geschehen aus beiden Perspektiven: „Ohne diese Erfahrung hat man schnell die Vereinsbrille auf.“

Tarik Benchamma
Tarik Benchamma ist ein Befürworter der Regel. © Ronald Brendel

Matthias Bernemann, Kapitän des FC 26 Erkenschwick, hat hingegen kaum Unterschiede durch die Regel bemerkt: „Ehrlich gesagt habe ich von der Regel nicht viel mitbekommen. Es kommt selten vor, dass ich zum Schiri zitiert werde.“ Trotzdem begrüßt auch er die Einführung: „Wir brauchen die Schiris, und alles, was ihre Arbeit erleichtert, ist sinnvoll.“

Regel braucht noch Zeit

Nico Genieser, Kapitän vom A-Kreisligisten BVH Dorsten, gehört hingegen zur großen Gruppe der Spieler, die die Regel grundsätzlich begrüßen, sich aber eine klarere Linie wünschen: „Aktuell ist es so, dass die Schiedsrichter die Regel unterschiedlich auslegen. Man sollte nicht jedem Spieler sofort Gelb zeigen, nur weil er sich mal mit dem Schiedsrichter unterhält.“

Klar ist, dass die Regel noch Zeit braucht, um sich voll zu etablieren – sowohl bei den Spielern als auch bei den Unparteiischen.