Nach rund 40 Jahren an der „Stange“ blickt Jörg Kasparek auf eine sehr erfolgreiche Kraftsportkarriere zurück, die er im vergangenen Jahr mit dem bereits vierten Deutschen Meistertitel krönte. Fast noch mehr freut er sich aber über seinen deutschen Rekord in der Disziplin Kreuzheben und gesteht: „Es war immer mein Traum, einmal in der Bestenliste ganz vorne zu stehen.“
Der seit 2005 in Haltern lebende, 54-jährige gelernte Bankkaufmann aus Recklinghausen begann schon 1987 mit dem Kraftsport. Ein Nachbar lud ihn damals ins Fitnessstudio ein. Kasparek folgte der Einladung und sagte begeistert: „Das finde ich toll.“ Ihm gefiel die gesamte Bodybuilding-Szene und schnell wurde Arnold Schwarzenegger zu seinem persönlichen Idol.
2007 wechselte er in den vereinsgebundenen Wettkampfsport und trat beim VfB Hüls ein. Dort erlebte er eine tolle Aufnahme und nach guten Trainingsleistungen folgte bald seine erste Wettkampfteilnahme bei den Westfalenmeisterschaften in Dortmund, wo er mit 190 Kilogramm im Bankdrücken auf Anhieb seine Klasse gewann.
„Wie in einer Endlosschleife“
„Das war genau mein Ding, da wollten alle genau das Gleiche und ich habe mich zum ersten Mal richtig verstanden gefühlt“, sagt er. Mit weiteren Erfolgen gewann er immer mehr Sicherheit und meldete 2013 erstmalig auch zu den NRW-Meisterschaften, wo er ebenfalls einen Titel gewann. Fünf Jahre später war es 2018 endlich soweit und Jörg Kasparek betrat die ganz große Bühne der Deutschen Meisterschaften.
Dass daraus eine in dieser Form mehr als außergewöhnliche Erfolgsstory werden würde, konnte zu diesem frühen Zeitpunkt keiner ahnen. Doch zur Überraschung aller hieß am Ende der Meister im Kraftdreikampf, der aus den Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben besteht, mit einer Gesamtleistung von 565 Kilogramm Kasparek.

„Bei der Siegerehrung erlebte ich auf dem Podium meinen bis dahin glücklichsten Sportmoment“, erinnert er sich. Davor ging er im entscheidenden letzten Kreuzheben „all in“ und setzte als letzter Starter mit einem erfolgreichen Heben alles auf die Siegkarte. „Selbst bei der späteren Heimfahrt lief der gesamte Wettbewerbsfilm in meinem Kopf, wie in einer Endlosschleife immer wieder ab“, erzählt er.
Zu diesen Gefühlen hat er mittlerweile für sich die Erklärung gefunden und resümiert: „Früher war der Sport einfach nur genug für mich. Mit den Wettkampferfolgen bemerkte ich, wie das emotional noch zu toppen ist.“
250,5 Kilogramm beim Kreuzheben
Und das gelang ihm danach 2018 und 2019 noch zwei weitere Male. 2020 gab es aufgrund der Corona-Pandemie keine Austragung, doch 2021 und auch im letzten Jahr gewann er erneut den Titel in seiner Altersklasse.
Doch das fiel dem Powerlifter nicht in den Schoß und er sagt: „Ich habe ganz gezielt auf den nächsten Titel hintrainiert.“ Besonders 2019 war für ihn mit der ersten Titelverteidigung ein besonders Jahr. In Heiligenrode gelang es ihm, den Vorsprung seines direkten Gegners zu pulverisieren, um dann im entscheidenden Kreuzheben alles klar zu machen.
Auch das Jahr 2021 verbindet Kasparek mit einem sehr speziellen Moment, denn ihm gelang im Kreuzheben ein ganz besonderer Coup: Nachdem sein Sieg schon feststand, ließ er beim letzten Versuch nochmals Gewicht zustecken und eroberte sich mit 250,5 Kilogramm zu seinem Meistertitel auch noch den deutschen Rekord in dieser Disziplin.
„Das ist die Grundlage für jeden Erfolg“
„Dieses Gefühl war einfach toll“, sagt er. Mit dem vierten Titel in Folge sind 2022 seine Leistungen endgültig zu Orientierungspunkten in der Szene geworden. Aber Jörg Kasparek will weitermachen und trainiert schon wieder fleißig für seine fünfte Deutsche Meisterschaft.
Mittlerweile für den TV Röhlinghausen startend, hebt und stemmt er vier Mal die Woche die Eisenstangen. „Auch als Champ muss man immer wieder zuerst die Qualinorm zur Deutschen Meisterschaft schaffen“, erzählt der 54-Jährige.
Dabei achtet er auf eine saubere Technik in der Ausführung. „Das ist die Grundlage für jeden Erfolg“, sagt er und rät: „Langsam an das maximale Limit herantasten, denn dann beginnt erst die eigentliche Arbeit mit der gewünschten Tiefenwirkung.“
Neben seinen eigenen Aktivitäten gibt er seine Erfahrungen auch seit vielen Jahren mit Erfolg als Trainer und Betreuer weiter. Für Kasparek ist sein Sport keine Last, sondern etwas, das er gerne und mit Genuss macht. „Ich kann mir ein Leben ohne Kraftsport überhaupt nicht vorstellen“, sagt er.
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