Eine Saison wie eine Achterbahn-Fahrt Halterner NASCAR-Fahrer erlebt direkt Höhen und Tiefen

Eine Saison wie eine Achterbahn-Fahrt
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„Das war total verrückt. Wie eine Fahrt auf der Achterbahn“, sagte der Halterner Rennfahrer Julien Rehberg total begeistert nach seinem ersten Start im 1,3-Meilen-Oval im niederländischen „Raceway“ von Venray.

Wie eine Fahrt auf der Achterbahn beschreibt Rehberg auch seine erste komplette Saison in der NASCAR Whelen Euro Series, dem europäischen Pendant der legendären US-NASCAR-Rennserie. Rehberg startete für das in Frankfurt beheimatete Team „Bremotion“ zum ersten Lauf auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia, Spanien.

Linksbremsen und Schalten ohne Kupplung

Danach folgten Rennen auf den legendären Rennstrecken von Vallelunga vor den Toren Roms, im „Home of British Motorsports“ in Brands Hatch (England) im „Nudeltopf“ (Ovalkurs) im niederländischen Venray und auf dem Czech Republic-Autodrom Most. Sein Heimrennen bestritt er in der Motorsport Arena Oschersleben und erlebte das große Serienfinale im belgischen Zolder.

Von Beginn an gelang es ihm, in seinem Renngerät – einem der bulligen Chevrolet Camaro V8 mit einem rund 400 PS starken 5,7-Liter-V8-Aggregat – eine so nie erwartete Konstanz zu zeigen. Er sagt: „Um die volle Leistung zu entfalten, die den Boliden ohne jegliche elektronische Fahrhilfen in weniger als vier Sekunden von null auf 100 katapultiert, musste ich mich zuerst an das Schalten ohne Kupplung und das für mich ungewohnte Linksbremsen gewöhnen.“

Das gelang ihm schon direkt beim ersten Lauf in Spanien, wo Rehberg die gesamte NASCAR-Szene mit einer starken Performance überzeugte und sich in beiden Rennläufen eine Top-Ten-Platzierung in seiner Klasse EuroNASCAR 2 (EN2) erkämpfte. Damit führte er auch die Rookie-Wertung an. Er sagt: „Als auf dem Podium die Nationalhymne erklang, habe ich ergriffen mitgesungen.“

Julien Rehberg auf dem Siegerpodest, der Halterner hält den Pokal für Platz eins in der Hand
Julien Rehberg beim Saisonfinale in Zolder. Auch in der kommenden Saison geht er als NASCAR-Fahrer an den Start. © Horst Lehr

Im zweiten Lauf vor den Toren Roms überzeugte der 18-Jährige erneut mit einer hervorragenden Leistung, die mit dem dritten Sieg ihren Höhepunkt fand. Bei einem zusätzlichen Start in der Pro-Klasse wollte er wichtige Fahrpraxis sammeln, sagt aber: „Ich war selbst am absoluten Limit und doch fehlte am Ende eine Sekunde. Hier wird einfach brutal schnell gefahren.“

In der britischen Grafschaft Kent gelang ihm im ersten Lauf sein vierter Sieg. Doch beim zweiten Rennen erlebte er auch ein echtes Drama: Seinen fünften Sieg vor Augen, wurde er in der letzten Runde von einem übermotivierten Konkurrenten „abgeschossen“ und fiel so unverschuldet aus.

„Eine wichtige Erkenntnis“

Sein erstes Rennen auf dem 1,3-Meilen-Ovalkurs in Venray kam dem echten US-NASCAR-Feeling noch am nächsten. Als aktuell Führender in der Rookie-Wertung reiste der Halterner danach zum „NASCAR GP“ ins tschechische Most. Dort erlebte er allerdings nach einem unglücklichen Startunfall und später hinzugekommenen technischen Problemen, wie dicht Sieg und Niederlage im Motorsport zusammenliegen.

Bei seinem Heimrennen gelang ihm zwar ein weiterer Sieg, doch auch hier musste er unverschuldet erneut einen weiteren Nuller mitnehmen. Trotzdem reiste Rehberg hoch motiviert zum großen Saisonfinale ins belgische Zolder. Er sagte vor dem Start: „Ich will hier nur mein Bestes geben und auf Sieg fahren. Was die vor mir erreichen, liegt nicht mehr in meiner Hand.“

Julien Rehberg in seinem NASCAR-Auto im Duell mit einem Kontrahenten
Immer am Limit: Julien Rehberg in seinem Boliden. © Horst Lehr

Diese eigene Vorgabe erledigte Rehberg mit zwei weiteren Laufsiegen einmal mehr mit Bravour. Damit gelang es ihm am Ende doch noch, den dritten Platz auf dem Siegerpodest der Rookie-Trophy zu erobern.

Rückblickend auf seine erste komplette NASCAR-Saison sagt er: „Für uns ist die wichtigste Erkenntnis, dass wir ganz vorne dabei sind. Auf dieser Basis wollen wir erneut angreifen.“