Als der Halterner Judoka Dieter Drees am 17. Juni 2023 zusammen mit seinen Vereinskameraden Peter Klingner und Achim Becker vom Halterner Judo-Club 66 die Urkunden zum 1. Dan (Schwarzer Gürtel), der die erste Stufe der Meistergraduierung symbolisiert, verliehen bekam, war das für alle drei ein ganz besonderer Moment. „Wir sind alle nicht mehr die Jüngsten und haben es trotzdem geschafft. Das war die endgültige Bestätigung, das Richtige zu tun“, sagt der 73-Jährige stolz.
Doch bis dahin war es ein langer Weg. Drees, der 1972 zusammen mit seinem Schwager dem Halterner Judoverein beitrat, wollte von Beginn an sein Können auch auf der Wettkampfmatte unter Beweis stellen.
„In der Ligazeit war Wettkampf eine neue Herausforderung“, erinnert er sich. Eine Momentaufnahme blieb ihm dabei in besonderer Erinnerung: 1977 hatte er wegen des Besuchs der KFZ-Meisterschule ein halbes Jahr nicht mehr trainiert. Doch die Kollegen der zweiten Mannschaft sagten damals überraschend: „Du musst uns heute unbedingt helfen“ und nahmen ihn einfach zu einem Wettkampf nach Gladbeck mit.
Training in mehreren Städten
Wegen der fehlenden Kondition blieb Dieter Drees in seinem Kampf nur die vorhandene Technik und es gelang ihm, mit einem überraschenden Griff den Gegner, einen Danträger, zu besiegen und somit zum Tagessieg der Mannschaft beizutragen.
Mit seinem Eintritt in den Schuldienst 1982 folgte dann eine längere Judopause, die bis 2012 andauerte. In diesem Jahr luden ihn ältere Judokas einfach mal wieder zum Training am Sonntagmorgen ein. Das war für den Halterner die Initialzündung und er ist heute noch in der Trainingsgruppe. „Allerdings zeigte die ein oder andere körperliche Beeinträchtigung dann schnell einen immensen Nachholbedarf“, stellt er fest. Drees sagt lächelnd: „Es hat sich gelohnt, nach drei Monaten konnte ich mir wieder im Stehen die Schuhe zubinden.“

Während der Coronazeit installierte der Deutsche Judo-Bund mit „Black Belt“ (Schwarzer Gürtel) eine Initiative mit dem Ziel, auch ältere Judokas zu einer Dan-Prüfung zu motivieren. Daran angelehnt entstand in der Halterner Trainingsgruppe 2021 die Idee: „Das können wir auch“ und mit den geeigneten Kandidaten wurde die Idee schnell zur neuen Herausforderung.
Dieter Drees, der zunächst im Team bei den Vorbereitungen half, nahm nach einer klaren Traineransage ab dem zweiten Jahr die Dan-Prüfung auch als persönliches Ziel an. Ab da wurde drei bis vier Mal pro Woche sowohl in Haltern als auch im Katazentrum Dülmen, im Judo Budo Club Marl und im Leistungsstützpunkt Düsseldorf trainiert.
„Wir können doch heute eigentlich gar nicht durchfallen“
Stressig wurde es, als die Trainer im Frühjahr verkündeten: „Wir prüfen nicht wie geplant im November, sondern schon im Juni.“ Jetzt wurden die Trainingseinheiten in der Ju-no-kata, bei der als wichtigster Aspekt nicht geworfen werden darf, noch intensiver. Aber auch die Verknüpfung von Theorie und Praxis rückte stärker in den Vordergrund.
Am Prüfungstag bot der Landesleistungsstützpunkt Düsseldorf die passende Kulisse. Schon beim Betreten der Halle fühlten die Halterner Judokas einen gewissen Stolz, es überhaupt bis hierhin geschafft zu haben. „Wir können doch heute eigentlich gar nicht durchfallen“, sagte Dieter Drees.
Doch bis dahin galt es zuerst, den praktischen Prüfungsteil zu bestehen. „Die Prüfung beinhaltete Vorführungen aus der Ju-no-kata, immer zu zweit zusammen mit einem Wurfpartner“, erzählt der Halterner.
In rund zehn Minuten musste er als Ausführender verschiedene Fuß- und Handtechniken zeigen. Dabei achteten die Prüfer besonders auf ein ausgeprägtes Gleichgewicht der Vortragenden und natürlich im Besonderen auf die absolut korrekte Ausführung aller Übungen.
Großer Dank an die „Motivationsgeber“
„Ich bin mit einer gelungenen Handabwehr gestartet und konnte später bei Prüfungsteilen im Stand und beim Bodenprogramm die Richter überzeugen“, so Drees. Dabei half ihm speziell am Boden ein erhöhter Kraftaufwand. Nach der Abschlusstechnik galt es, mit einer letzten Konzentrationssammlung zurück in die Ausgangsposition zu gelangen, um nach dem „Kleiderrichten“ die Grüße an Richter und Gegner zu erbringen.
„Auch das muss unbedingt mit der richtigen Fußstellung ausgeführt werden. Sonst war alles umsonst“, erklärt er. Nach rund einer Stunde Pause folgte dann der theoretische Teil, der sich im Wesentlichen mit Fragen zu bestimmten Spezialtechniken befasste. Hier musste Dieter Drees unter anderem erklären, welche Griffe wann zur Anwendung kommen, und konnte seine Ausführungen mit kurzen Praxisdemonstrationen untermauern.
Am Ende behielt er mit seiner Vorhersage Recht. Die abschließende Verleihungszeremonie erlebte er wie in einem Film. Als ihm dann der Prüfer die Urkunde übergab, fühlte er nur eine tiefe innere Freude. „In dem Moment wusste ich, es ist geschafft“, sagte er.
Für Dieter Drees war neben dem rein sportlichen Aspekt im Besonderen immer der Umgang der Judokas untereinander ein prägender und wichtiger Aspekt im Sport. Auf seinem weiteren Weg will er gerne seine Erfahrungen weitergeben und lobt in besonderer Weise das gesamte Trainerteam des Halterner Judo-Club 66: „Die waren volle zwei Jahre unsere wichtigsten Motivationsgeber. Ohne deren Unterstützung wäre das alles nicht möglich geworden.“
Halterner (75) mit ewiger Vereinstreue : Judoka Karl Ammelburger im Portrait
„Kann mir ein Leben ohne Kraftsport nicht vorstellen“: Der Halterner Jörg Kasparek im Porträt
Bärbel Breuckmann im Porträt: Von einer Ahsener Scheune nach Flaesheim und zu drei DM-Titeln