Erst in den USA, dann bei WM in Costa Rica Halternerin überzeugt auch weiterhin international

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In ihrer nun zweiten Saison ist die Halterner Radsportlerin Jette Aelken im US-amerikanischen Radsport vollends angekommen. Nach ersten Überraschungserfolgen im vergangenen Jahr konnte die Architekturstudentin für ihre Universität, dem College of Art & Design (SCAD) in Savannah (Georgia), bei den US Cycling Road Collegiate Series erneut mit zwei Siegen und zwei weiteren Podiumsplätzen wichtige Glanzpunkte im Straßenradsport setzen.

Aber auch bei den prestigeträchtigen „Collegiate Nationals“, dem landesweit wichtigsten direkten Vergleichskampf aller US-amerikanischen Universitäten, konnte die schnelle Halternerin mit einem weiteren Top-Ten-Platz ihre Qualitäten unter Beweis stellen.

Teamkollegin mit Problemen beim Start

Hier finishte Aelken zunächst beim ersten Lauf in Auburn (Alabama) auf Platz drei und konnte bei der „Tiger Town Classic“, dem zweiten Lauf in Clemson, South Carolina, dieses Spitzenergebnis wiederholen. Danach ging es zurück in den Bundesstaat Alabama, wo in Anniston und Sumatanga gleich zwei weitere Rennen ausgefahren wurden. Siegreich in beiden Läufen sicherte sich die Halternerin damit zusammen mit ihren Teamkolleginnen Dagny Palmer, Kara Lilly, Julia Graliki und Talia Sullivan auch den dritten Platz in der Gesamtwertung.

Doch als großes Saisonziel hatte sich Aelken einen möglichen Sieg bei den „Collegiate Nationals“, die in diesem Jahr Anfang Mai in Albuquerque (New Mexico) ausgetragen wurden, gesetzt. Aufgeteilt in zwei Veranstaltungsteile startete die Halternerin zunächst mit ihren Mannschaftskameradinnen im Zeitfahrwettbewerb der Teams über rund 35 Kilometer. Hier ereignete sich bereits am Start ein erstes kleines Drama, weil eine Fahrerin einen zu „dicken Gang“ aufgelegt hatte und damit den „Startzug“ verpasste.

Ist längst voll im US-amerikanischen Radsport angekommen: Jette Aelken aus Haltern.
Ist längst voll im US-amerikanischen Radsport angekommen: Jette Aelken aus Haltern. © Privat

„Wir sind natürlich losgezogen und haben sie unterwegs nicht mehr gesehen“, so Aelken. Etwa bei Kilometer 10 gelang es ihr, die vorne im Wind fahrend den Zug anführte, den Anschluss an die Führenden herzustellen. Jetzt richtig im Flow wurde das Team unterwegs immer schneller und rollte am Ende auf Platz vier über die Ziellinie. Allerdings bemerkte Aelken dabei schon erste Erkältungsbeschwerden, die am Ende die Freude schon etwas trübten.

Halsschmerzen und Atemprobleme

Zum großen Showdown kam es dann beim Straßenrennen über 110 Kilometer. Jette Aelkens Beschwerden hatten sich zwar verstärkt, aber sie fühlte sich noch fit genug, um zu starten. Dabei erlebte sie auf den ersten zehn Kilometern immer mehr heftige Zweikämpfe. Sie sagt: „Alle wollten unbedingt eine Position in der ersten Reihe übernehmen.“

Nach zwei schwierigen Anstiegen zweigte die Strecke nach etwa 20 Kilometern rechts ab und führte auf geradem Weg die Sportler direkt zur gefürchteten „Wand“, wo es zuerst mit 5 bis 10 Prozent und am letzten Stück sogar mit gut 30 Prozent so steil bergauf ging, dass viele absteigen mussten. Aelken nutzte hier ihre spezielle „Bergfestigkeit“ aus und fuhr mit hoher Trittfrequenz auf Platz eins nach vorne. Doch auf dem nachfolgenden langen Flachstück musste sie abreißen lassen: „Ich bekam unterwegs immer stärkere Halsschmerzen und konnte nicht mehr richtig durchatmen.“

Obwohl sie danach am Berg noch einmal aufholen konnte, gelang es ihr nicht mehr, die Lücke zu schließen, und so rollte sie am Ende auf Platz neun über die Ziellinie. Nach der ersten Enttäuschung freute sie sich dann doch über das Top-Ten-Ergebnis und mit dem Team über Platz sechs im Gesamtranking.

Unterwegs in Costa Rica

Nach ihren hervorragenden Leistungen im US-College-Radsport wurde die Halternerin dann von Tim Böhme, dem Bundestrainer des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (ADH), für die Mountainbike-Entscheidungen bei den „Costa Rica 2024 FISU World University Championship Cycling“ nominiert. „Diese Einladung habe ich gerne angenommen.“

Bereits am ersten Wettkampftag der nur alle zwei Jahre ausgetragenen FISU-Weltmeisterschaften startete Jette Aelken in dem zwanzigköpfigen, hochkarätig besetzten Starterfeld zunächst im Sprintwettbewerb (XCE) auf dem Campusgelände der Universität von San Carlos. Nach der ersten Durchfahrt auf dem nassen, kurvenreichen Rundkurs schaffte sie es mit Platz sechs in die entscheidenden Ausscheidungsrennen, den Heats, wo im Kampf Vier-gegen-Vier nur die beiden Ersten weiterkamen.

Aelken pushte sich durch insgesamt drei Heats bis ins Finale vor, in dem sie am Ende mit Platz sieben ihr erstes Top-Ten-Ergebnis einfuhr. Sie sagt rückblickend: „Im Matsch ist mir einmal das Hinterrad ausgebrochen. Das hat sicher etwas Zeit gekostet.“

Wieder erfolgreich: Die Halterner Radsportlerin Jette Aelken.
Wieder erfolgreich: Die Halterner Radsportlerin Jette Aelken. © Privat

Bei 35 Grad Hitze und extrem hoher Luftfeuchtigkeit startete Aelken danach am zweiten Wettkampftag auch beim Hauptrennen, dem rund 20 Kilometer langen Cross-Country-(XCO)-Wettbewerb. Hier hatte der Veranstalter einen insgesamt fünf Mal zu durchfahrenden Rundkurs von je 3,8 Kilometer Länge abgesteckt.

Aelken: „Der Kurs hatte außer mit zwei Anstiegen keine besonderen technischen Herausforderungen.“ Nach einem diesmal eher bescheidenen Start kämpfte sich die Halternerin beim ersten Anstieg wieder zurück in die Spitzengruppe. „Da habe ich in zwei Minuten viele Positionen gut gemacht“, sagt sie. In der nächsten Runde konnte sie ihr hohes Tempo halten und weitere Konkurrentinnen überholen.

Nun in Schlagdistanz zur Spitze liegend, hatte sie bei der Einfahrt in die letzte Runde den Abstand auf Platz drei bereits bis auf zehn Sekunden heruntergefahren, als sie beim Gegensteuern in einer Kurve auf dem matschigen Untergrund einmal kurz aus dem Sattel musste. Doch Aelken gab nicht auf, setzte im Endspurt noch einmal alle Kräfte frei und überquerte mit knappem Rückstand auf Platz vier die Ziellinie.

„Ein tolles Erlebnis“

Obwohl sie damit das Podium knapp verpasste, freute sie sich dennoch über das tolle Ergebnis bei ihrer ersten Studenten-WM und sagt: „Bei dem etwas holprigen Start und dem Absteiger habe ich die am Ende fehlenden Sekunden verloren.“

Insgesamt zieht die Halternerin aber ein sehr positives Fazit ihrer Teilnahme: „Das war ein tolles Erlebnis und für mich ein sehr guter Einstieg in die kommende World-Cup-Saison.“