Legendäre Geschichten verbinden Generationen von Handballspielern mit Jens Körner. Sie erlebten ihn mitunter als introvertierten Knurrer, wenn er mal wieder nach dem Training alleine rauchend vor der Halle saß. Selbst der Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens hätte ihm dabei wohl neidische Blicke zugeworfen. Wer ihn kannte, wusste aber, dass hinter dieser harten Schale ein liebevoller und fürsorglicher Mann, Vater und Freund steckte.
Als fordernder Trainer ist er in der Handball-Szene weit über den Kreis Recklinghausen bekannt. Spieler, die zu seiner Hochphase des Schaffens nicht die 4000 Meter in seiner vorgegebenen Zeit gelaufen sind, wurden auf die nächsten 4000 Meter geschickt. Stets war er dabei aber Mentor, forderte von Spielern viel, in denen er das Potenzial gesehen hat. Am wichtigsten: Er sorgte sich menschlich um sie, manchmal auch auf seine eigene Art.
Sein Ruf eilte ihm stets voraus, denn bis zu einem wegweisenden Telefonat hatten wir noch nie gesprochen, uns nicht einmal gegrüßt. Er rief mich auf der Arbeit an, woher er meine Nummer hatte, verriet er mir nie. Gleich ging es zur Sache: Er skizzierte, wie er mit dem FC Erkenschwick die Landesliga halten will, was er dafür braucht und wieso er dafür mich kontaktiert. Wir redeten lange, Tage später sagte ich ihm ab.
Fast hätten wir uns nie wieder gesprochen. Noch einmal anzufragen, dafür wäre Jens Körner zu stolz gewesen. Zu meinem Glück blieb seine Mannschaft hartnäckig, ich wechselte doch. Und aus dem Trainer wurde schnell ein Mentor, aus dem Mentor schließlich ein Freund.
Ein fordernder Trainer
Jens Körner niemals kennenzulernen, wäre ein großer Fehler gewesen. Nach meinen ersten Trainingseinheiten, unzähligen Sprüchen, ob ich vorher noch nie in meinem Leben richtig trainiert hätte und langen Ermahnungen, was ich noch alles besser machen muss, habe ich das aber noch nicht gedacht. Er hatte seine eigene Art, Menschen zu motivieren.
Heute danke ich ihm für jeden Spruch, jeden Vortrag, vor allem aber für sein Ohr, das er mir in den letzten Jahren allzu oft schenkte, seine Ratschläge, die weit über das Sportliche hinaus gingen und für viele gemeinsame Abende, Seite an Seite, mit unvergesslichen Erlebnissen.
Es gab aber wahrscheinlich kein Telefonat, kein Gespräch, das sich nicht auch um Handball drehte – seine große Leidenschaft. Der Sport, den der in Halle an der Saale in der damaligen DDR aufgewachsene Körner in seiner Jugend lieben lernte. Den Feinschliff gab ihm ein Sportinternat in Ost-Berlin, ehe seine erste Spieler-Station im Westen Teutonia Riemke werden sollte. Bei den Bochumern endete schließlich auch seine Trainer-Karriere im Oktober 2022. Einvernehmlich trennten sich der Verbandsligist und Körner.
Was überwiegt, waren aber die Erfolge: Er führte den HSC Eintracht Recklinghausen, zu dem er zuerst als Spielertrainer gewechselt war, bis in die Oberliga. Mit Herne feierte er Verbandsliga-Erfolge und schaffte mit dem FC 26 Erkenschwick, den er im Abstiegskampf der Bezirksliga übernommen hatte, den Sprung in die Landesliga – später sogar den Klassenerhalt.
Legendenstatus in Oer-Erkenschwick
In Erkenschwick ist er damit zur Legende geworden, in der Willi-Winter-Halle wird man ihn nicht vergessen. Bis zuletzt war er gern gesehener Gast auf der Tribüne. Jens Körner ist am 25. April 2023 im Alter von 53 Jahren gestorben. Der Verein, seine Wegbegleiter sowie zahlreiche Handballer aus der Region trauern mit seiner Familie, seiner Frau und seinen beiden Töchtern.
Jetzt heißt es Abschied nehmen, mein Freund. Dein Handball-Verstand, deine Leidenschaft, jungen Menschen etwas beibringen zu wollen, aber ganz besonders deine wahrlich einzigartige Persönlichkeit wird uns fehlen: Ruhe in Frieden.