Vom Skateboard zum Bogen und WM-Titel Jan Georgi hat seine zweite Leidenschaft gefunden

Vom Skateboard zum Bogen und internationalen Titeln: Jan Georgi hat seine Leidenschaft gefunden
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Das 3D-Bogenschießen ist eine Spezialdisziplin beim Bogenschießen, bei der in der Natur auf einem speziell präparierten Rundparcours auf dreidimensionale, aus Schaumstoff geformte Tierattrappen geschossen wird.

Der Halterner Bogenschütze Jan Georgi blickt aktuell auf eine schon sehr erfolgreiche Karriere in dieser Sportart zurück, die er nach dem WM-Titel im vergangenen Jahr aktuell mit dem Titel bei den Europameisterschaften der Bogenschützen in Österreich sogar noch ergänzen konnte.

Begegnung mit einem „Hirsch“ führt zum Bogenschießen

Der in Celle geborene Georgi kam bereits 1999 nach Haltern. Wie so viele Jungs spielte auch er schon früh mit Pfeil und Bogen, entdeckte allerdings mit 11 Jahren seine Liebe zum Skateboard. Er entwickelte sich schnell zu einem Profi in diesem Sport, musste aber 2014 mit 30 Jahren aus gesundheitlichen Gründen sein Board in die Ecke stellen und sagt rückblickend: „Ich war ein echter Adrenalinjunkie und die Zwangsaufgabe war für mich damals eine schwierige Zeit.“

Doch 2016 eröffnete sich für ihn eine neue, faszinierende Sportwelt, als er bei einem Spaziergang zufällig einen Hirsch am Waldrand entdeckte. Als dieser sich auch beim Näherkommen nicht bewegte, erkannte Georgi bei näherem Hinsehen Einschüsse und stellte verblüfft fest: „Der ist ja aus Schaumstoff.“

Ein Griff zum Handy brachte die Aufklärung: Google Earth verortete seinen Standort mitten auf dem Trainingsgelände des „Jagdbogenclub Datteln“. Jetzt war sein Interesse geweckt, und auf der Website des Vereins sah er das Angebot zu einem möglichen Probetraining, das er am nächsten Tag auch direkt nutzte.

Auch in Österreich erfolgreich: Bei der EM gelang zuletzt im Team der große Wurf.
Auch in Österreich erfolgreich: Bei der EM gelang zuletzt im Team der große Wurf. © Privat

Nach seinem ersten Schuss mit einem Leihbogen war er total begeistert: „Ich bin dahin und nie wieder weg.“ Ein konsequentes Trainingsprogramm führte ihn bereits ein Jahr später zum ersten Start beim „Katharinen Turnier“ in Dorsten.

Jetzt endlich wieder im Leistungssport angekommen, wollte Georgi unbedingt dabei bleiben. Selbst nur im Mittelfeld setzte er sich ein klares Ziel: „Den Sieger will ich einmal schlagen.“

Als dann einige Zeit später der Dattelner Verein sein Trainingsgelände aufgeben musste, wechselte Georgi nach Dortmund. Die harte Trainingsarbeit brachte schnell auch erste sichtbare Erfolge. „Als wir Ende 2017 aus sieben Meter Entfernung das Zentrum aus einer Euromünze schießen konnten, war das schon ein besonderes Gefühl.“

Welt- und Europameister

Danach gelang ihm auch die Etablierung unter den Top Ten der deutschen Jagdbogenschützen und nach dem Wechsel zu den „Bowhunter Castrop“ erreichte Jan Georgi 2021 bei der Deutschen Meisterschaft in Fulda bereits einen dritten Platz. „Das war mein erster großer Erfolg auf nationaler Ebene“, erinnert er sich.

Als er auf der Medaille dann mit einem Steinbock auch noch sein eigenes Sternzeichen erkannte, stand für ihn fest: „Ich will auf jeden Fall weitermachen, auch auf internationaler Ebene.“ Das schaffte er bereits im Folgejahr 2022 bei den Europameisterschaften in Confolens (Frankreich), wo er im Einzelwettbewerb mit Platz eins in den ersten Wettkampftag startete, aber danach auch Rückschläge verkraften musste.

Am Ende verpasste er das Podium mit Rang vier nur knapp, freute sich aber später mit dem Deutschen Nationalteam über das gemeinsam erkämpfte EM-Silber.

Dieses Spitzenergebnis wollte er ein Jahr später mit der ersten WM-Teilnahme im finnischen Rovaniemi toppen. Allerdings herrschte am Polarkreis Mittsommer und zunächst galt es, die allgegenwärtige Sommerfliegenplage erfolgreich zu bekämpfen.

Jan Georgi und sein Team vermiesen Österreich die Heim-EM

Ein besonderes Erlebnis war für den Halterner der erste Wettkampftag, der mit einem Nachtschießen die Teilnehmer in den Wald auf den Parcours brachte. „Da war es auch mitten in der Nacht noch richtig hell.“ Mit den Plätzen drei bis fünf an den vier Wettkampftagen erkämpfte sich Georgi Bronze in der Einzelwertung und feierte am Ende mit seinen Teamkameraden Michael Goerk und Stefan Willsch, die beide Platz eins in ihren Klassen geholt hatten, seinen ersten Mannschafts-WM-Titel. „Das war mein persönlicher Olymp“, sagt er heute.

Volle Konzentration bis zum Schuss: der Halterner Jan Georgi.
Volle Konzentration bis zum Schuss: der Halterner Jan Georgi. © Olaf Krimpmann

Für das aktuelle Jahr zeichnete sich mit den „European Bowhunter Championships“ (EBHC) in Bad Klein-Kirchheim (Österreich) eine ganz spezielle Herausforderung ab. Georgi erklärt: „Wir wollten versuchen, die fast übermächtigen Österreicher bei ihrer Heim-EM zu schlagen.“

So reiste er zusammen mit seinen Teamkameraden in die Alpenrepublik, wo er im Einzelwettbewerb die drei Wettkampftage erneut auf Platz vier beendete. Ein Sieg und eine weitere Platzierung auf Platz fünf der Teamkollegen reichte in der Addition aller Ergebnisse für den abschließenden Gesamtsieg – und damit hatte das Trio sein Ziel erreicht.

„Bogenschießen ist für mich pure Leidenschaft“

Im weiteren Jahresverlauf plant er nun mit der Teilnahme an den Meisterschaften des „Deutschen Schützenbundes“ ein weiteres, für ihn neues Großprojekt. Dafür muss er allerdings zwangsläufig das Sportgerät wechseln: „Dort wird mit einem traditionellen Holzbogen geschossen.“ Den hat er schon zum täglichen Training bereitliegen.

Jan Georgi schaut positiv nach vorne, will auf jeden Fall weitermachen und sagt: „Bogenschießen ist für mich pure Leidenschaft.“