„Gruppendynamik motiviert und hilft“ Halterner Herzsportgruppe ist seit Jahrzehnten ein Erfolg

Lesezeit

Ohne ein gesundes Herz ist eigentlich Schluss mit Sport. Allerdings können gezielte Trainingseinheiten Herzpatienten nach Abschluss der kardiologischen Behandlung bei der Rehabilitation helfen, um ihre neuen, persönlichen Grenzen zu erkennen.

Um das zu ermöglichen, wurde in Haltern auf Betreiben des ehemaligen Chefarztes der Kardiologie im Halterner Krankenhaus, Dr. Beythin, bereits 1979 mit 13 Mitgliedern eine Herzsportgruppe gegründet. Die Behinderten- und Reha-Sport-Gemeinschaft Haltern (BRSG) führt das bis heute weiter. Die Vorsitzende Andrea Schmitz sagt stolz: „Aktuell haben wir drei aktive Herzsportgruppen mit jeweils rund 20 Teilnehmern.“

Viele verschiedene Übungen

Ulrich Gibsken (66), einer der qualifizierten Übungsleiter, erklärt: „Koronarsport mache ich jetzt schon seit 20 Jahren. Da ist vom Herzinfarkt und Bypass bis hin zur neuen Herzklappe praktisch alles dabei.“

Seine Übungseinheiten beginnen immer mit einem leichten Warm-up zur Muskelaufwärmung. Danach folgen erste Dehnübungen zur Kräftigung der gesamten Muskelstruktur im Oberkörper. Zum Einsatz kommen dabei unterschiedliche Hilfsmittel wie Bälle und Therabänder in verschiedenen Stärken.

Ganz wichtig für die meist schon älteren Teilnehmer ist der Gleichgewichtssinn. Diesen intensiviert und stärkt Gibsken mit abwechselnden Standübungen, wie dem Einbeinstand sowie mit seitlichen Geh- und Drehübungen.

Für die ebenfalls wichtige Ausdauer sorgen Intervalleinheiten. Dabei wechseln sich zwei Minuten schnellen Gehens und Laufens mit langsameren Bewegungsabläufen ab. Darüber hinaus sorgt Gibsken mit speziellen Stab- und Greifübungen, wie direkt zugeworfenen Bällen, für eine verbesserte Augen-Hand-Koordination.

„Ein wenig Muskelkater gehört auch dazu“

Zur prophylaktischen Vorbeugung und Verringerung der Sturzgefahr werden beim schnellen Wechsel von Hacke und Fußspitze auch Beine und Füße trainiert. Gibsken, der alle Übungen vormacht und die Teilnehmer aktiv begleitet, erklärt: „Ich will mit diesen gezielten Bewegungsabläufen einen gewissen Muskelaufbau fördern.“ Zur Auflockerung bittet er die Gruppe immer wieder zu gemeinsamem Federball- oder Hockeyspiel.

Klaus Hertzog ist mit 88 Jahren einer der ältesten Teilnehmer. Nach einem Herzinfarkt ist er 2014 der Gruppe beigetreten und sagt: „Das tut mir gut. Ich bin mittlerweile sogar schon Vereinsmitglied geworden.“

Ähnlich positiv sieht das der zehn Jahre jüngere Adolf Janlewing. Er ist seit rund drei Jahren dabei. Nach einem Infarkt wurde ihm vor kurzem ein Defibrillator implantiert. Er sagt: „Die Gruppendynamik motiviert mich und hilft mir weiter. Als ehemaliger aktiver Fußballer liegen mir die Übungen mit den Bällen am besten.“

Norbert Schäfer trainiert seit 2019 in der Gruppe. „Die Belastung ist hier gut ausgesteuert. Nach dem Training fühle ich mich immer wohl“, sagt er nach mehreren überstandenen Herzoperationen und ergänzt lächelnd: „Ein wenig Muskelkater am Tag danach gehört aber auch dazu.“

Immer unter ärztlicher Begleitung

Das unterstützt auch Jörg Hümmer. Er ist bereits seit 13 Jahren beim Herzsport: „Speziell die gemeinschaftlichen Koordinationsübungen finde ich gut.“ Bei allen Übungseinheiten, die immer unter ärztlicher Begleitung des Halterner Krankenhauses stattfinden, achtet Ulrich Gibsken indes penibel auf das jeweilige individuelle Leistungsniveau der teilweise über 80-jährigen Kursteilnehmer. Überlastung muss in den Trainingseinheiten vermieden werden.

Er will gerne weitermachen und sagt: „Ich mache das, weil man dabei spürbare Erfolge erlebt und ich viel positive Resonanz erfahre.“