Fußballkreis: Talsohle in der Jugend scheint durchschritten Aber das Sportgericht stöhnt auf

Fußballkreis: Talsohle in der Jugend scheint durchschritten: Aber das Sportgericht stöhnt auf
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War im Fußballkreis Recklinghausen die Zahl der Jugend-Mannschaften in den vergangenen Jahren stets rückläufig, so hat sich diese Entwicklung umgedreht - auch wenn die Zahlen weit entfernt sind von denen vergangener Jahre, als noch 800 Mannschaften und mehr gemeldet waren.

In der nun beginnenden Saison sind mehr Mannschaften für den Spielbetrieb auf Kreisebene gemeldet als noch in der Spielzeit zuvor. In konkreten Zahlen ausgedrückt: 670 männliche Jugendmannschaften gehen in den Spielbetrieb, das sind exakt 50 mehr als noch vor zwölf Monaten. Und auch bei den Juniorinnen gibt es eine erfreuliche Tendenz: Hier starten 50 Mannschaften (ehemals 39).

Kinder wollen raus an die Luft

Allerdings sind diese Zahlen sehr differenziert zu betrachten. Bei A-, B- und C-Junioren hat es kaum Bewegung gegeben, dafür sind die Zahlen bei den E- und D-Junioren zum Teil stark angestiegen. Was auf der Hand liegt: Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen hatten viele Vereine im Fußballkreis einen Boom bei den Minikickern zu verzeichnen. Und die sind älter geworden, rücken nun in eine neue Altersklasse.

Konkret bedeutet das, dass die Zahl der E-Juniorenmannschaften im Spielbetrieb von 127 in der vergangenen Saison auf 156 gestiegen ist. „Die Kinder wollen offenbar wieder raus an die Luft“, sagt Carsten Juraschek, der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses. Wobei es Aufgabe der Vereine ist, den Kindern über qualifizierte Übungsleiter und ausreichend Trainingszeiten die Lust am Fußball zu gewähren.


Dass es anders als in den vergangenen Jahren bei A-, B- und C-Junioren keine weiteren Einbrüche gab, führt der Funktionär zurück auf die veränderte Schullandschaft. „Ich glaube, das G8-Abitur hat den Vereinen die Sache damals nicht einfacher gemacht“, so Juraschek. Mit der Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren (G9) hat sich die Freizeit bei den Jugendlichen wieder erhöht.

Weiter kein eigener Juniorinnen-Spielbetrieb

Erfreulich auch: Nachdem in den vergangenen Jahren bei den Juniorinnen ein Abwärtstrend zu beobachten war, legen diese um elf Mannschaften zu. Allerdings könne damit weiter kein eigener Spielbetrieb aufgebaut werden, so Juraschek: „Ein Teil der Vereine sagt, dass sie sich mit ihrer weiblichen Jugend erst im Aufbau befinden. Sie haben erst mal nur für den Freundschaftsspielbetrieb gemeldet.“

Die A-Junioren der SG Suderwich starten nach dem Aufstieg in das Abenteuer Bezirksliga. Im Vergleich zur Vorsaison gibt es im Fußballkreis Recklinghausen nur ein A-Jugend-Team weniger.
Die A-Junioren der SG Suderwich starten nach dem Aufstieg in das Abenteuer Bezirksliga. Im Vergleich zur Vorsaison gibt es im Fußballkreis Recklinghausen nur ein A-Jugend-Team weniger. © Ronald Brendel

Der Fußballkreis Recklinghausen kooperiert daher weiter mit den benachbarten Kreisen. Nochmals Carsten Juraschek: „Alle Vereine nördlich von Flaesheim nehmen am gemeinsamen Spielbetrieb mit dem Kreis Ahaus/Coesfeld teil, die weiter südlich am Spielbetrieb im Bereich des Arbeitskreises Ruhrgebiet.“ Der umfasst die Fußballkreise Recklinghausen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Unna-Hamm. Für die Mädchen stehen damit weite Fahrten an - was aber nicht gerade ein Problem sei: „Letzte Saison ging es für einige bis nach Hagen. Die Vereine haben gesagt: Na und? Und sind hingefahren“, so Juraschek.

Lange Sperren sind keine Seltenheit

Allerdings hat die durchweg positive Entwicklung im Kreis ihre Schattenseite: Auch die Zahl der Sportgerichtsverfahren in der Jugend ist steigend. Mehr als 100 Verfahren hatte das Kreissportgericht in der vergangenen Saison in der Jugend einleiten müssen, wie auf Nachfrage der Vorsitzende Dieter Lasarz sagt. Etwa die Hälfte der Verfahren haben Spieler als Beschuldigte zum Gegenstand gehabt, bei den weiteren 50 Prozent hätten sich Trainer und Offizielle verantworten müssen.

„Die Tendenz gleicht der bei den Senioren“, sagt Lasarz. Bedeutet: Die Vorwürfe werden schwerwiegender, je näher die Fußballer ans Erwachsenenalter rücken. Sperrstrafen von sechs oder zehn Wochen seien in der Jugend keine Seltenheit mehr, so der Dattelner: „Ob C-, B- oder A-Jugend - das hält sich hier die Waage.“

Nur bei Spielfesten der Minikicker habe es in der vergangenen Saison keine Auffälligkeiten gegeben, die Gegenstand der Sportgerichtsbarkeit geworden seien. Das sei in der Vergangenheit schon mal anders gewesen, so Dieter Lasarz: „Da waren es dann in der Regel Eltern und Offizielle, die auffällig wurden. Und auch die waren die Ausnahme.“