Dreimal Klemm macht 134 Jahre FC-Coach wechselt sich und seinen Bruder gegen Bossendorf ein

FC-Trainer wechselt sich und seinen Bruder gegen Bossendorf ein
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„Das hatte ich immer schon mal vor“, sagt FC-Trainer Andreas Klemm. Die Idee, gemeinsam mit seinem Sohn Niklas (25) in einem Pflichtspiel für den FC 26 Erkenschwick auf dem Platz zu stehen, setzte der 56-Jährige am vergangenen Spieltag beim Sieg gegen den SV Bossendorf in die Tat um – eher aus pragmatischen Gründen.

„Bei uns hat wieder eine komplette Mannschaft gefehlt. Und ich hab‘ mich eine Minute vor Schluss dann selbst eingewechselt – eigentlich nur, um bei unserer wackeligen 2:0-Führung noch ein bisschen Zeit von der Uhr zu nehmen“, berichtet Andreas Klemm. 60 Sekunden zuvor hatte bei den Rapenern aus dem gleichen Grund schon Klemms jüngerer Bruder Dirk (53) den Platz betreten. Doch die beiden Fußball-Oldies hatten die Rechnung ohne Schiri Patrick Kutsch gemacht.

Der Unparteiische gab der Partie nämlich einen ordentlichen Nachschlag. „Als der Schiri elf Minuten Nachspielzeit angekündigt hatte, da wollte ich schon wieder runter“, erzählt Andreas Klemm. Doch er blieb im Spiel, gewechselt wurde bis zum Abpfiff nicht mehr. Die beiden Klemm-Brüder kamen am Ende sogar noch in den Genuss, in Höhe des Bossendorfer Strafraums einen erfolgreichen Doppelpass zu spielen. „Das war Tiki-Taka vom Feinsten“, erzählt Klemm und lacht.

Der 56-Jährige, der zuletzt vor vielen Jahren mal mit seinem Bruder Dirk für die Alten Herren von Rot-Weiß Erkenschwick gemeinsam auf dem Platz gestanden hatte, wagte zudem einen Torschuss. „Wenn man das so nennen darf. Der Ball ging weit über den Fangzaun hinaus. Ich wusste gar nicht, dass ich noch so viel Kraft habe“, scherzt Andreas Klemm.

Ein Bild, das man kennt: Andreas Klemm an der Seitenlinie. Gegen Bossendorf wechselte sich der FC-Trainer in der Schlussphase aber selbst ein.
Ein Bild, das man kennt: Andreas Klemm an der Seitenlinie. Gegen Bossendorf wechselte sich der FC-Trainer in der Schlussphase aber selbst ein. © Andreas von Sannowitz

Nach etwas mehr als 100 Minuten hatte der Schiedsrichter im „Glutofen“ Walter-Nilius-Sportpark dann ein Einsehen und pfiff die Begegnung ab. Da standen dann mit Andreas, Dirk und Niklas 134 Jahre Klemm auf dem Platz. „Das war schon ein besonderer Moment für mich“, sagt Andreas Klemm. Und eine einmalige Sache soll der gemeinsame Auftritt mit seinem Sohn auch nicht bleiben, wie der Übungsleiter verrät.

Seit den Mini-Kicker-Zeiten Trainer beim FC 26 Erkenschwick

„Wir haben nach dem Spiel geflachst. Eventuell, wenn am Saisonende alles entschieden sein sollte und es um nichts mehr geht, dann würden wir das wiederholen – aber mit ein paar Spielervätern mehr auf dem Platz“, sagt Andreas Klemm. Dazu muss man wissen, dass in der aktuellen FC-Mannschaft noch einige Spieler aktiv sind, die schon in den Minis für die Rapener spielten. Zu der Zeit, also vor fast 20 Jahren, war auch Andreas Klemm als Jugendtrainer beim FC eingestiegen, übernahm die Mannschaft und trainiert sie bis heute.

Niklas Klemm (r.), hier im Duell gegen seinen heutigen Mannschaftskollegen Mehmet Öztürk, stand am Sonntag mit seinem Vater Andreas und seinem Onkel Dirk gemeinsam auf dem Platz.
Niklas Klemm (r.), hier im Duell gegen seinen heutigen Mannschaftskollegen Mehmet Öztürk, stand am Sonntag mit seinem Vater Andreas und seinem Onkel Dirk gemeinsam auf dem Platz. © Andreas von Sannowitz (Archiv)

Und einige Spielerväter, wie zum Beispiel Michael Nöllecke, Vater von Torwart Dennis Nöllecke, sind ebenfalls heute noch regelmäßig bei den Spielen ihrer Söhne dabei. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Michael auch mitmachen und gerne mal mit seinem Sohn auf dem Platz stehen würde“, sagt Andreas Klemm.

Am kommenden Donnerstag (14. September) ab 19 Uhr im Kreispokalspiel gegen Bezirksliga-Tabellenführer FC Marl sei die personelle Lage übrigens nicht viel besser. „Wir hatten schon überlegt, ob wir überhaupt antreten sollen“, sagt Andreas Klemm. Zur Not wird er aber wohl wieder die Fußballschuhe einpacken – und ein Anruf bei seinem Bruder könnte sicher auch nicht schaden.