Derby-Drama zwischen TuS 05 Sinsen und TuS Haltern Fünf Platzverweise und Last-Minute-Sieg

Derby-Drama zwischen TuS 05 Sinsen und TuS Haltern: Fünf Platzverweise und Last-Minute-Sieg
Lesezeit

Wer sich die Fußball-Statistik zum Westfalenliga-Abstiegskracher zwischen dem TuS 05 Sinsen und dem TuS Haltern so anschaut, der wird staunen. Fünf Platzverweise – das gibt es nicht häufig. Dazu fiel der entscheidende Treffer für Haltern erst kurz vor dem Abpfiff.

TuS Sinsen geht in Führung

Doch wer nun denkt, dass das Derby zwischen den tabellarischen und geographischen Nachbarn aus Sinsen und Haltern ein besonders Unfaires war, der irrt gewaltig. Denn trotz der gleich fünf Roten Karten (drei davon Gelb-Rot), wird kein Beteiligter an überharte Fouls oder gar Beleidigungen etc. zurückdenken. Oft steckten die Karten beim Schiedsrichter an diesem verregneten Sonntagnachmittag schlichtweg zu locker. Aber von Beginn an.

Was in diesem Duell auf dem Spiel stand, war klar. Mit einem Sieg würde Haltern den Abstand auf Sinsen und damit auf die Abstiegsplätze auf sechs Punkte vergrößern und würde einen richtig großen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt gehen. Und tatsächlich sah es gut aus für das Team von Lukas Große-Puppendahl. Gleich zweimal trafen seine Jungs den Sinsener Innenpfosten, Zentimeter trennten den TuS von der frühen Führung. Doch dann kamen aus dem Nichts die Gastgeber.

Nach einem Standard kommt der Ball irgendwie im dritten Versuch zu Semih Gülsoy, der sich aus 30 Metern einfach mal ein Herz nahm und abschloss. Die Kugel kullerte unten rechts rein und sorgte für die viel umjubelte Führung (22. Minute). Doch eben dieser Gülsoy war es, der eine knappe Viertelstunde (38.) später den Platzverweis-Reigen eröffnete. Etwas übermütig grätschte er in einen Zweikampf, traf dabei sowohl Ball als auch Gegenspieler und wurde vom Schiedsrichter Nick Schitzik vom Platz gestellt.

„Ich habe nur den Ball getroffen“, monierte der Sinsener danach laut. Ändern konnte das aber bekanntlich nichts mehr, von nun an war der Gastgeber in Unterzahl. Doch auch das sorgte nicht unbedingt dafür, dass es ein einseitiges Derby wurde. Haltern war zwar bemüht und hatte die besseren Ansätze. So richtig gefährlich wurde es vor dem 05-Tor allerdings zu selten.

Kurz vor dem Seitenwechsel gab es dann sogar noch eine weitere Rote Karte für Sinsen. Von der Bank der Hausherren flog nach einer strittigen Entscheidung eine Trinkflasche aufs Feld. Der Unparteiische meinte, Co-Trainer Christian Kopse als Schuldigen ertappt zu haben und zeigte ihm für diese vermeintliche Unsportlichkeit direkt die Rote Karte. Doch auch das sollte auf das Spielgeschehen nicht den ganz großen Einfluss haben.

Der TuS Haltern jubelt über den Derbysieg.
Der TuS Haltern jubelt über den Derbysieg, Sinsens Linus Adlung schiebt Frust. © Braucks

Richtig verrückte wurde es nämlich erst nach geschlagenen 81 Minuten. Während die Halterner immer weiter anliefen, aber viel zu selten durchkamen, schwächte sich Sinsen erneut selbst. Ioannis Orkas zog gelb-vorbelastet Nils Fabisiak am eigenen Strafraum an der Schulter und stoppte so den Angriff.

Der Halterner nahm das Geschenk dankend an und der Schiedsrichter zeigte die Ampelkarte. Eine sehr harte, aber durchaus berechtigte Entscheidung, die dafür sorgte, dass 05-Coach Timo Koscholleck spätestens jetzt mit den Nerven am Ende war und kurze Zeit später wegen Meckerns selbst den Innenraum verlassen wurde. Rot, Nummer vier.

„Mir fehlen die Worte. Das ist vom Schiedsrichter einfach eine Frechheit. Die Gelb-Rote Karte hier, die Rote Karte da. Wenn man so ein Derby pfeift, dann weiß ich nicht, wo er die Lizenz gemacht hat“, war Sinsen-Trainer Timo Koscholleck nach dem Spiel außer sich.

TuS Haltern dreht Derby

Aber noch stand es ja immer noch 1:0 für Sinsen. Ein Ergebnis, dass das Kellerkind unbedingt mitnehmen wollte. Egal, unter welchen Umständen. Doch spätestens nun in doppelter Unterzahl konnte der Halterner Express nicht mehr aufgehalten werden. Erst veredelte Peter Elbers einen schönen Angriff über die rechte Seite zum Ausgleich, wobei Nils Bartke zuvor durchaus mit der Hand am Ball gewesen sein könnte (81.).

Und kurz vor Schluss drehte Janik Tönnes (87.) das Spiel endgültig. Dass dann in der Nachspielzeit der eingewechselte Paul Keller nach einem vermeintlichen Foul den ersten Platzverweis auf Seiten der siegreichen Gäste sah, machte den Derby-Wahnsinn nur noch komplett. „Die Jungs haben alles gegeben, so war es ärgerlich durch den Lucky Punch am Ende. Das war nicht verdient“, resümierte Koscholleck den möglichen Knock-Out im Abstiegskampf.

Auch sein Gegenüber weiß, dass es durchaus ein glücklicher Sieg war. „Drei Punkte waren alles, was zählt. Wir sind wahrlich nicht zufrieden, aber es ging nur darum, die Punkte zu holen und das haben wir geschafft. Wir mussten anrennen, die Jungs haben alles reingehauen. Vielleicht waren drei Punkte nicht verdient, einer auf jeden Fall“, sagt Haltern-Trainer Lukas Große-Puppendahl.

Sinsen: Richert – Zuk, Grezelka (90. Birli), Waldner, Karthaus, Gülsoy, Orkas, Speker (70. Keskin), J. Lubkoll, G. Lubkoll, Adlung (90. Akgül)

Haltern: Güzel – Bartke, Frasheri (74. Keller), Elbers (90.+1 Trachternach), Fabisiak (82. Costa), Schemmer (65. Bilski), Baysan (65. Tönnes), Anhuth, Sandkühler, Brinkert, Lehmann

Tore: 1:0 Gülsoy (22.), 1:1 Elbers (81.), 1:2 Tönnes (87.)

Rote Karten: Gülsoy (Sinsen/Grobes Foulspiel), Kopse (Sinsen/Unsportlichkeit)

Gelb-Rote Karten: Koscholleck (Sinsen/Meckern), Orkas (Sinsen/wiederholtes Foulspiel), Keller (Haltern/wiederholtes Foulspiel)